Es gibt Wanderstrecken, die man immer wieder unter die Füße nehmen will. Eine führt von der Laufenmühle im Wieslauftal durch das Edenbachtal nach Welzheim. Im Stadtpark kann man rasten – und manch anderes tun.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Ausflug - Wie in Reih und Glied stehen sie da. Die Stämme der sechs Baumriesen bilden von der Seite her gesehen eine hohe, rötlich-braune Mauer. Die Farbe steht im Kontrast zu dem satten Grün ihrer um einiges kleineren Nachbarn. Die Sonne scheint auf die kleine Lichtung direkt neben dem Welzheimer Stadtpark, die umringt ist von einigen Sequoias, wie die aus Kalifornien stammenden Mammutbäume genannt werden. Die korrekte botanische Bezeichnung lautet Sequoiadendron giganteum. Aber sei's drum: in die bis zu 90 Meter hoch wachsenden Bäume kann man sich regelrecht verlieben. Und mit der Zeit hat man ein Auge für sie und entdeckt sie plötzlich auch an vielen anderen Orten. Das hat einen historischen Grund.

 

Wie man auf einem Schild auf der Lichtung erfährt, die am Ortsrand von Welzheim liegt, hat König Wilhelm I. von Württemberg im Jahr 1865 ein Pfund der jüngst entdeckten Sequoia-Samen erworben und unter Glas in der Stuttgarter Wilhelma aussäen lassen. Zwischen 6000 und 8000 Pflanzen keimen ein Jahr später. Wilhelm verkauft die eine Hälfte an Privatpersonen, die andere gibt er der Forstdirektion. Diese beauftragt interessierte Förster im ganzen Königreich, die Jungpflanzen in frostfreien Saatschulen einzusetzen. Die jungen Bäume werden schließlich 1870 im ganzen Land, unter anderem in Stuttgart, Weinheim, Welzheim, Lorch, Schorndorf, Winnenden und bei Vaihingen Enz angepflanzt.

Die Mammutbäume laden zur Rast ein

Knapp 300 der Bäume gibt es heute noch. Unter anderem findet man sie an der Stuttgarter Weinsteige, an der Sünderstaffel und natürlich im Arboretum in Hohenheim. Die Welzheimer Mammutbäume laden durch ihre Lage am Rand des Stadtparks geradezu zu einer Rast ein. Hier ist es ruhig, dank der Lichtung sonnig und der Trubel der Welt scheint weit weg zu sein.

Überhaupt mutet der Weg hierher von der Laufenmühle im oberen Wieslauftal wie eine Zeitreise an. Wer beim Wanderparkplatz den Weg Richtung Edenbachschlucht einschlägt, taucht nach wenigen Metern in einen dichten grünen Wald ein, von dem aus man keine Straße mehr sehen kann. Nur das Geräusch der Autos und Motorräder, die Linkerhand den Berg hinauf in Richtung Welzheimer Umgehungsstraße fahren, vergewissern die Wanderer, dass sie im 21. Jahrhundert leben. Die hölzernen Telegrafenmasten entlang der Wieslauftalbahnlinie, deren Spitzen man gerade so erkennen kann, deuten mit ihren Porzellanisolatoren eher auf das 20. oder gar 19. Jahrhundert hin. Und wenn hier nach den Sommerferien wieder Dampflokomotiven fahren, ist der Effekt perfekt: man meint, einen Sprung in die Vergangenheit gemacht zu haben.

Der Weg ist auch für Kinder spannend

Auf einem schmalen Weg, der sich den Edenbach entlang schlängelt, geht man leicht bergauf in Richtung Welzheim. Der Wald bildet ein dichtes grünes Dach, unter dem im Hochsommer nahezu tropisches Klima herrscht. In diesem „Dschungel“ können sich romantische Naturen in Abenteuer a la Indiana Jones wegträumen und auch für Kinder ist der Weg spannend: es geht immer wieder über kleine Brücken, Wasserabläufe kommen den Berg herab und an einer Stelle ist ein Stahlseil als Handlauf angebracht – die einfachste Stufe eines Klettersteigs.

Rund 6,1 Kilometer lang ist die Strecke von der Laufenmühle bis zum Stadtpark. Es geht einfach immer geradeaus, markiert ist die Strecke mit der Beschilderung „Bahnerlebnispfad“. Die Steigung ist moderat und für die ganze Familie geeignet. Feste Schuhe sollte man auf jeden Fall anziehen, vor allem, wenn es tags zuvor geregnet hat. Dann können auf dem Weg größere Wasserlachen stehen und drum herum kann es schlammig sein – was Kinder nicht unbedingt als Nachteil sehen.

Im Stadtpark winkt der Biergarten

Wer gemütlich geht, braucht rund eine Stunde und 45 Minuten bis in den Tannwald, wie der Teil des Stadtparks mit dem Minigolfplatz genannt wird. Hier lädt der Welzheimer Biergarten zur Rast ein. Sollte dieser aufgrund der Witterung nicht aufhaben oder die Wanderer lieber drinnen essen wollen, bietet sich auf der anderen Seite der Schorndorfer Straße das Wirtshaus Residenzstube an. Wer sein Vesper im Rucksack mitgebracht hat, findet im Tannwald und im Stadtpark einige Sitzgelegenheiten, um dieses zu genießen.

Für Kinder gibt es einen Spielplatz und natürlich den beliebten Minigolfplatz. Im Tannwald ist auch der Bahnhof der Schwäbischen Waldbahn, mit der man an Sonntagen zurück zur Laufenmühle, nach Rudersberg oder bis Schorndorf fahren kann. Mit einer Diesellokomotive ist das an diesem Sonntag möglich, mit einer Dampflok am Sonntag darauf (15. September). Wer Freude am Gehen hat, kann den Rückweg zur Laufenmühle auch auf Schusters Rappen machen. Die reine Gehzeit liegt hin und zurück liegt bei knapp drei Stunden – ohne zu schwitzen.