Region: Verena Mayer (ena)


Eine Ungleichheit wird nun offiziell beseitigt: Das Ehegattensplitting wird auch für eingetragene Lebenspartnerschaften gelten.
Rudolf Fuchs Das wird auch höchste Zeit. Wieso soll der Staat homosexuellen Paaren nicht diesen Vorteil geben? Die anderen Steuern nimmt er ja auch von ihnen. Ich finde es ungerecht, dass man eine Situation so ausnützt und Menschen diskriminiert.
Andrea Fuchs Die Pflichten sind sofort alle da gewesen, als die eingetragene Lebenspartnerschaft eingeführt wurde. Die Rechte hingegen nicht. Das geht einfach nicht. Trotzdem wurde nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gleich dargestellt, was das zusätzliche Splitting den Staat kostet. Dabei hätte man genauso gut schreiben können, was der Staat diesen Paaren all die Jahre vorenthalten hat.
Traudl Fuchs Genau!

Kritiker monieren, dass der Staat mit dem neuen Splittingsystem nun Partnerschaften fördert, die dem Staat nichts bringen. Können Sie das nachvollziehen?
Rudolf Fuchs Wenn ich so etwas höre, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Diesen Leuten könnte ich – auf gut Deutsch gesagt – den Kragen rumdrehen. Sicherlich ist es ein Verlust, weil homosexuelle Paare nicht selbstverständlich Kinder bekommen. Aber dafür haben sie dann ein bisschen mehr Kaufkraft und können die Wirtschaft ankurbeln.
Traudl Fuchs Es gibt immer mehr Schwule und Lesben, die Kinder bekommen, bei den Heteros hingegen werden es immer weniger. Da kann man doch dankbar sein.
Andrea Fuchs Heteros haben immer das Ehegattensplitting – egal, ob sie Kinder bekommen oder nicht. Bei mir und meiner Frau macht das ungefähr 1000 Euro im Jahr aus, die uns bis jetzt fehlen. Die fehlen dann auch bei den Kindern. Zu sagen, ein schwules oder lesbisches Paar sollte das Splitting nicht bekommen, selbst wenn es Kinder hat, das ist eine Unverschämtheit.

Manche Menschen verstehen nicht, warum Homosexuelle die gleichen Rechte wollen wie Heterosexuelle, von denen sie sich angeblich so gerne unterscheiden wollen. Verstehen Sie das?
Traudl Fuchs Ich denke, Homosexuelle wollen nicht anders sein als andere. Ich denke, die wollen einfach ihr Leben leben. Wir müssen uns doch auch nicht für unsere sexuellen Vorlieben rechtfertigen. Warum müssen die das? Wenn zwei Frauen oder zwei Männer ein Leben miteinander teilen, dann ist das doch in Ordnung. Das fehlt doch in unserer Welt heutzutage: füreinander einstehen und treu sein.
Andrea Fuchs Ich weiß schon, dass es unter Homosexuellen die Haltung gibt, wir wollen nicht sein wie die Mehrheit. Und in der Lesbenbewegung gibt es durchaus welche, die die Ehe als etwas Patriarchalisches verdammen. Aber ich möchte die Wahl haben. Die habe ich früher nicht gehabt. Früher waren meine Partnerin und ich zwei völlig Fremde, die keine Auskunft bekommen hätten, wenn die eine im Krankenhaus gelegen wäre. Oder die Kinder hätten keine Absicherung gehabt, wenn mir etwas zugestoßen wäre. Hätte ein Familienrichter im Fall der Fälle gesagt: „Zwei Mütter – wie furchtbar. Die Kinder müssen in eine richtige Familie“ – dann hätte meine Frau nichts machen können. Im Grunde finde ich das Ehegattensplitting Schwachsinn, es müsste ein Familiensplitting sein. Aber wenn ich schon die gleichen Pflichten habe wie Heteropaare, dann möchte ich auch die gleichen Rechte. Und ich möchte mich entscheiden können dürfen, ob ich heirate oder ohne Trauschein zusammenlebe.

Viele Menschen halten es für schädlich, wenn Kinder ohne einen Vater aufwachsen. Sie nicht?
Rudolf Fuchs So denke ich nicht. Ich denke, Andrea und Christine machen das mit der Erziehung ihrer Kinder sehr gut.
Andrea Fuchs Es ist schon so, dass der Paul nach Männern sucht, und ich denke auch, dass ihm eine Vaterfigur teilweise fehlt.