Auf dem Übungsplatz der Jugendverkehrsschule können Menschen Sicherheitstraining mit dem Elektrofahrrad absolvieren. Wir waren dabei.

Stuttgart - Fahrradfahren kann doch jeder denken viele, bevor sie das erste Mal auf ein Elektrofahrrad steigen. Doch Klaus-Michael Knizler aus Degerloch hat die Erfahrung gemacht, dass die Lenkung bei Kurven anders ist, schwieriger als mit einem klassischen Rad. Vor zwei Jahren hat er sich ein Pedelec zugelegt und ist an diesem sonnigen Samstag bei einem Fahrsicherheitstraining bei der Jugendverkehrsschule im Stuttgarter Westen. „Ich möchte einfach mehr Sicherheit bekommen und einige Tricks lernen“, sagt der 67-Jährige.

 

„Ursache ist meistens Kontrollverlust“

Sechs Interessenten sind da, alle über 60. „radspaß – sicher e-biken“! heißt das kostenlose Training, das vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Baden-Württemberg und dem Württembergischen Radsportverband landesweit und kostenlos angeboten wird und auf eine Initiative von Verkehrsminister Winfried Hermann zurückgeht, nachdem die Unfallzahlen mit Pedelecs signifikant angestiegen sind. Das mit 880 000 Euro unterstützte Projekt schließt auch die Ausbildung von Trainern mit ein.

Einer von ihnen ist Rainer Gerstenlauer. Die Erfahrung habe gezeigt, dass 40 Prozent der Unfälle mit Pedelecs Alleinunfälle sind. „Die Ursache ist meistens Kontrollverlust über das Pedelec“, sagt Gerstenlauer. Beim Sicherheitstraining lernen die Teilnehmenden die Balance, Koordination und die motorische Handlungsfähigkeit auf dem Rad zu verbessern. Doch, bevor die Gruppe in die Praxis einsteigt, vermittelt Gerstenlauer einen theoretischen Überblick.

Rad soll nicht in der Sonne geparkt werden

Zunächst geht es um Begrifflichkeiten. Umgangssprachlich hat sich das Wort E-Bike durchgesetzt, aber meisten E-Bikes sind streng genommen gar keine E-Bikes, sondern Pedelecs. Hier wirkt der Motor unterstützend, wenn man in die Pedale tritt. E-Bikes hingegen haben gar keine Pedale - es fährt selbstständig und hat einen Gasdrehgriff wie bei einem Mofa und darf nicht auf dem Radweg gefahren werden. Bei den Antriebsarten der Pedelecs hat sich der Mittelmotor durchgesetzt, der von einem Akku angetrieben wird. Hier gibt Gerstenlauer wichtige Tipps: Um Diebe fernzuhalten sollte man den Akku beim längeren Abstellen des Rades rausnehmen, das Rad sollte nicht in der Sonne geparkt werden, weil der Akku explodieren könnte. „Und wenn die Ladeleistung immer zwischen 20 und 80 Prozent gehalten wird, verdoppelt isch die Ladezeit des Akkus“, sagt Gerstenlauer.

Pedalstellung beachten

Dann geht es rauf aufs Rad. Die Radler sollen zunächst ein Gespür für den Druckpunkt der Bremsen erhalten. Doch wie war das nochmal? Welcher Hebel für welche Bremse? Rechts für hinten, links für vorne. Das muss man verinnerlichen, weil die Vorderrad-Bremse im Notfall entscheidend sein kann, weil sie effektiver ist als das Pendant hinten. Und wer seine Bremsgriffe nicht dem Greifvermögen seiner Hände entsprechend einstellt, kann nicht effektiv stoppen. Dann sollte man auch wissen, welchen Unterstützungsmodus in Form von Eco, Sport, Tour oder Turbo man wählt. Die Teilnehmenden lernen deshalb, das richtige Zusammenspiel zwischen der normalen Schaltung und den elektrischen Unterstützungsstufen des Motors.

Vor dem Start gilt immer: beide Bremsen ziehen, die Pedalstellung beachten und der Blick über die Schulter nicht vergessen. Übung macht auch hier den Meister. Klaus-Michael Knizler viele Dinge mitgenommen und hat auch noch ein Kompliment für den Übungsleiter. „Man merkt, dass er mit Herz dabei ist und uns auch ernst nimmt“, sagt er. Wer Lust ein Training bekommen hat findet weitere Informationen gibt es hier.