Seit 2014 ist Weil der Stadt Fairtrade-Town. Arbeit in Sachen fairer Handel passiert aber kontinuierlich. Dieses Jahr soll es um den Klimawandel gehen.

820 Fairtrade-Towns, mehr als 40 Fairtrade-Landkreise, Fairtrade-Schools und Fairtrade-Regionen gibt es inzwischen in Deutschland. Unter ihnen: Weil der Stadt. Seit 2014 ist die Keplerstadt als Fairtrade-Town zertifiziert, vergangenes Jahr erhielt sie das Siegel zum vierten Mal. Denn die Zertifizierung gilt nur jeweils zwei Jahre – daran, dass sich die Stadt also auch in Zukunft noch Fairtrade-Town nennen kann, muss eine speziell eingerichtete Steuerungsgruppe kontinuierlich arbeiten und entsprechende Kriterien erfüllen.

 

Alle helfen ehrenamtlich

„Wir treffen uns mehrmals im Jahr“, berichtet Sonja Nolte, Gemeinderätin der Grünen und Vorsitzende der Steuerungsgruppe über die Arbeit in Sachen Fairtrade-Town. Alle Mitglieder leisten die Arbeit ehrenamtlich. Zu den Kriterien, die sie für eine Rezertifizierung erfüllen müssen, gehört auch Öffentlichkeitsarbeit und Information der Zivilgesellschaft. „Im Rahmen der Frauenwochen wird am 22. März etwa ein Film gezeigt, in dem es um fairen Handel geht“, so Nolte. Informiert und auf das Thema aufmerksam gemacht wird auch an den Schulen, zuletzt mit einer Aktion, bei der faire Bananen verteilt wurden. Seit 2020 ist das Johannes-Kepler-Gymnasium zusätzlich selbst als Fairtrade-Schule zertifiziert.

Und nicht zuletzt muss in Weil der Stadt auch mit fairen Produkten gehandelt werden: So ist etwa die neu aufgelegte Stadtschokolade und der Kepler-Kaffee fair gehandelt. Und wenn es im Rathaus Kaffee gibt, wird dieser aus fairen Bohnen gebrüht. Zuletzt wurden außerdem Tafeln an den Ortseingängen aufgestellt, die auf die Zertifizierung hinweisen.

Fair gehandelt ist nicht gleich Bio

Nolte selbst ist seit rund vier Jahren Leiterin der Steuerungsgruppe und außerdem im Vorstand des Eine-Welt-Ladens aktiv. „Mich hat bei dieser Arbeit besonders überrascht, dass einige Menschen noch nicht wissen, was fairer Handel überhaupt ist“, berichtet sie. Fair gehandelt sind Produkte, bei denen Erzeuger entsprechend entlohnt werden, Rechte von Arbeiterinnen und Arbeiter gesichert sind, Kinder geschützt und Frauen gleichberechtigt sind. „Das sind meist Produkte, die hierzulande nicht wachsen“, erklärt Nolte. „Also Kakao, Kaffee, Zucker oder Reis.“ Sie wünscht sich, dass – wenn man sich ein Luxusprodukt wie Schokolade kauft – man doch besser zum etwas teureren, dafür fair gehandelten, Produkt greifen sollte, von dem dann letztlich nicht nur die Produzenten profitieren.

Inzwischen, so nimmt Nolte es wahr, gebe es auch im regulären Supermarkt immer häufiger fair gehandelte Lebensmittel. „Es ist nicht mehr so schwierig, da heranzukommen.“ Trotzdem heißt es: Augen auf beim Kauf. Nicht alle als solche deklarierten Produkte sind zum größtmöglichen Anteil fair gehandelt. Bei der Schokolade etwa könnte auch nur der Kakao, nicht aber der verwendete Zucker fair gehandelt sein. Darauf hin weißt dann das Fairtrade-Siegel mit weißem Hintergrund.

Die neue Zertifizierung von Weil der Stadt als Fairtrade-Town steht für das kommende Jahr an. Bis dahin ist bei der Steuerungsgruppe noch einiges in Planung. So hat man sich etwa darauf geeinigt, 2023 ein besonderes Augenmerk auf die Auswirkungen des Klimawandels zu werfen. Angedacht ist etwa eine Berichtsreihe aus den Ländern, die durch Vereine oder Projekte partnerschaftlich mit Weil der Stadt verbunden sind.