Zehn Jahre nach dem Verschwinden des britischen Mädchens Madeleine McCann setzen die Eltern ihre Hoffnungen auf die Ermittlungen von Scotland Yard. Gegen einen ehemaligen portugiesischen Polizisten wollen sie erneut vor Gericht ziehen.
London - Die Eltern des seit 2007 vermissten britischen Mädchens Madeleine McCann leben zehn Jahre nach dem Verschwinden ihrer Tochter eine „neue Normalität“. Das sagten Kate und Gerry McCann in einem BBC-Interview. „Seit Scotland Yard die Ermittlungen aufgenommen hat, ist eine großer Druck von uns gewichen, individuell und als Familie“, sagte Kate McCann in dem Interview, das am Sonntag veröffentlicht wurde.
„Echte Fortschritte“ bei den Ermittlungen der britischen Polizei hätten ihnen wieder Hoffnung gegeben, sagte sie. Scotland Yard hatte zuvor mitgeteilt, es gebe „entscheidende Ermittlungsstränge“, die zu einer Lösung des Falls führen könnten. Die Londoner Polizeibehörde ist seit 2011 mit dem Fall befasst.
Immer wieder gab es vermeintliche Hinweise auf Maddie
Ein ehemaliger BBC-Reporter, Clarence Mitchell, der zeitweise als Pressesprecher für die McCanns tätig war, berichtete in einem Gastbeitrag in der britischen Zeitung „The Telegraph“ von Enttäuschungen in den vergangenen zehn Jahren. Zweimal hätten sich die McCanns beinahe vor dem Ende ihrer Suche gewähnt, schrieb Mitchell am Freitag. Einmal habe ein anonymer Anrufer Hinweise auf einen Bauernhof in Spanien gegeben, an dem Madeleine angeblich festgehalten werde. Eine Durchsuchung habe aber nichts ergeben. Das zweite Mal sei ein blondes, Englisch sprechendes Mädchen in Marokko gesichtet worden, bei dem es sich um Maddie handle. Doch auch dieser Hinweis erwies sich als falsch.
Scotland Yard schließt Beteiligung der Eltern aus
Maddies Eltern wollen nun das Urteil eines portugiesischen Gerichts anfechten. Im Februar hatte der Oberste Gerichtshof in dem Land zugunsten des ehemaligen Chefermittlers Gonçalo Amaral entschieden. Der nach wenigen Monaten vom Fall abgezogene Kommissar hatte in seinem Buch „Die Wahrheit über die Lüge“ geschrieben, Maddie sei tot und die Eltern hätten dies vertuscht. Amaral muss entgegen einem früheren Urteil die McCanns nicht entschädigen und darf seine Behauptungen weiter aufstellen.
„Wir haben das noch nicht in die Wege geleitet, aber wir werden vor die europäischen Gerichte ziehen“, sagte Gerry McCann. Scotland Yard schließt eine Beteiligung der Eltern am Verschwinden Maddies inzwischen aus.
Die damals dreijährige Madeleine McCann war am 3. Mai 2007 aus einer Ferienanlage in Portugal verschwunden. Was genau mit ihr geschah, ist unbekannt. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie entführt wurde.