Der beständige Wandelist das Markenzeichen des Familienzentrums Müze.

S-Süd - Schnell Lösungen zu finden, darauf sind die Frauen im Müze spezialisiert. Ob es um eine kurzfristige Vertretung für den Thekendienst im Café geht oder darum, dass eine Mutter sich einfach für einige Stunden ausruhen kann. „Nach außen wirkt das oft wie Anarchie, aber wir arbeiten strukturiert“, beschreibt Barbara Bansbach den Ansatz des Familienzentrums im Generationenhaus Heslach. Von 9.30 Uhr bis 18 Uhr ist das Müze für Mütter und Väter geöffnet. Kinder sind willkommen. Im Mittelpunkt stehen aber die Eltern. Im Müze finden können sie sich austauschen und neue Ideen ausprobieren.

 

Ein Team aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern um Simone Baldes und Barbara Bansbach, die beiden Koordinatorinnen des Zentrums, sorgt dafür, dass die Mischung aus Verlässlichkeit und Offenheit für Neues funktioniert. Als Leiterinnen sehen sich Baldes und Bansbach bewusst nicht. „Unsere Aufgabe ist es, den Frauen zu helfen, den Raum zu besetzen“, sagt Baldes. Wer einen Kurs anbieten möchte, der hat die Chance dazu. „Es passiert aber auch nichts Schlimmes, wenn das Angebot nicht funktioniert oder jemand nach drei Wochen merkt, dass ihr oder ihm das Ganze zu viel ist“, sagt Bansbach.

„Die gesellschaftlichen Strukturen haben sich deutlich geändert“

Weil die jeweiligen Besucher so viel Einfluss auf die Angebote haben, muss sich das Familienzentrum stetig neu definieren. „Man merkt, dass sich die gesellschaftlichen Strukturen innerhalb der vergangenen 25 Jahren deutlich geändert haben. Mütter arbeiten oft bereits ein Jahr nach der Geburt des Kinders wieder, deshalb brauchen viele das Müze als einen Ort zum Durchatmen“, sagt Bansbach. Zudem kommen auch verstärkt Väter, die sich in ihrer Elternzeit um den Nachwuchs kümmern. „Einige davon haben schon erlebt, dass sie auf dem Spielplatz komisch angeschaut werden“, sagt Baldes. Im Müze werde das aber nicht toleriert.

Dennoch ist der gesellschaftliche Wandel für das Müze eine der Herausforderungen für die Zukunft. Eltern haben viel weniger Zeit, in die Strukturen des Familienzentrums hineinzuwachsen. Sie nehmen lieber Serviceangebote an, als sich selbst verstärkt einzubringen. Deshalb stelle sich immer wieder die Frage, so Bansbach, inwieweit Strukturen professionalisiert werden müssen und dabei die familiäre Atmosphäre erhalten werden kann.

Der Schlüssel zur erfolgreichen Integration

Sich mit den Angeboten an den Bedürfnissen der Menschen im Stadtteil zu orientieren, ist dem Team des Müze ein wichtiges Anliegen. Das Familienzentrum soll ein Ort sein, an dem sich alle gesellschaftlichen Gruppen im Stadtteil willkommen fühlen. Dass Frauen mit türkischen Wurzeln heute in dem Zentrum ein und aus gehen, liegt beispielsweise daran, dass Simone Baldes vor Jahren zwei türkische Mütter angesprochen hat. Diese konnten mit ihren Freundinnen das Zentrum zu ihren eigenen Bedingungen entdecken. Es war der Schlüssel zur erfolgreichen Integration.

Begonnen hat das Müze 1988 als Verein namens Kuckucksnest. „Die Frauen haben sich in privaten Wohnungen getroffen, um sich gegenseitig zu unterstützen“, sagt Simone Baldes. Zu der Zeit sei es Frauen in größeren Städten unmöglich gewesen, etwa die Angebote der Volkshochschulen zu nutzen, weil sie ihre Kinder nirgendwo hätten unterbringen können. Der Bedarf nach alternativen Strukturen sei gewachsen. Der Verein wurde bald über die privaten Räume hinaus aktiv.

Nach Stationen im Alten Feuerwehrhaus und im Jugendhaus eröffnete das Müze die ersten eigenen Räume in der Kelterstraße. 1997, in Vorbereitung auf den späteren Umzug ins neue Generationenhaus Heslach, zog das Müze in die Arminstraße. „Anfangs wussten wir gar nicht, wie wir die 120 Quadratmeter dort mit Menschen und Programm füllen sollten“, sagt Baldes und lacht, denn im Generationenhaus sind die Angebote des Müze inzwischen auf 410 Quadratmeter verteilt. Um das Herzstück des Müze, das Café, sind ein Second-Hand-Laden für Kinderkleider und Spielzeug sowie eine Mini-Kita entstanden. Letztere ist eine Einrichtung mit zwei Gruppen für Ein- bis Dreijährige. Die Kinder werden entweder zwei oder drei Tage die Woche betreut. Die Warteliste ist lang.