2015 hat Susanne Funk aus Murr ihrer Tochter Alexandra eine Niere gespendet. Beide treten seitdem regelmäßig bei den World Transplant Games an. In diesem Jahr gab’s im australischen Perth besonders viel Grund zur Freude.

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Ein wenig unzufrieden war Alexandra Funk. Aber nur aus sportlicher Hinsicht. Und auch nur ein ganz kleines bisschen. „Über die 100 Meter war es zwar ein deutlicher Sieg, aber die Zeit war jetzt nicht die allerbeste“, berichtet die 26-Jährige Leichtathletin aus Murr. Es sei aber auch extrem heiß gewesen an diesem Tag. „Und wenn man von den Gegnerinnen außerdem nicht so richtig gepusht wird, ist es eben so“, sagt die Frau, die im August 2015 eine lebenswichtige Operation hinter sich gebracht hat. Von ihrer Mutter Susanne erhielt sie damals eine Spenderniere. Nun haben Tochter und Mutter bei den World Transplant Games (WTG) im australischen Perth teilgenommen – und wie.

 

Die Sensation schafft die Mutter

Denn obwohl Alexandra Funk, Seriensiegerin von vergangenen WTG-Ausgaben, mit einer ganzen Sammlung an Medaillen zu den Abräumerinnen der Spiele gehörte, war für die Familie der Höhepunkt ein anderer: Es war der völlig überraschende Sieg der Mutter im Fünf-Kilomeer-Straßenlauf der Spenderinnen in der Altersklasse 50+. 30 Minuten und 31 Sekunden benötigte Susanne Funk für die Distanz. Eigentlich hatte sie unter einer halben Stunde bleiben wollen, angesichts des Erfolgs war das für die 55-Jährige am Ende zweitrangig.

Und die Tochter? Die holte, wie erwähnt, erst einmal Gold über 100 Meter der Altersklasse 18-29. In 14.39 Sekunden ließ sie die Konkurrenz deutlich hinter sich, die Zweite Alina Nyholm aus Finnland brauchte fast zwei Sekunden länger. Beim Altersklassensieg im nachfolgenden Diskuswerfen überraschte die Murrerin sich dann selbst – mit 24,06 Metern. „Mir war nicht klar, wie weit ich werfen kann“, sagt sie und lacht. Doch das war erst der Anfang. So richtig stressig sollte es erst am zweiten Tag der Leichtathletikwettkämpfe werden.

Speerwurf, Staffel, Siegerehrung: alles gleichzeitig

Zunächst: Weitsprung. Den gewann Alexandra Funk mit 4,43 Metern klar und deutlich. Danach gab’s die Speerwurf-Konkurrenz. „Da war der zweite Platz ein bisschen ärgerlich“, berichtet die Murrerin. Denn während des Wettbewerbs musste sie noch mit der 4x400-Meter-Staffel ran, mit der es ebenfalls der zweite Rang wurde. Und mittendrin gab’s noch die Weitsprung-Siegerehrung. So wurden es mit dem Speer am Ende 23,08 Meter, 57 Zentimeter weniger als die Siegerweite von Flora King aus Großbritannien. „Da war die Organisation ein bisschen schwierig“, sagt Alexandra Funk, die im Hochsprung ohne Konkurrenz auch noch 1,27 Meter überquerte.

Was wie erwartet große Gefühle weckte, waren die Zeremonien und auch die Gespräche mit anderen Athleten. Denn Tatsache ist: Viele der Sportlerinnen und Sportler wären ohne die lebensrettenden Organtransplantationen gar nicht mehr am Leben. Das steht bei den World Transplant Games stets im Vordergrund. Eine andere Sache gab es dann aber doch noch: Die nächsten Spiele steigen im Jahr 2025 in Dresden. „Es ist quasi ein Heimspiel, und wir haben kräftig Werbung dafür gemacht“, sagt Alexandra Funk.

Auch Peter Rode aus Beilstein war in Australien dabei

Mit in Perth dabei war neben Alexandra und Susanne Funk sowie Alexandras Partner auch Peter Rode aus Beilstein. Im Diskuswurf und im Golf reichte es für den Senior jedoch nicht zu einer Medaille.

World Transplant Games und Australienreise

Die Spiele
In diesem Jahr fanden mehr als 800 Athletinnen und Athleten den Weg nach Australien, um sich über sechs Tage in vielen verschiedenen Sportarten zu messen – unter anderem im Fahrradfahren, Darts, Pétanque, Tischtennis oder Leichtathletik.

Die Reise
Familie Funk verbrachte vier Wochen in Australien und bereiste vor den Spielen die Ostküste. Nach den Wettkämpfen war noch die Westküste dran.