Die Große Kreisstadt Filderstadt ist auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt. Die Kriterien sind nahezu alle erfüllt. Eine Siegel-Übergabe im Frühling erscheint deshalb als möglich.

Filderstadt - Für Hannelore Moll ist 2014 ein ereignisreiches Jahr gewesen. Bei der Filderstädterin laufen die Fäden zusammen, die zum Ende dieses Monats mit einer offiziellen Bewerbung verknüpft werden sollen: Filderstadt will in Zukunft nicht mehr nur fahrradfreundliche Stadt sein, sondern strebt auch das Siegel Fairtrade-Town an. Der Zertifizierungsprozess steht kurz vor dem Abschluss. „Nur noch ein Kriterium muss erfüllt werden“, sagt Moll. Wenn das der Fall ist, kann die Stadt Filderstadt bei der Organisation Transfair den Aufnahmeantrag stellen.

 

Quer durch die Republik gibt es bereits mehr als 300 Kommunen, die sich Fairtrade-Stadt nennen dürfen. „Fairtrade-Towns fördern gezielt den Fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer erfolgreichen Vernetzung von Personen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich für den Fairen Handel in ihrer Heimat stark machen“, heißt es auf der Internetseite des Vereins zur Förderung des Fairen Handels mit der Dritten Welt (Transfair), der die Fairtrade-Kampagne organisiert.

Kriterien sind nahezu erfüllt

Was so abstrakt klingt, haben Hannelore Moll und ein Initiativkreis gemeinsam mit zahlreichen Schülern (etwa bei der Erhebung des fairen Sortiments in den Geschäften) sowie eine Steuerungsgruppe aus Vereinen, Kirchen und lokaler Politik im zurückliegenden Jahr in die konkrete Aktion faires Filderstadt umgesetzt. Die geforderten fünf Kriterien für die Aufnahme in den Kreis der fairen Städte sind bis auf einen Punkt allesamt erfüllt. Zurzeit fehlt nur noch ein Gastronomiebetrieb, der sich dazu entschließen muss, mindestens zwei fair gehandelte Produkte auf seine Karte zu setzen. „Wir sind also auf der Ziellinie“, sagt Hannelore Moll. Sie ist zuversichtlich, die noch ausstehende Zusage in nächster Zeit zu erhalten.

Sobald diese vorliegt, soll die Stadtverwaltung das Signal für den Antrag erhalten. „Die Prüfung dauert dann in der Regel noch einmal sechs bis acht Wochen“, hat sich Moll bereits über den weiteren Ablauf informiert. „Wir hoffen, dass wir dann ein schönes Fest machen können.“ In welchem Rahmen dies sein wird, ist zurzeit noch offen. Die Initiativgruppe und die Steuerungsgruppe sollen bis Ende Januar über Vorschläge nachdenken. Gespräche mit der Stadtverwaltung über einen möglichen Termin stehen laut Moll noch an. Spätestens zur Übergabe des Siegels soll ein Einkaufsführer zu fairen Produkten in gedruckter und elektronischer Form fertig gestellt sein.

Faire Woche mit großer Resonanz

Zur Popularität der Aktion beigetragen hat im vergangenen Herbst auch die Faire Woche mit zahlreichen Veranstaltungen und entsprechend großer medialer Resonanz. Fast zwei Dutzend Veranstaltungen und Aktionen – von einer Podiumsdiskussion bis hin zum Kirchenkaffee – hatte der Initiativkreis auf die Beine gestellt. „Eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe“, fasst Moll zusammen, „die aber die Aktiven an die Belastungsgrenze gebracht hat.“

Finanziert wird die Bewerbungskampagne unter anderem aus Zuschüssen der Stadt und des Eine-Welt-Ladens Bernhausen. Der hat einen Teil der Einnahmen aus der Sammlung alter Handys für die Fair-Trade-Bewerbung zur Verfügung gestellt. „Im Laden werden alte Handys weiter angenommen“, sagt Hannelore Moll.