Sieben Jahre nach der Gründung des Fahrdienstvermittlers Lyft ist das Unternehmen nun an der Börse gestartet. Obwohl das Unternehmen bislang keine gewinne erzielt, hat es einen Börsenwert von 24 Milliarden US-Dollar. Die Lyft-Aktien fanden am Ausgabetag gleich reißenden Absatz.

Frankfurt - Der kleinere Konkurrent des Fahrdienstanbieters Uber hat in einem Punkt die Nase vorn: das kalifornische Unternehmen Lyft ist seit diesem Freitag an der US-Börse Nasdaq. Die Nachfrage nach den 30,8 Millionen Aktien war bei der Zeichnung in dieser Woche groß, innerhalb von nur 24 Stunden waren die Anteilsscheine platziert. Der Ausgabepreis konnte daher sogar über der ursprünglich geplanten Spanne von 62 bis 68 Dollar auf 72 Dollar festgelegt werden. Nach Einschätzung von Experten wäre sogar ein noch höherer Preis möglich gewesen, doch dafür hätte Lyft erst einen neuen Antrag bei der Börsenaufsicht stellen müssen. Lyft wird damit mit gut 24 Milliarden Dollar (21,38 Milliarden Euro) bewertet, mehr als etwa die US-Fluggesellschaft United Continental den Anlegern derzeit wert ist. Dem Unternehmen fließen dadurch knapp 2,3 Milliarden Dollar (2,05 Milliarden Euro) an frischem Kapital zu.

 

Unternehmen wurde 2012 gegründet

Dabei ist das 2012 gegründete Unternehmen, das derzeit – ähnlich wie Uber – Fahrdienste von privaten Fahrern in den USA und Kanada anbietet, noch längst nicht aus den Kinderschuhen. Zwar hat sich der Umsatz allein im vergangenen Jahr auf knapp 2,2 Milliarden Dollar verdoppelt – doch auch der Verlust stieg von gut 600 auf 911 Millionen Dollar (811,6 Millionen Euro), wie aus den Unterlagen hervorgeht, die das Unternehmen bei der Börsenaufsicht SEC vorlegte. Dennoch sind nicht nur die Investoren sondern auch Analysten davon überzeugt, dass Lyft und Uber eine gute Investition in die Zukunft sein werden. Sie rechneten damit, dass der Kurs der Aktie deutlich zulegen wird. Der erste Kurs der unter dem Tickerkürzel „LYFT“ gelisteten Papiere lag an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq bei 87,24 Dollar (77,72 Euro).

Lyft vermittelt wie Uber Fahrten mit privaten Fahrern, die von den Kunden per App bestellt werden können. Dafür kassiert das Unternehmen eine Vermittlungsgebühr. Trotz des rasanten Wachstums ist nicht absehbar, wann Lyft profitabel sein wird. Bis 2022, soweit reicht der Ausblick in den Börsenunterlagen, ist das nicht vorgesehen. Lyft liefert sich mit Uber einen Kampf um Preis und Marktanteile. Marktführer Uber kommt in den USA auf einen Marktanteil von 65 Prozent, Lyft dagegen nur auf 34 Prozent.

Fahrdienste sollen in Deutschland bis 2021 zugelassen werden

Ob und wann die Kalifornier den Kontinent verlassen werden und dem großen Konkurrenten nachfolgen, ist nicht bekannt. Uber ist inzwischen in 60 Ländern rund um den Globus vertreten. In Deutschland stießen die Amerikaner zwar auf Widerstand beim deutschen Taxigewerbe. Und auch die gesetzlichen Regelungen des Personenbeförderungsgesetzes sehen vor, dass Taxifahrer eine Lizenz brauchen und Fahrgäste versichert sein müssen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will Fahrdienste jedoch bis 2021 zulassen.

Dabei könnten auch die beiden Autokonzerne BMW und Daimler eine Rolle spielen, die mit ihrem gemeinsamen Car-Sharing-Angebot in die gleiche Lücke stoßen wollen. Auch der Autovermieter Sixt möchte sein mobiles Angebot an Fahrdiensten ausweiten. In 250 Städten kann man über Sixt-Partner mit der App aus einem Pool von 1500 Anbietern bereits seinen eigenen Fahrdienst oder Limousinenservice bestellen.

Lila Schnurrbart als Logo

Das kalifornische Unternehmen Lyft, das mit dem Logo eines lila Schnurrbarts bekannt wurde, stand lange im Schatten des ungleich größeren Konkurrenten Uber. Mit dem erfolgreichen Run auf die Wall Street profitieren jene Geldgeber, die dem Start-up auf seinem zwölfjährigen Weg am längsten die Treue hielten. Rund fünf Milliarden Dollar sammelten die Lyft-Gründer Logan Green und John Zimmer seit 2007 bei den Geldgebern ein.

Auch Uber wird nach Einschätzung von Experten noch im April an die Börse gehen. Bei dem Marktführer wird der Börsenwert auf bis zu 120 Milliarden Dollar geschätzt, das wäre mehr als die Börsenbewertung von Volkswagen und Daimler zusammen. Auch andere Unternehmern aus dem Silicon Valley werden den Lyft-Börsengang genau beobachten. In diesem Jahr plant eine ganze Reihe von ihnen den Gang an die Börse. Wird Lyfts Start an der Wall Street erfolgreich, dürfte das als ein gutes Signal für alle anderen interpretiert werden.

Weitere Unternehmen planen den Börsengang

Auf der Liste steht unter anderen Pinterest, eine Plattform für gepinnte Bilder und Shopping. Es ist die erste digitale Medienplattform seit Facebook-Konkurrent Snap, die sich an die Börse wagt. Snaps Börsengang war zunächst erfolgreich, doch dann stürzte die Aktie ab und notiert inzwischen deutlich unter dem Ausgabepreis. Der Wohnraumvermittler Airbnb will ab Sommer bereit sein für einen möglichen Börsengang. Der Big-Data-Analyst Palantir und die Kommunikationsplattform Slack haben ebenfalls die Börse im Blick.