Auch das Bahnfahren wird teurer: Die Deutsche Bahn erhöht Mitte Dezember ihre Preise für Tickets im Fernverkehr. Wer noch zu alten Preisen fahren will, muss schnell sein.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Die bundeseigene Deutsche Bahn AG erhöht zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember die Fahrpreise im Fernverkehr sowie für die beliebten Bahncards um durchschnittlich 4,9 Prozent. Flex-Tickets, die flexibles Reisen ohne Zugbindung ermöglichen, kosten künftig im Schnitt sogar 6,9 Prozent mehr. Buchungsstart für den neuen Fahrplan mit allen Angeboten ist der 12. Oktober. Wer bis einschließlich 10. Dezember seine Reise bucht, fährt noch zu den alten Preisen.

 

Das gab der größte Staatskonzern nach der Beratung im Aufsichtsrat bekannt, bei der die Vertreter der Regierung und die Gewerkschaften Werner Gatzer, Staatssekretär von Finanzminister Christian Lindner (FDP), zum neuen Vorsitzenden wählten.

Die Bahn beteuert, man reagiere nur auf die Inflation

Das Unternehmen rechtfertigt die Aufschläge für die ICE- und Intercityzüge mit der Inflation von aktuell 8 Prozent und den explodierenden Energiekosten, die Transporte verteuern. „Deutschland erlebt derzeit die höchsten Preissteigerungen seit 50 Jahren“, betont die DB. Wie viele andere sei man gezwungen, auf die massiven Teuerungen mit Anpassung der Preise zu reagieren. Im Regionalverkehr war bereits Anfang September eine Preiserhöhung von im Schnitt 4 Prozent angekündigt worden.

Kleiner Trost für Schnäppchenjäger: Die Spar- und Supersparpreise sowie die Reservierungskosten für Sitzplätze bleiben gleich. Damit kann man die günstigsten Fahrkarten für bundesweite Zugreisen weiterhin schon ab 17,90 Euro (Super-Sparpreis) und 21,90 Euro (Sparpreis) erhalten. Auch den Super Sparpreis Young gibt es für Reisende unter 27 Jahren unverändert ab 12,90 Euro. Die Billigkontingente sind aber stark limitiert, gelten meist in Randzeiten für weniger ausgelastete Verbindungen, sind meist nur bei frühzeitiger Buchung noch erhältlich und oft rasch ausverkauft.

Auch Bahncards werden teurer

Auch die beliebten Bahncards, die 25 und 50 Prozent Rabatt auf die Ticketpreise ermöglichen, werden deutlich teurer. Für die 2. Klasse kostet die BC 25 künftig 59,90 Euro pro Jahr und damit drei Euro mehr, für die BC 50 werden 244 Euro und damit zehn Euro mehr fällig. Fast 200 Euro mehr müssen Vielfahrer für die BC 100 zahlen, die ein Jahr lang die Nutzung der Züge ermöglicht. Diese Netzfahrkarte kostet künftig 4339 statt bisher 4144 Euro.

Bei Pro Bahn stoßen die Verteuerungen erwartungsgemäß auf wenig Begeisterung. „Als Fahrgastverband halten wir teurere Tickets und Bahncards natürlich für wenig hilfreich bei der Verkehrswende“, sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann unserer Redaktion. Zumal die höheren Flex-Preise und Rabattkarten besonders die treuen Stammkunden der Bahn treffen, kritisiert der Experte. Wer als BC 50-Inhaber für rund 3000 Euro pro Jahr Flex-Tickets kaufe, zahle künftig gut 200 Euro mehr.

Verständnis für die Bahn

Allerdings hat Naumann Verständnis dafür, dass die Bahnunternehmen auf die höheren Kosten reagieren müssen. Mehr als die Bahn sei die Politik zu kritisieren, die es bisher versäumt habe, für einen Ausgleich zu sorgen. Direkte Energiekostenzuschüsse seien zwar schwierig mit EU-Recht zu vereinbaren, aber „eine deutliche Senkung der Trassenpreise bis auf die Grenzkosten ist erlaubt und würde allen Bahnen nutzen“, so der Experte.

Als Trassenpreise werden die Zahlungen bezeichnet, die Bahnunternehmen für die Nutzung von Gleisen und Bahnhöfen an die DB Netz AG zahlen müssen, welche die bundeseigene Infrastruktur verwaltet. Zur Entlastung in der Coronakrise wurden bereits für den Güterverkehr auf der Schiene diese Nutzungspreise stark gesenkt und der Bund zahlte dafür an die DB Netz AG einen Ausgleich für die Mindereinnahmen. Ein solches Modell sollten die Regierung und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) auch im Personenverkehr zeitnah umsetzen, fordert der Pro-Bahn-Experte.

Ticketpreise je nach Auslastung

Der DB-Konzern hat sein oft kritisiertes Tarifsystem mehrfach umgebaut. Während früher bei der Deutschen Bundesbahn feste Kilometerpreise galten, schwanken nach dem Vorbild des Flugverkehrs die Ticketkosten mittlerweile sogar tageweise je nach Auslastung. Seit 2016 passe man auch die früher festen Flex-Preise der Nachfrage an, um Anreize für Reisende zu bieten, auf weniger volle Züge auszuweichen, erläutert ein DB-Sprecher. An stärker nachgefragten Tagen wie rund ums Wochenende seien die Tickets etwas teurer, an schwächer nachgefragten Tagen dafür günstiger. Daher könne man anders als zuvor auch keine pauschalen Beispielpreise für bestimmte Strecken mehr nennen.