Die Familie von Horst Walz hat die Insekten in ihrem Garten in Ditzingen lieben gelernt. Inzwischen sind die Tiere weg. Für die Walz’ haben die Beobachtungen der Hornissen erstaunliche Erkenntnisse gebracht.

Ditzingen - Ein bisschen traurig ist Horst Walz schon darüber, dass seine tierischen Untermieter weg sind. Sie sind gestorben, um genau zu sein. „Seit voriger Woche, als es kälter und windig wurde, ist das Hornissennest leer“, bedauert der 79-Jährige. Die Tiere haben zuvor noch einen Großteil des Nestes aufgefuttert.

 

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Horst Walz erinnert sich noch genau daran, wie im Frühjahr immer mehr Hornissen in seinem Garten im Ditzinger Stadtteil Heimerdingen herumschwirrten. Dutzende habe er gesehen. „Darüber haben wir uns gewundert. Bis wir entdeckten, dass sie in unserem Vogelhaus am Ahornbaum ein Nest gebaut haben“, erzählt Horst Walz, der sich schon immer für Tiere interessiert. Jedoch seien Hornissen „eine neue Materie“. Gerne hätte Walz im Vogelhäuschen Rotkehlchen gehabt. Dass alles anders kam, nimmt er mit Humor. „Die Hornissen waren halt schneller.“

Fleißig den Sommer über

Zunächst werkelten die Insekten nur im Vogelhäuschen. „Wir konnten beobachten, wie sie durch das Loch hinein- und hinausflogen“, sagt Horst Walz’ Enkelin. Julia Walz wohnt im selben Haus wie ihre Großeltern. Über den Sommer seien die Tiere sehr fleißig gewesen. „Nach und nach konnten wir sehen, wie sie auch außerhalb des Vogelhauses gebaut haben.“

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Auf die Familie Walz übten die Hornissen eine große Faszination aus. Angst vor ihnen habe keiner, auch nicht vor Wespen, Bienen oder Hummeln. „Die machen überhaupt nichts. Wenn man ruhig bleibt, passiert nichts, selbst wenn sie den Arm hochlaufen“, sagt der 79-Jährige. Gestochen worden sei er noch nie. Deshalb hatte er auch keine Scheu, bis auf 40 Zentimeter an das Nest heranzugehen. „Ich habe die Tiere ewig beobachtet, vor allem beim Nestbau. Das ist hochinteressant“, findet der Senior. Dabei stellte er unter anderem eine Art Hausordnung unter den Tieren fest: „Am Eingang zum Nest saß immer eine Hornisse, die so wirkte, als kontrolliere sie, wer ins Nest geht.“ Dabei seien einige Tiere abgewiesen worden.

Viele Menschen fürchten sich vor Hornissen

Nicht jeder ist so stolz auf ein Hornissennest im heimischen Garten wie Familie Walz. Viele fürchten sich vor den Tieren, die wie Wespen und Bienen auch stechen können. Dabei seien Hornissen „sehr friedliche Tiere und werden nur im unmittelbaren Bereich des Nestes etwas wilder. Daher sollte man einen Sicherheitsabstand von zwei bis vier Metern einhalten“, sagt Markus Klohr, Sprecher des Ludwigsburger Landratsamts. Dort ist die untere Naturschutzbehörde angesiedelt. Wer Hornissen im Garten hat, habe meist sogar Ruhe vor anderen Insekten, die sie fressen. Dagegen lassen Kuchen oder Eis die Hornissen kalt. Aggressiv werden die Tiere nur, wenn man sie stört, indem man etwa am Nest rüttelt, sie mit Rauch oder Wasser angreift oder in ihrer Nähe wild gestikuliert. Dann verteidigen sie sich – und stechen. Ihr Stich ist laut Experten aber nicht gefährlicher als ein Bienen- oder Wespenstich.

Ohnehin ist es verboten, Hornissen zu töten, ihre Nester zu zerstören oder sie selbst umzusiedeln. Die Tiere stehen unter Artenschutz. In besonderen Fällen – etwa wenn Hornissen Kinder gefährden – kann man bei der unteren Naturschutzbehörde aber eine Sondergenehmigung beantragen. „Jeder Fall wird vor Ort von ehrenamtlichen Fachberatern begutachtet. Dann wird mit uns über das Vorgehen beraten“, sagt Markus Klohr. Die Nester umsiedeln dürften ausschließlich die Fachberater. Wer eigenmächtig ein Nest zerstört oder umzieht, dem droht eine Geldbuße von bis zu mehreren Tausend Euro.

Viele Anfragen wegen Nestern

Dieses Jahr haben Bürger laut Markus Klohr die Fachberater bei 70 Hornissennestern um Hilfe gebeten. „Glücklicherweise waren die meisten kein Problem und konnten belassen oder erfolgreich umgesiedelt werden.“ Sobald es nachts Frost gibt, stirbt der Hornissenstaat ab. Derweil überwintern die begatteten Jungköniginnen an einem geschützten Plätzchen.

Hornissen beziehen niemals dasselbe Nest zwei Mal. Trotzdem lässt Horst Walz das restliche Werk seiner tierischen Untermieter hängen. Er hofft, dass nächstes Frühjahr wieder Hornissen in seinem Garten wohnen. Andernfalls ist das Rotkehlchen sicher ein würdiger Ersatz.