Die SSB präsentiert ihren neuen Stadtbahnwagen auf dem Killesberg. Das Interesse ist groß: Jung und Alt sind vom Design der neuen Bahn angetan. Die neuen Fahrzeuge sind überdies behindertengerechter.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Jede Menge Fotografen drängen sich am Sonntag Nachmittag auf dem Bahnsteig. Welcher Star hält Hof an der Haltestelle Killesberg? Es ist weder der neue Trainer der Stuttgarter Kickers noch Chris de Burgh, der sich von seinem Auftritt in der Schleyerhalle erholt, sondern der neue Stadtbahnwagen, Typ S-DT 8.12, der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Ganz Mutige dürfen in der Fahrerkabine schon mal Probe sitzen. „Fühlt sich cool an“, sagt der zehnjährige Linus Bensien, ein Connaisseur der Stadtbahntechnik mit dem Berufswunsch U-Bahn-Fahrer (siehe nebenstehende Umfrage).

 

Kenner fotografieren den Lichteinfall, der durch den Fahrstuhlschacht fällt und auf dem hinteren Teil der Bahn reflektiert. Wieder andere stellen Fragen an das SSB-Personal und diskutieren, wie rollstuhlgerecht die neue Bahn ist. „Bei der Entwicklung haben wir eng mit Behindertenverbänden zusammengearbeitet und uns mit den Verbandsvertretern abgestimmt, um alle Wünsche zu berücksichtigen“, erklärt Sebastian Lucke, bei der SSB für die technische Entwicklung neuer Fahrzeuge zuständig, und zeigt auf den Mehrzweckbereich, in dem mehr Rollstühle und Kinderwagen Platz finden.

20 neue Fahrzeuge ab September im Einsatz

Zwei Wagen der neuen Stadtbahngeneration werden derzeit getestet, ein dritter folgt Mitte April. Insgesamt 20 neue Fahrzeuge sollen von September an im Stuttgarter Nahverkehrsnetz eingesetzt werden. „Und zwar nicht als Ersatzfahrzeuge, sondern als Erweiterung der Flotte“, erklärt Lucke. Die Nachfrage sei eben enorm gestiegen. „Zum einen durch neue Strecken wie die Verlängerung der U 12, die ab Herbst von Vaihingen bis in den Hallschlag fährt. Zum anderen durch ein anderes Nutzerverhalten“, so Lucke. Immer mehr Menschen würden das eigene Auto stehen lassen und statt dessen Bus und Bahn nutzen.

Nimmt man das Interesse an der Präsentation der neuen Stadtbahn als Maßstab, muss man Lucke recht geben. Die Besucher drängen sich in der Bahn und lassen sich den neuen Fahrerstand erklären, der dem Fahrer bessere Sichtverhältnisse und eine ergonomischere Armatur bietet. „Die Bahn fährt sich intuitiv“, erklärt Sebastian Lucke in seiner Funktion als Testpilot. Im Fahrverhalten darf sich das neue Schmuckstück der SSB-Flotte allerdings nicht allzu sehr von seinen Vorgängern unterscheiden: „Es wäre zum Beispiel fatal, wenn das Bremsverhalten ein anderes wäre, als bei unseren anderen Modellen, schließlich sollen unsere Fahrer alle Bahnen beherrschen“, so Lucke. Vor der endgültigen Zulassung der neuen Bahn durch die technische Aufsichtsbehörde wird der neue Stadtbahntyp noch mehrere Wochen getestet. Sebastian Lucke ist optimistisch: „Vor Überraschungen ist man nicht gefeit, bisher hatten wir aber kaum Störungen.“ Die SSB lässt sich ihre neue Bahn 3,8 Millionen Euro pro Fahrzeug kosten.

Das neue Flaggschiff wird derweil von den Besuchern weiter auf Herz und Nieren geprüft. „Das sind die neuen Lichtschranken zum Öffnen der Tür“, erklärt der Sohnemann dem Papa fachmännisch. Ein anderer Besucher misst die Türenbreite mittels Fußschritten. Es riecht neu, nach einer Mischung aus Kunststoff und Polster mit einem Hauch Plastik im Abgang. „Der Sitzkomfort ist wirklich überragend“, schwärmt eine Besucherin. Der Star ist an diesem Nachmittag eindeutig der neue Stadtbahnwagen.