Geldfälscher haben in Stuttgart im großen Still Euro- und Dollarnoten nachgemacht. In Geschäftsräumen finden Ermittler Druckplatten und fertige Scheine. Die Dollarblüten haben es teilweise bis in die USA geschafft.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - In der Asservatenkammer des Landeskriminalamts (LKA) liegen seit Kurzem neben Drogen und Blüten auch zwei Bücher zum Thema Geldfälschung. Diese zweifelsohne verdächtige Fachliteratur fanden die Fahnder bei einem 35-jährigen Mann, der zusammen mit vier anderen Personen Dollar- und Euroscheine im großen Stil gefälscht und in den Umlauf gebracht haben soll. Alle fünf waren bereits im Februar in Stuttgart festgenommen worden. Da die Polizei aber noch im Umfeld der Tatverdächtigen ermitteln musste – unter anderem durchsuchten die Ermittler 15 Gebäude –, hat sie die Erfolgsmeldung erst jetzt veröffentlicht. Der 35 Jahre alte Hauptverdächtige und eine 54-jährige Frau sitzen noch in Untersuchungshaft. Die übrigen Verdächtigen sind wieder auf freiem Fuß. Bei dem Fall ging es aber nicht nur um Falschgeld. Gegen die Verdächtigen wird auch wegen Drogenhandels ermittelt.

 

Die Behörden hüllen sich in Schweigen

So ganz lassen sich die LKA-Ermittler nicht in die Karten schauen, wenn sie berichten, wie sie der Gruppe auf die Spur gekommen waren. Nur so viel verraten sie: „Es hat uns ein Hinweis erreicht“, sagt Horst Haug, der Pressesprecher der Behörde. Woher der Tipp kam, das bleibt freilich geheim. Die Spur führte in die Stuttgarter Rauschgiftszene, wo die Ermittler im Frühjahr 2013 ihre Arbeit aufnahmen. Sie kamen einem 27-jährigen Mann auf die Schliche, der gefälschte 100-Dollar-Scheine angenommen hatte. Bei der weiteren Suche fanden die Beamten heraus, dass der 35-jährige mutmaßliche Drahtzieher zusammen mit einem 42-jährigen Mann, der als Drucker arbeitete, in Stuttgart Räume gemietet und darin eine Fälscherwerkstatt eingerichtet hatte.

Die in der Werkstatt entdeckten Beweisstücke füllten etliche Kartons. In einem Hohlraum hinter der Wand waren mehrere Hundert Druckplatten und Heißprägefolien versteckt. Das Material war für die Herstellung von Euro- und Dollarnoten. Auch lagen dort Druckbögen, die noch nicht geschnitten waren, mit einem Nennwert von rund 80 000 Euro. Auf den unfertigen Fälschungen fehlten noch Hologramme und Sicherheitsstreifen. Außerdem lagen in dem Versteck eine Pistole und Verpackungsmaterial, teilt das LKA mit.

Auch in den USA sind Stuttgarter Blüten aufgetaucht

Zusammen sollen der 35-Jährige und der 42-Jährige seit 2010 Falschgeld hergestellt und in den Umlauf gebracht haben, und zwar in großen Mengen. Das Geld schaffte es auch über den Großen Teich: US-Behörden sollen in den Jahren 2011 bis 2013 insgesamt 79 Blüten von den Stuttgarter Geldfälschern abgefangen haben. Dabei handelte es sich um Ein-Dollar-Scheine.

Beim Verkauf der Blüten soll eine 54-jährige Frau als Vermittlerin agiert haben. Der 42-jährige Drucker sitzt in Italien in Haft. Er wurde dort wegen versuchten Mordes Anfang des Jahres festgenommen. Er hatte von 1994 bis 2009 eine Haftstrafe wegen Mordes verbüßt und war dann auf Bewährung entlassen worden. Der Mann war nach Italien gefahren, um Software zu besorgen. Zuvor hatte die Gruppe in China Hologramme besorgt.

Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht

Zu den im Februar festgenommenen Personen zählte noch ein Mann, der Kokain von dem 35-Jährigen gekauft haben soll, sowie ein weiterer Mann, bei dem Rauschgift, zwei Pistolen und Bargeld, das dem Drahtzieher gehören soll, gefunden wurde. Für die Ermittlungen durchsuchten die Fahnder 15 Wohnungen und Geschäftsräume in Stuttgart und der Region.

In Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr 4833 falsche Geldscheine beschlagnahmt. Der Trend ist rückläufig. 2009 wurden 6674 Scheine sichergestellt, seither gab es keine Steigerung mehr.