220 000 Radtouristen fahren jedes Jahr auf einem bequemen und sicheren Radweg um den Bodensee. Nur auf der Höri hörte er plötzlich auf.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Öhningen - Die Höri zwischen Radolfzell und Stein am Rhein ist schon ein besonders liebliches Stück Land. Das soll selbst der Schöpfer so empfunden haben. „Jetzt höri uff“, habe er beim Anblick seines Werkes ausgerufen und damit den Namen Höri in die Welt gesetzt. „Jetzt höri uff“, hieß es Jahrzehntelang aber auch für den Bodenseeradweg. Denn genau am Südufer der Höri bei Öhningen (Kreis Konstanz) hatte die 260 Kilometer lange Rundstrecke ihre letzte große Lücke.

 

Das ist nun vorbei. Nach 25-jähriger Planungs- und zweieinhalbjähriger Bauzeit ist dort jetzt ein neuer Rad- und Fußweg freigegeben worden. Auch wenn die offizielle Feier mitsamt einer ersten Radtour des Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne) coronabedingt ausfallen musste, ist es ein Meilenstein. Viele hätten ja nicht mehr daran geglaubt, dass der Radweg kommt, sagt der Öhninger Bürgermeister Andreas Schmid. Aber man habe hartnäckig um den 2,6 Kilometer langen Lückenschluss gekämpft.

Ein teurer Kraftakt

Billig war der Kraftakt nicht. 6,8 Millionen Euro mussten am Ende finanziert werden. Das Problem war vor allem der Grunderwerb. Mehrere Besitzer von Seegrundstücken wollten sich nicht von einem Streifen ihres Eigentums trennen. Langwierige Verhandlungen waren nötig, schließlich drohten sogar Enteignungen. Letztlich einigte man sich auf einen Kompromiss. Um Eingriffe und den Flächenverbrauch möglichst gering zu halten und andererseits endlich beginnen zu können, wurde der Radweg mit drei bis zu 57 Meter langen und 2,50 Meter hohen Mauern aus Naturstein abgestützt.

„Der Bodenseeradweg ist einer der schönsten Radwege Europas. Nun kann man auf dem Fahrrad lückenlos einmal um den See fahren. Dadurch kommen wir unserem Ziel näher, Baden-Württemberg zum Radtourismusland Nummer eins zu machen“, sagt der Verkehrsminister Hermann. Mehr als 220 000 Radfahrer umrunden jährlich den Bodensee. Zwischen Öhningen und Wangen mussten sie bisher unvermittelt auf die viel befahrene Landesstraße ausweichen. Noch wichtiger sei aber, dass auch die Kinder, die zum evangelischen Gymnasium in Gaienhofen oder zum Training radelten, jetzt sicherer unterwegs seien, sagt der langjährige Wangener Ortsvorsteher Siegfried Schnur.