Es geht voran, doch fairer Handel ist immer noch eine winzige Nische. Ist Fair Trade eben doch nur ein Traum einiger Weltverbesserer? Die Macht der Verbraucher allein wird eine Wende kaum erreichen können. Nötig wären strengere Spielregeln für den globalen Handel.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten hat sich in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren fast verzehnfacht. Das klingt gewaltig. Doch eine Milliarde Euro Umsatz pro Jahr ist eine sehr überschaubare Summe, wenn man sie ins Verhältnis setzt zu den Gesamtausgaben der deutschen Verbraucher. Allein für Lebensmittel geben die Bundesbürger das 250-Fache aus. Was umgekehrt bedeutet: fairer Handel ist leider immer noch eine winzige Nische.

 

Dennoch: das Prinzip einer Wirtschaft, die am Gemeinwohl orientiert ist, die nicht Profit, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellen will, kommt an. In armen Entwicklungsländern profitieren inzwischen Millionen Menschen von den Vorteilen des fairen Handels und konnten dadurch ihre Lebens- und Arbeitssituation verbessern. Solche Erfolge sind jede Mühe wert und der beharrlichen Arbeit vieler Visionäre und Idealisten zu verdanken.

Jeder Verbraucher kann mit dem Kauf von Produkten aus kontrolliertem Handel seinen kleinen Teil zum Erfolg der Initiativen beitragen. Fair gehandelte Waren sind mittlerweile in Zehntausenden Geschäften zu haben, auch Supermärkte und Discounter haben das „Fair-Trade“-Siegel im Regal. Klar, die Produkte sind oft deutlich teurer als die groß beworbenen Sonderangebote der Handelsriesen. Aber das ist eben der Preis für eine Produktionsweise, bei der mehr auf soziale und ökologische Mindeststandards geachtet wird.

Der faire Handel will ein Gegenmodell schaffen zum Wachsen oder Weichen, zu Finanzinvestoren, die mit Rohstoffen spekulieren, zu Banken und Hedgefonds, die Weizen, Kaffee und Mais nur als profitable Anlagemöglichkeit sehen. Es ist der Traum von einer besseren, partnerschaftlichen Wirtschaftswelt, mit fairen Löhnen und Preisen, finanziellen Hilfen für kleine Erzeuger, mit Umwelt- und Klimaschutz, Qualifizierung, Bildung und Frauenförderung. Ein Gegenmodell zum Raubtier-Kapitalismus. Nur ein Traum einiger Weltverbesserer? Die Macht der Verbraucher allein wird eine Wende kaum erreichen können. Nötig wären strengere Spielregeln für den globalen Handel. Die aktuelle Politik allerdings steuert eher in die entgegengesetzte Richtung.