Bei den Protesten gegen die Coronamaßnahmen sind häufig auch Reichsflaggen zu sehen. Doch wofür steht die Reichsflagge und was wollen die Demonstranten damit aussagen?

Stuttgart - Die Farben der Reichsflagge Schwarz-Weiß-Rot gehen einerseits auf die Wappen der Hansestädte (Weiß und Rot) und andererseits auf Preußen (Weiß und Schwarz) zurück. Historisch gesehen, steht die Flagge für das Deutsche Kaiserreich, eine konstitutionelle Monarchie mit einem schwachen Parlament, unter Führung des deutschen Kaisers. Nachdem sie von 1867 bis 1871 die Flagge für Kriegsschiffe und Handelsschiffe des Norddeutschen Bundes war, wurde sie von 1871 bis 1919 die Flagge des Deutschen- und von 1933 bis 1935 die Flagge des Dritten Reichs.

 

Durch das Hakenkreuz ergänzt

Mit dem Reichsflaggengesetz von 1935 löste das Hakenkreuz die Reichsflagge zwar ab, die Nationalsozialisten hielten aber an den kaiserlichen Farben fest. Erst mit der Verabschiedung des Grundgesetzes am 8. Mai 1949 wurden Schwarz-Rot-Gold zu den Farben der Nationalflagge der BRD. Farben, die zuvor in der Weimarer Republik von Nationalkonservativen und radikalen Kräften als Schwarz-Rot-Senf verhöhnt wurden.

Symbol für Nationalismus und Demokratieverachtung

Da die Reichsflagge in Deutschland nicht verboten ist, verwenden rechte und rechtsextreme Organisationen sie schon lange auf Demonstration, um ihre antidemokratische, nationalistische Haltung zum Ausdruck zu bringen. Experten gehen davon aus, dass Demonstranten, die die Flaggen nun während der Coronaproteste tragen, dem Spektrum der Reichsbürgerbewegung bzw. der Souveränisten nahestehen. Viele von ihnen stellen die Legitimität der Deutschen Verfassung in Frage.