Unser Autor Peter Stolterfoht hat seine Freizeitgestaltung als Kind und Jugendlicher mit der seiner Söhne verglichen und dabei Erschreckendes festgestellt.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Neulich sind meine beiden Söhne ziemlich aneinandergeraten. Zuvor hatte der Größere dem Kleineren mitgeteilt, dass er dessen Outfit unpassend kombiniert findet: „Bescheuerter geht es wohl nicht, ein lilafarbenes T-Shirt zu einer blauen Hose.“ Der Mode-Disput entwickelte sich zu einer großen Schreierei. Der Jüngere zog sich mit den Worten „Du bist so was von hobbylos“ in sein Zimmer zurück. „Das sagt der Richtige. Selber hobbylos“, rief ihm der Ältere hinterher.

 

Mittlerweile habe ich in Erfahrung bringen können, dass „hobbylos“ heutzutage als ernst zu nehmende Beleidigung verwendet wird. Leider muss ich allerdings sagen, dass die Beschimpfung in beiden Fällen eine gewisse Berechtigung hat.

Natürlich sind meine Kinder der Meinung, dass Fußball ihr Hobby ist. Ich dagegen halte den Begriff in diesem speziellen Zusammenhang für falsch verwendet. Die Fußball-Theorie sehen sie doch eher als Studiengang. Besonderes Augenmerk wird dabei auf das Fach Champions League gelegt. Dies hat zur Folge, dass beide keinerlei Schwierigkeiten haben, elf Spieler vom FC Sevilla zu nennen. Während mir dagegen spontan keiner einfällt, obwohl ich mich als fußballinteressiert bezeichnen würde. Fußball ist für meine Kinder mindestens ein Teilzeitjob, leider unbezahlt. Zeit für andere Freizeitbeschäftigungen bleibt da neben der Schule nicht mehr. Schließlich gibt es ja auch noch den fußballerischen Praxisteil im Verein, mit jeweils dreimal Training die Woche und einem Spiel am Wochenende.

Verschlumpft und zugenäht

Ich war als Kind und Jugendlicher auch fußballbegeistert, aber nicht so, dass es keinen Platz für andere Hobbys gegeben hätte. Als ich etwa so alt war wie mein jüngerer Sohn heute habe ich mich intensiv mit meiner Schlumpf-Sammlung beschäftigt. Mit den kleinen blauen Gummifiguren habe ich damals zusammen mit meinem Schulfreund Ulrich Wegenast, der übrigens viele Jahre Chef des Stuttgarter Trickfilmfestes gewesen ist, diverse Spiele entwickelt. Zum Beispiel „Schlumpf-Fußball“. Noch interessanter fanden wir allerdings „Erdbeben in Schlumpfhausen“ oder „Krieg der Schlümpfe“. Verschlumpft und zugenäht, das hat vielleicht Spaß gemacht.

Als Jugendlicher bin ich dann später hobbymäßig tief in die Briefmarkensammelei eingetaucht. Unvergessen die Tauschtage im Gustav-Siegle-Haus oder im alten Hospitalhof, wo die alten Sammelhasen dachten, uns Nachwuchs-Philatelisten über den Tisch ziehen zu können. Von wegen.

Von alldem habe ich meinen Kindern erzählt. Was allerdings keinerlei Eindruck gemacht hat. Dann sind wir lieber hobbylos, meinten sie.

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Die beiden Söhne von Stuttgart-Reporter Peter Stolterfoht (14 und 11) hören einen Satz täglich von ihm: „Also, wenn ich mir das bei meinem Vater erlaubt hätte. . ., nicht auszudenken.“