Das Café Merlin im Bürgerhaus Kernen schließt: Die hohen Kosten zwingen die Betreiber zum Aufgeben. Die Gemeinde ist in Gesprächen mit einem möglichen Nachfolger.
Noch duftet es nach frischem Kaffee und Kuchen im Kernener Bürgerhaus. Doch bald ist Schluss: Nach zehn Jahren haben sich Konditormeisterin Heike und Bäckermeister Jürgen Stahl entschieden, sich aus der Bürgerhaus-Gastronomie zurückzuziehen – aus finanziellen Gründen. Ihr Café Merlin im Kernener Bürgerhaus wird am 22. Juni 2025 den letzten Tag geöffnet haben. Die Gemeinde stehe bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem möglichen Nachfolger.
Hohe Kosten machen Café Merlin unrentabel
Dazu kommen sowohl die immens gestiegenen Energiepreise – teilweise bis zu 10 000 Euro im Monat – als auch die zunehmenden Kosten für die verwendeten Lebensmittel, um die qualitativ hochwertigen Backwaren zu erzeugen. Es sei das „Komplettpaket“, das immer schwerer wurde und das die beiden leidenschaftlichen Café-Betreiber zu ihrem Schritt bewogen hat. „Es ist nichts mehr verdient“, bringt es Heike Stahl auf den Punkt.
Weniger Qualität kommt im Café Merlin nicht infrage
Die Gemeinde treffe dabei keine Schuld. Dankbar sei sie ihrer treuen Kundschaft, die teilweise auch Wege aus Schorndorf, Weinstadt und Winnenden auf sich genommen habe, um sich im Merlin die rund 20 verschiedenen selbst gebackenen Kuchen und Co. schmecken zu lassen. Die Preise zu erhöhen oder billige Zutaten zu verwenden, sei nicht infrage gekommen. „Unsere besondere Qualität zeichnet uns aus, und sie hat all die Jahre dazu beigetragen, dass wir uns über Wasser halten konnten“, sagt Heike Stahl. „Aber jetzt geht es hier nicht mehr weiter.“ Da würden auch Unterschriftenlisten nicht helfen, wie sie von manchen Kunden angeregt wurden. Der Entschluss sei im vergangenen Jahr gefasst und der Gemeinde im Herbst mitgeteilt worden. Und er stehe fest.
„Wir blicken dankbar auf die vielen Jahre mit unseren treuen Gästen zurück“, erklärt Jürgen Stahl. „Bis dahin freuen wir uns darauf, unsere Gäste noch ein letztes Mal bei uns begrüßen zu dürfen.“
Gemeinde hat Nachfolger für Café Merlin im Blick
Bürgermeister Benedikt Paulowitsch hebt die vertrauensvolle Zusammenarbeit hervor: „Der stets faire Umgang von beiden Seiten war das Rezept für diese gute Partnerschaft. Als Gemeinde haben wir bewusst auf Pachterhöhungen verzichtet, um die Kontinuität des gastronomischen Angebots zu sichern.“ Die Zukunft der Bürgerhaus-Gastronomie sei bereits gewährleistet. „Wir stehen in vielversprechenden Gesprächen mit einem möglichen neuen Betreiber“, berichtet Paulowitsch. Das bewährte Konzept mit Kaffeespezialitäten, hausgemachten Kuchen und Eis wird fortgeführt. Zusätzlich soll es wieder einen regelmäßigen Mittagstisch geben – ein Service, der besonders von Berufstätigen und Senioren geschätzt werde.
Ein längerer Leerstand sei damit nicht zu erwarten. Die Gemeindeverwaltung werde in Kürze mit dem Gemeinderat ins Gespräch gehen. Das Gremium müsse dann noch seine Zustimmung zum neuen Pachtvertrag geben. Der potenzielle neue Betreiber plant, nach einer kurzen Umbauphase von wenigen Wochen den Gastronomiebetrieb bereits wieder aufzunehmen.
Betreiber suchen berufliche Perspektive
Was die Zukunft ihrer acht Mitarbeiter angeht, sei diese ebenso offen wie ihre eigene. „Ich liebe meinen Beruf und bin mit meinen 55 Jahren auch noch nicht im Rentenalter“, sagt Heike Stahl. „Mein Mann und ich überlegen uns, wie wir anderswo weitermachen können und schauen uns nach einem kleineren Objekt um, das für uns passt.“