Eingeschneit in Balderschwang: Das wurde Jan Böttcher aus Singen mit seiner Familie. Im Interview erzählt er, wie er und seine drei Kinder den unfreiwilligen Extratag in dem bayerischen Wintersportort erlebt haben.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Balderschwang/Stuttgart - Dick verschneit – so kennt man Balderschwang im Winter. Nicht umsonst ist das Örtchen im Allgäu als schneesicher bekannt. Ein idealer Ort also für die drei Kinder von Jan Böttcher aus Singen, um bei einem Kurs des Skiclubs Singen das Skifahren zu lernen.

 

Womit der 45-Jährige nicht gerechnet hätte: Am Wochenende wurden er und seine Familie in Balderschwang eingeschneit. Es war kein Rein- und auch kein Hinauskommen. Inzwischen ist der Inhaber einer Versicherungsagentur wieder zu Hause in Singen. Im Interview erzählt Böttcher, wie er den unfreiwilligen Extratag in Balderschwang erlebt hat.

Herr Böttcher, wie sind Sie nach Hause gekommen?

Am Montagvormittag wurden wir im Konvoi über den Riedbergpass Richtung Sonthofen geleitet. Alle Autos mit Schneeketten durften mit. Am Morgen haben wir im Hotel die Information erhalten, dass die Feuerwehr uns rausgeleiten würde. Wir haben uns dann im Konvoi gesammelt, die Feuerwehrleute und Mitarbeiter der Straßenmeisterei haben alle Autos kontrolliert, ob die Schneeketten auch richtig aufgezogen sind. Dann ging es los – vorne ein Schneepflug, hinten ein Unimog und dazwischen immer ungefähr zehn Autos. Etwa 30 Minuten später waren wir dann über den Pass drüber und konnten die Heimfahrt antreten.

Am frühen Montagmorgen wurde ein Hotel in Balderschwang von einer Lawine getroffen. Haben Sie davon etwas mitbekommen?

Das Hotel liegt etwa 200 Meter von unserer Unterkunft entfernt. Gehört haben wir nichts, wir haben es später aber gesehen. „Lawine kracht auf Hotel“ – das klingt schon ein bisschen dramatischer, als es im Endeffekt war. Ein paar Scheiben gingen zu Bruch. Aber soweit ich weiß, wurde vor allem der Wellnessbereich des Hotels getroffen, der aber davor schon abgesperrt worden war. Die Gäste wurden dann auf andere Unterkünfte verteilt; auch in unserem Hotel kamen welche unter.

Wann haben Sie erfahren, dass es mit Ihrer geplanten Abreise am Sonntagnachmittag nichts wird?

Am Sonntagmorgen. Da wurden wir vom Hotel informiert, dass der Pass dicht ist.

Fühlten Sie sich gut informiert?

Absolut! Wir haben an der Rezeption immer die neuesten Infos bekommen. Von Chaos keine Spur.

Die weitere Nacht in der Ferienwohnung mussten Sie zahlen, oder?

Ja, klar. Aber zum Glück bin ich vom Fach und habe eine Reiserücktrittsversicherung.

Sie sind selbstständig. Dass Sie am Montagmorgen nicht in der Arbeit waren, mussten Sie also nur mit sich selbst ausmachen.

Stimmt. Aber ich habe von den anderen Gästen in unserem Hotel mitbekommen, dass die meisten Chefs offenbar sehr verständnisvoll reagiert haben. Was soll man denn auch machen? Das ist ja höhere Gewalt.

Wie war die Stimmung in Balderschwang?

Total tiefenentspannt. Wir wurden ja früh genug informiert, dass es am Sonntag mit der Heimfahrt nichts wird und konnten das dann organisieren. Die Kinder haben im Schnee getobt, wir sind spazieren gegangen oder haben einen Kaffee getrunken – man entschleunigt. Das war nun wirklich keine Riesenkatastrophe: Die Dörfer dort haben das super im Griff, die können mit Schnee umgehen.

Wann sind Sie wieder in Balderschwang?

Schon diesen Samstag. Dann geht der Skikurs meiner Kinder weiter. (lacht) Auf die Gefahr hin, dass wir wieder einschneien.

Zur Person: Jan Böttcher ist 45 Jahre alt und hat eine Versicherungsagentur in Singen. Er hat drei Kinder im Alter von acht und elf Jahren, die mit ihm in Balderschwang im Urlaub waren.