Das Team des Weltladens in Stuttgart-Degerloch kämpft ums Überleben. In Stuttgart-Vaihingen ist die Situation besser. Warum?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filder - Das Team des Degerlocher Weltladens hat um Hilfe gerufen. Wenn sich nicht bald neue ehrenamtliche Mitarbeiter finden, wird das Geschäft an der Rubensstraße Ende November schließen. Das haben die Mitglieder des Vereins Degerloch Fair beschlossen, denn zurzeit sind es lediglich fünf Personen, die sich die Dienste teilen. Das hat zur Folge, dass manche nahezu täglich hinter dem Tresen stehen. Obwohl ihnen die Arbeit Spaß macht, ist das zu viel (wir berichteten).

 

Peter Frommer vom Weltladen-Team in Vaihingen kann das gut verstehen. „Ich weiß gar nicht, wie die das mit nur fünf Leuten schaffen“, sagt er. In Vaihingen sei man in der komfortablen Situation, dass man immer 15 bis 20 Mitstreiter gehabt habe, die sich die Dienste im Laden teilen. Auf diese Weise übernehme jeder in der Regel etwa alle zwei Wochen eine Vier-Stunden-Schicht. „Natürlich haben auch wir immer mal wieder Abgänge, aber nie aus Frust, sondern weil die Menschen zu alt dafür werden. Wir sind ja alles ältere Herrschaften. Unsere Neuzugänge sind meistens Neurentner“, sagt Frommer.

Der Vaihinger Weltladen hatte sogar Expansionspläne

Doch wie findet das Team neue Ehrenamtliche, beziehungsweise wie finden die neuen Ehrenamtlichen das Team? Groß Werbung mache der Weltladen nicht, räumt Frommer ein. „Eigentlich ist das Glückssache“, sagt er. Der Vaihinger Weltladen sei bei der Freiwilligen-Agentur Stuttgart gelistet. Das sei ein Portal auf der Internetseite der Stadt, wo fündig werden könne, wer eine ehrenamtliche Tätigkeit suchte. Um immer mal wieder neue Mitstreiter zu bekommen, seien Berichte in den örtlichen Medien und nicht zuletzt Mund-zu-Mund-Propaganda hilfreich, ergänzt Frommer. Er könnte sich vorstellen, das Degerlocher Weltladen-Team vorübergehend zu unterstützen, um die Schließung des Ladens abzuwenden. Das wolle er demnächst mit seinen Kollegen besprechen.

Vor einiger Zeit hatten die Vaihinger sogar Expansionspläne. Nachdem das Kartenlädle direkt neben dem Weltladen dicht gemacht hatte, trug sich die Gruppe mit dem Gedanken, auch diese Fläche zu übernehmen. „Mittlerweile haben wir diese Pläne aber wieder ad acta gelegt. Das finanzielle Risiko war uns einfach zu groß“, sagt Frommer. Nun wird dort ein Friseurgeschäft einziehen. „Für uns ist das eine gute Lösung“, sagt Frommer, der froh ist, dass kein Nagelstudio oder Ein-Euro-Laden zum neuen Nachbarn wird.

Weitere Mitstreiter werden immer gesucht

Doch auch wenn es aktuell genügend Ehrenamtliche für den Verkauf im Laden gibt und eine Vergrößerung des Geschäfts derzeit nicht ansteht, ist das Team immer auf der Suche nach Verstärkung. „Unsere Arbeit im Hintergrund kommt aktuell ein wenig kurz. Wir würden gern wieder mehr Bildungsarbeit an den Schulen machen“, sagt Frommer. Auch die Internetpräsenz auf der eigenen Website und in sozialen Netzwerken wie Facebook könnte besser sein. „Dafür suchen wir vor allem junge Leute“, sagt Frommer.

Wer mitmachen will, schreibt eine E-Mail an r-p-frommer@t-online.de.