Der neue Bücherbus Moritz hat Platz für 5000 Medien. Die Ausstattung ist modern und umweltfreundlich.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Giebel/Hausen - Moritz kommt jeden Montag nach Giebel auf den Ernst-Reuter-Platz. Mit dabei hat er die Hexe Lilli, die Ponyfee, den Teufelskicker und tausende andere Helden. Moritz bildet zusammen mit Max die rollende Fahrbibliothek, die Bücherfreunde in Giebel, Hausen und 20 weiteren Stadtteilen mit Lesestoff versorgt. 5000 Medien haben sie jeweils an Bord, weitere 40 000 sind im Depot gelagert und werden nach Bedarf ausgetauscht. Max ist schon seit 1971 unterwegs, Moritz stieß 1978 hinzu. Max ist bereits zweimal durch modernere Fahrzeuge ersetzt worden. Auch für sein Zwillingsfahrzeug war es höchste Zeit für ein neues Gewand: „Der alte Moritz hat keine grüne Feinstaubplakette bekommen. Wir hatten für ihn eine Sondererlaubnis, die aber im September ausgelaufen ist“, erklärt Birgit Weinmann, die Leiterin der Fahrbibliothek.

 

Seit kurzem ist nun der neue Moritz im Einsatz. Der 18 Tonnen schwere, 530 000 Euro teure Bücherbus ist modern ausgestattet: Ein Beamer ist an der Decke installiert, im Heck lässt sich bei Bedarf eine Leinwand herunterziehen. Dort kann zum Beispiel eine Bilderbuchshow vorgeführt werden. Für die Mitarbeiter, die bei der Büchersuche und der Ausleihe behilflich sind, gibt es Laptops. Aber auch an zwei automatischen Schaltern können Besucher ihre Wunschmedien eigenhändig ausleihen oder zurückbuchen. „Kinder nutzen das ohne Scheu, Ältere gehen eher zum Personal“, beobachtet Weinmann. Solarzellen auf dem Dach unterstützen den Energieverbrauch der rollenden Bücherwelt.

Bücher für alle

Ob alter oder neuer Bus, das Prinzip der Fahrbibliothek ist dasselbe geblieben. „Wir bedienen Stadtteile mit Büchern, die keine Stadtteilbibliothek vor Ort haben“, sagt Weinmann. Zwar gibt es in Weilimdorf eine Filiale, doch die sei für Senioren oder Kinder oft zu weit weg.

Neben den Haltestellen, die Woche für Woche angefahren werden, besuchen Max und Moritz zudem 21 Schulen und 18 Kindergärten. Auf spielerische Weise werden die Kinder dort an die Welt der Bücher und auch an die Benutzung der Bibliothek herangeführt. „Wir versuchen, Kinder möglichst früh an den Bücherbus zu binden“, sagt Weinmann. Mit Erfolg: Die Erfahrung zeige, dass viele der jugendlichen und erwachsenen Besucher schon als Kinder die Fahrbibliothek genutzt haben.

Hemmschwellen abbauen

Ein Vorteil der Bücherbusse: „Bei uns ist alles klein und schnuckelig.“ So sei die Hemmschwelle gering, mal hineinzuschauen. Und auch das Personal ist in jedem Stadtteil dasselbe, damit ein vertrauter Bezug entstehe. Die Zahl der ausgeliehenen Bücher ist hingegen alles andere als klein: „In den Bussen wird so viel ausgeliehen wie in einer größeren Stadtteilbibliothek wie zum Beispiel in Zuffenhausen.“

Die Giebelerin Silke Haas kommt regelmäßig beim Bücherbus vorbei. So hat sie es nicht weit bis nach Hause, „das ist sehr komfortabel“. Ihr gefällt, dass sie auch telefonisch ein Buch vorbestellen kann, das sie dann beim nächsten Halt in Giebel abholen kann. Gleich nach ihr kommt die neunjährige Meryem an diesem Montag in den Bücherbus. Auf ihrem Arm stapeln sich sechs Bücher, die meisten aus der Reihe Conni. „Ich hoffe, dass ich nicht alle Bücher in einer Nacht durchgelesen habe“, sagt sie. Wenn doch, kann sie sich ja nächste Woche neue Bücher holen.