Er soll seinen Söhnen mit einem Backstein auf den Kopf geschlagen und sie dann erstochen haben: in der kommenden Woche steht ein Mann aus Vaihingen an der Enz vor dem Landgericht Heilbronn. Bisher äußert sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen.

Vaihingen an der Enz - Es muss ein schreckliches Bild gewesen sein, das sich einer 34-Jährigen im Februar in Vaihingen geboten hat: An einem Samstag gegen 21.40 Uhr kommt die Frau zu dem baufälligen, braunen Haus im Stadtteil Aurich, wo sie Ende 2015 mit ihrem Mann und zwei Kindern eingezogen ist. Bereits einige Montae später hatte sie es wieder verlassen, weil sie sich getrennt hatte. Die beiden Söhne haben das Wochenende beim Vater verbracht. Er hat sie am Freitagnachmittag aus dem Kindergarten abgeholt. Am Samstagabend nun will die Mutter die vier und fünf Jahre alten Buben mit zu sich nehmen. Doch als sie das Haus betritt, sieht sie, dass ihre Kinder tot sind, offenkundig erschlagen.

 

Was an jenem Februar-Wochenende in dem Haus in Aurich geschehen ist, muss vom kommenden Mittwoch an die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Heilbronn klären. Angeklagt ist der Vater der getöteten Jungen, dem das Haus auch gehörte. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft Totschlag in zwei Fällen vor. Konkret soll der 39-Jährige an jenem 18. Februar mit einem Backstein seinen Söhnen auf den Kopf geschlagen und ihnen anschließend mit einem Haushaltsmesser „in die Herzgegend“ gestochen haben, wie es in der Anklage heißt. Beide Verletzungen, so gibt die Polizei kurz nach dem Vorfall bekannt, seien schon für sich genommen tödlich gewesen. Auch sich selbst versuchte der Mann laut der Ermittler mit einem Stich ins Herz umzubringen – was ihm aber nicht gelang. Er überlebte schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt und wurde nach dem Fund der beiden Kinderleichen in einem Krankenhaus behandelt. Seit Februar sitzt er in Untersuchungshaft.

Schlag auf den Kopf, Stich ins Herz

Über die möglichen Motive des Angeklagten können die Ermittler nur rätseln. Der Mann habe sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert, sagt der Erste Staatsanwalt Christoph Meyer-Manoras. Er behaupte, sich an den Abend nicht erinnern zu können. Unklar sei, ob er nichts sagen wolle – oder tatsächlich nicht könne. Die Anklage geht davon aus, dass der Mann unter einer schweren Depression litt und aus „Verzweiflung über seine Lebenssituation“ handelte. Zudem soll er an dem Abend eine Überdosis von Antidepressiva eingenommen haben.

Auch in Spanien wurde ermittelt

Um die Details des Falles aufzuklären, hat das Landgericht 33 Zeugen und drei Sachverständige geladen, darunter einen psychiatrischen Gutachter. Angesetzt sind zehn Verhandlungstage, ein Urteil könnte nach der bisherigen Planung der Schwurgerichtskammer am 12. Dezember fallen.

Dass so viel Zeit zwischen der Festnahme des Angeklagten und dem Prozessauftakt vergehen wird, hat vor allem mit den aufwändigen Ermittlungen zu tun. So flogen zum Beispiel Polizisten im Sommer in die spanische Heimat des Angeklagten, um dort Zeugen zu befragen. Eine Obduktion kurz nach der Tat hatte keine Anhaltspunkte für frühere Misshandlungen der Kinder durch ihren Vater ergeben. Das Jugendamt wusste ebenfalls von keiner Gefährdung der Kinder, so teilte es die Behörde im Frühjahr mit. Gleichwohl war die Familie dem Jugendamt bekannt, es habe regelmäßig Beratungsgespräche gegeben.

Die Tat hatte in dem kleinen Vaihinger Stadtteil Aurich große Bestürzung ausgelöst, zu einer Trauerfeier vor dem Haus, in dem die getöteten Jungen gefunden worden waren, kamen im Februar zahlreiche Menschen zusammen.