In den Regionalzügen ziehen die Fahrpreise erneut an. Auch für Spartickets muss man mehr zahlen. Spürbar höhere Fahrpreise ergeben sich für viele Bahnfahrer durch eine Änderung des Preissystems im Nahverkehr.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Im Regionalverkehr wird Bahnfahren für Pendler und Reisende erneut teurer. Die Deutsche Bahn erhöht die Preise in den roten Nahverkehrszügen zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember im Schnitt um 1,9 Prozent, teils aber auch deutlich stärker. Für Sparangebote wie einige Ländertickets muss ebenfalls mehr bezahlt werden. Das geht aus internen DB-Informationen für den Vertrieb hervor, die unserer Redaktion exklusiv vorliegen.

 

Spürbar höhere Fahrpreise ergeben sich demnach für viele Bahnfahrer durch eine Änderung des Preissystems im Nahverkehr. Bisher erhöhen sich die Ticketpreise in Stufen, künftig wird wie zu Bundesbahnzeiten wieder kilometergenau gerechnet. Ein Beispiel: Bisher zahlt man für eine 15 Kilometer lange Fahrt im Regionalzug 3,80 Euro, für eine 16 Kilometer lange Fahrt dagegen 4,50 Euro. Ab 11. Dezember kostet die kürzere Fahrt 4,10 Euro, also 30 Cent oder fast acht Prozent mehr. Der Preis für die längere Fahrt bleibt gleich, der Abstand verringert sich also. „In Summe wird das Preissystem für die Kunden gerechter“, argumentiert die Bahn, teilt aber gleichzeitig mit, dass durch diese „Strukturanpassung“ die Ticketpreise im Schnitt um 2,7 Prozent steigen. Das gelte auch für Zeitkarten, die besonders Pendler häufig nutzen.

Auch für beliebte Sonderangebote im Nahverkehr müssen Bahnfahrer mehr zahlen. So kostet das Bayern-Ticket, mit dem man einen Tag quer durchs Land fahren kann, künftig am Automaten und im Internet 25 Euro, das sind zwei Euro oder fast neun Prozent mehr. Am Schalter und in der Agentur sind 27 Euro fällig. Bis zu vier Mitfahrer zahlen nun je sechs Euro, bisher waren es nur fünf Euro. Die Ländertickets für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden je einen Euro teurer, auch für Mitfahrer, und kosten künftig 24 beziehungsweise 26 Euro. Die Tageskarte für die Mitnahme des Fahrrads im Nahverkehr verteuert sich auf 5,50 Euro.

Preise im Nahverkehr steigen seit 13 Jahren

Die Preise im Nahverkehr der Deutschen Bahn steigen bereits seit 13 Jahren kontinuierlich zum jeweiligen Fahrplanwechsel im Dezember. In diesem Jahr hatte der Konzern die Fahrpreise in den Regionalzügen um im Schnitt zwei Prozent erhöht. Allerdings bestimmt die Deutsche Bahn nur für ein Fünftel aller Nahverkehrsfahrten selbst die Preise. Auf dem Großteil der Strecken entscheiden kommunale Verkehrsverbünde über die Tarife, die im Schnitt zuletzt teils noch stärker stiegen als die DB-Preise.

Noch offen sind die neuen Fahrpreise im Fernverkehr. Wegen der massiven Konkurrenz durch Fernbusse hatte die Bahn für 2016 auf die sonst üblichen Preiserhöhungen für ICE-, IC- und EC-Züge verzichtet und zudem viele Billigtickets schon ab 19 Euro angeboten. Das brachte zwar einen Fahrgastrekord im ersten Halbjahr, aber auch schrumpfende Renditen für den Tranportriesen, der voriges Jahr einen Milliardenverlust verbuchte. Bis 2020 will der Staatskonzern laut internen Papieren der DB Fernverkehr Zuschläge von 1,9 bis 2,9 Prozent pro Jahr durchsetzen. Ob das gelingt, daran gibt es aber auch intern Zweifel. Eine schwächere Konjunktur und eigene Qualitätsmängel könnten die geplanten Preismaßnahmen „negativ beeinflussen“, heißt es in den Unterlagen.