Am Gebäude der Staatsanwaltschaft prangt ein Schriftzug, der sich auf den Tod eines Mannes im September 2013 bezieht. Der 21-Jährige verbrannte in einem Auto auf dem Cannstatter Wasen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der Tatort ist nicht zufällig gewählt. An der Wand der Stuttgarter Staatsanwaltschaft ist in der Nacht zum Dienstag ein Schriftzug angebracht worden, der einen schweren Vorwurf gegen die Ermittlungsbehörde und die Polizei erhebt. Der Urheber bezieht sich unmissverständlich auf den Tod eines jungen Mannes, der sich am 16. September auf dem Cannstatter Wasen in seinem Auto verbrannt haben soll. „Mord“ steht dort geschrieben. Der Fall war deswegen besonders brisant, weil der 21-jährige Mann aus dem Raum Heilbronn am selben Tag einen Termin beim Landeskriminalamt (LKA) hatte. Er sollte dort im Zuge der Ermittlungsgruppe Umfeld befragt werden, weil er in der Vergangenheit zu rechtsradikalen Gruppen Kontakt gehabt hatte. Wenige Stunden vor diesem Termin verbrannte der Mann auf dem Wasen in dem Fahrzeug.

 

Das Datum ist falsch, der Name des Toten stimmt aber

Der Schriftzug an der Wand des Gebäudes nennt zwar das falsche Datum, aber den vollen Namen des Toten und eine nicht gut zu entziffernde Zeile, die „Lügen für NSU“ heißen könnte, sagt ein Sprecher der Polizei. Beamte der Staatsschutzabteilung haben die Ermittlungen übernommen.

Die Polizei war im September zu dem Ergebnis gekommen, dass der Mann sich selbst das Leben genommen hatte und kein Fremdeinwirken beim Anzünden des Autos feststellen können. Es gab zudem Hinweise, dass der Mann den Suizid bereits vorbereitet hatte, bevor er zu einem Gespräch ins LKA bestellt wurde. Der Fall wird zurzeit noch von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft untersucht, ist aber noch nicht endgültig abgeschlossen.

Der Staatsschutz bei der Polizei untersucht auch einen Fall von Schmierereien, die im Stuttgarter Westen an einem Reisebüro in der Schlossstraße entdeckt wurden. Dort waren vermutlich in der Nacht zum Samstag spiegelverkehrte Hakenkreuze angebracht worden. Die Kriminalpolizei bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 89 90-54 61 zu melden.