Nach sechs Jahren Planung und Umbau ist am Samstag in Waiblingen das Familienzentrum Karo eröffnet worden. Dort gibt es an einem Ort Angebote von acht Organisationen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Waiblingen - Nach sechs Jahren Planung und Umbau ist am Samstag in Waiblingen das Familienzentrum Karo eröffnet worden. In dem ehemaligen Schulhaus residieren fortan die Familienbildungsstätte, Pro Familia, das Frauenzentrum, der Tageselternverein, die Diakonie Stetten, der Kreisdiakonieverband, das Kreisjugendamt, der Deutsche Kinderschutzbund und das Caritas-Zentrum. Kurze Wege, aufeinander abgestimmte Angebote sowie Synergieeffekte bei der Kinderbetreuung und in anderen Bereichen erhofft man sich von der Riesen-WG am Alten Postplatz 17.

 

Ministerin war an den ersten Schritten für das Karo beteiligt

Die Arbeits- und Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) erinnerte in ihrer Eröffnungsansprache an die Anfänge des Projekts im Jahr 2006. Im Frühsommer 2006 habe sie zusammen mit Waiblingens Oberbürgermeister Andreas Hesky darüber gehirnt, wie man die Angebote in der Stadt besser verzahnen könnte. „Dass ich heute das Karo miteröffnen würde, hätten wir uns damals nicht träumen lassen.“

Die bauliche Umsetzung der Idee lag dann in den Händen des Architekten Hans Schänzel. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Euro. Schänzel hob am Samstag zu einer regelrechten „Liebeserklärung an die Karolingerschule“ an, wie Oberbürgermeister Hesky hinterher bemerkte. Die Bauherren der Schule hätten vor 110 Jahren weder Kosten noch Mühen gescheut, erklärte der Architekt. Die Fassade sehe noch aus wie früher, der schöne Terrazzoboden, der jetzt gesäubert und teilweise erst frei gelegt ist, sei einwandfrei. Schänzel imponieren die Qualität von Material und Verarbeitung, speziell die Treppen aus Granit samt Eisengeländer und der Terrazzoboden mit den Mosaikeinlagen. Tagtäglich seien Hunderte von Schülern drübergelaufen. Faszinierend sei, dass ein Bauteil, das so sehr der Abnutzung ausgeliefert war, mehr als 100 Jahre lang hält. „Das ist etwas ganz anderes als der Krust, den wir heute bauen!“

Das mehr als 100 Jahre alte Gebäude ist grundsolide

Die Grundkonstruktion aus Beton und Stahl zeige, wie modern im Jahr 1902 in Waiblingen gebaut worden sei. Der Grundriss sei überdies so großzügig bemessen worden, dass er noch den Anforderungen der heutigen Brandschutzverordnung genüge. Das alles habe schon damals seinen Preis gehabt, so der Architekt. Aber in Anbetracht der Lebensdauer dieses Gebäudes, das nicht mal gepflegt wurde, seien sie marginal. „Das war damals eine Investition in die Zukunft, in die Kinder“, sagte Schänzle. Daran und an der soliden Bauweise könne man sich heute ein Beispiel nehmen.

Während das Gebäude von außen weitgehend noch aussieht wie einst, sei das Innere mehrfach komplett verändert worden. So sei beispielsweise auch das ursprüngliche Fischgrät-Parkett in den 1950er Jahren durch Linoleum und Spanplatten ersetzt worden. Schänzel bedauert das: „Wenn das Parkett noch drin gewesen wäre, hätten wir es einfach bloß abzuschleifen brauchen – fertig.“ Auch Schänzel hat wieder kräftig im Innern umgebaut, jeder der Mieter braucht seine eigenen Büros, Aufenthalts-, Bewegungs-, Gruppen oder Bastelräume. Zwischenwände und alte Böden wurden herausgerissen und ein Aufzug eingebaut. Die Mitarbeiterinnen und Besucher können sich auf ein helles, offenes, einladendes Familienzentrum freuen.