Familienministerin Kristina Schröder (CDU) sieht einen Silberstreif am Horizont: die jungen Frauen in Deutschland bekommen Prognosen zufolge mehr Kinder. Die aktuellen Zahlen sehen allerdings schlecht aus: im Schnitt kriegt jede Frau 1,36 Kinder.

Berlin - Auf den ersten Blick ist die Statistik so trist wie seit Jahren: 2011 wurden in Deutschland 662 685 Geburten registriert. Das sind 15 000 weniger als im Vorjahr. Die Geburtenrate ist weiter rückläufig. Sie liegt jetzt bei 1,36, Anfang der neunziger Jahre lag sie noch über 1,4. Die Ziffer besagt, wie viele Kinder Frauen zwischen 15 und 45 Jahren im Durchschnitt bekommen. Aus dem Blickwinkel der Familienministerin Kristina Schröder zeichnet sich dennoch eine Trendwende ab. Das belegten Zahlen aus dem aktuellen Familienreport, den die christdemokratische Politikerin am Mittwoch vorgestellt hat.

 

„Immer häufiger holen Frauen aufgeschobene Kinderwünsche im Alter von über 30 Jahren nach“, sagt Schröder. Der Anstieg der Kinderlosigkeit unter Akademikerinnen sei gestoppt. Die Geburtenrate jüngerer Frauen steige langsam an. Ein Tiefpunkt (1,49) sei mit dem Jahrgang 1970 erreicht gewesen. Frauen, die 1975 geboren sind, würden nach Prognosen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock durchschnittlich 1,57 Kinder bekommen. Allerdings gibt es immer weniger Frauen im gebärfähigen Alter. Ihre Zahl hat binnen zehn Jahren um 1,4 Millionen abgenommen. Sie liegt jetzt bei 18,2 Millionen. Selbst wenn diese tendenziell mehr Kinder bekommen, wird die Zahl der Geburten insgesamt dann aber wohl weiter abnehmen.

Ehen halten länger

Der Familienreport scheint ein weiteres Klischee zu widerlegen. „Die Deutschen sind nicht im Scheidungsfieber“, sagt Ministerin Schröder. Die Zahl der Eheschließungen war 2011 gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig, bewege sich aber auf einem stabilen Niveau. Die der Scheidungen sei ebenfalls konstant. Elf von tausend Ehen wurden 2011 geschieden, 1990 lag der Anteil noch bei acht Promille. Das Scheidungsrisiko ist entsprechend der Redewendung vom „verflixten siebten Jahr“ zu dieser Zeit tatsächlich am höchsten, es sinkt dann rapide. Von 1000 Ehen, die bereits sieben dauern, wurden 27 geschieden. Nach 28 Ehejahren fällt das Scheidungsrisiko unter fünf Promille. Die durchschnittliche Ehedauer nimmt sogar zu. Sie lag vor zehn Jahren bei 12,9 Jahren, 2011 bei 14,5 Jahren.

Der Staat hat in dem Berichtsjahr 125,5 Milliarden Euro an so genannten familienbezogenen Leistungen ausgeschüttet, wobei es sich laut Schröder nur bei einem Bruchteil um „Familienförderung im engeren Sinne“ handele. Allein das Kindergeld macht knapp 20 Milliarden Euro aus. Dazu kommen knapp fünf Milliarden Euro Elterngeld. Steuerliche Privilegien für Familien summieren sich auf 45,6 Milliarden Euro. 27,4 Milliarden Euro hat der Staat in familienfreundliche Infrastruktur investiert. Schon 2009 hatte die Regierung angekündigt, eine kritische Bilanz der Familienförderung erstellen zu wollen. Dabei handele es sich um „eine Mammutaufgabe“, sagte Ministerin Schröder gestern. Die Arbeit liege jedoch „im Zeitplan“. Ergebnisse sollten noch im laufenden Jahr vorgestellt werden.