Ein Schüler des Gymnasiums Sillenbuch wurde am vergangenen Sonntag getötet. Die Eltern der Mitschüler beklagen, dass das Kriseninterventionsteam zu spät eingeschaltet worden sei. Die Schulleitung weist diesen Vorwurf aber zurück.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Ein Stuhl bleibt leer. Ein Mitschüler ist tot. Es ist für die Klassenkameraden schwer, das zu verkraften: Ihr Freund wurde am vergangenen Sonntag durch ein Verbrechen aus dem Leben gerissen. Die Eltern beklagen nun, dass die Psychologen des Kriseninterventionsteams vom Regierungspräsidium, die am Donnerstag an der Schule waren, zu spät eingeschaltet worden seien. Die Schulleitung weist diesen Vorwurf zurück.

 

Ein Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Sillenbuch ist Opfer des Familiendramas am vergangenen Wochenende geworden. Der Vater hat bei der Polizei eingeräumt, den 16-Jährigen und seine Mutter erstochen zu haben. „Wir haben das am Sonntag erfahren, zunächst als Gerücht, die Polizei hat es uns dann bestätigt“, sagt die Direktorin Irmgard Brendgen. So habe man gleich am Montag die Schüler der Jahrgangsstufe richtig empfangen und sich ihrer annehmen können. „Wir haben ebenfalls am Montag mit dem Schulamt Kontakt aufgenommen und uns darauf verständigt, dass das Kriseninterventionsteam am Donnerstag kommen soll“, erläutert die Schulleiterin. Das Vorgehen an den Tagen zuvor sei mit den Psychologen abgestimmt gewesen. Unter anderem seien die Schüler in Gruppen betreut worden, zuerst die unmittelbar betroffenen Jugendlichen, die Elftklässler, mit denen der getötete 16-Jährige zusammen lernte. Zudem sei man auf die engsten Freunde eingegangen. Auch zu einer Gruppe Zehntklässler habe der Schüler viel Kontakt gehabt, das hätten die Lehrer ebenfalls berücksichtigt. Die Religionslehrer, Beratungslehrer und die Direktorin hätten jederzeit für Gespräche zur Verfügung gestanden.

„Wir versuchen unser Bestes“

„Wir versuchen unser Bestes und bieten Hilfe an“, sagt Irmgard Brendgen. „Wir werden gerufen, das ist auch in diesem Fall so abgelaufen“, bestätigt eine Sprecherin des Regierungspräsidiums als zuständiger Aufsichtsbehörde. So sei das auch im Fall des Riedenberger Familiendramas gewesen. Die Kriseninterventionsteams würden vertraulich und in dem Umfang, wie es die Schulleitung wünscht, arbeiten.

Die Stimmung am Gymnasium sei relativ ruhig gewesen. „Wir hatten nicht das Gefühl, dass sofort mehr geschehen muss“, sagt die Direktorin. Wenn das, was geschehen sei, den Eltern nicht ausreichend erschienen sei, könnten sie sich an die Schule wenden. Am Freitag verabschieden sich die Jugendlichen und die Lehrer mit einem Trauergottesdienst von ihrem Mitschüler.