Das erste Fantasy-Festival „Dragon Days“ startet am Donnerstag im Stuttgarter Literaturhaus. Das war längst fällig, meint der StZ-Fantastikfachmann Thomas Klingenmaier, und erzählt, wie es dazu kam.

Stuttgart - Wer Fantasy nicht mag, beschwert sich gern, sie stecke voller Klischees. Wer mit Fantasy etwas anfangen kann, kontert, sie bevorzuge eben, nun ja, gewisse wiederkehrende Weltordnungsmuster. Eines davon ist die Existenz von magischen Kraftzentren, Orten, an denen Besonderes entsteht oder das Gewöhnliche verwandelt wird. Stuttgart und die Region sind so ein besonderes Fleckchen Welt.

 

Oh nein, wir meinen das jetzt nicht esoterisch. Ins Geschäft von Wünschelrutengängern, Lichtpyramidenarchitekten oder Feng-Shui-Möbelverstellexperten möchten wir uns nicht einmischen. Wir meinen das ganz praktisch. Der Südwesten ist, auch wenn das bisher keiner so ausgerufen hat, eines der Kreativzentren der Fantastik in Deutschland: mit der Hobbit-Presse beim Verlag Klett-Cotta, die auch wegen Tolkien noch immer die Königssänftenklasse der deutschen Fantasy darstellt, mit dem Comic-Verlag Cross Cult in Ludwigsburg, der moderne Klassiker wie „The Walking Dead“ oder „Hellboy“ verlegt, mit der Filmakademie Baden-Württemberg, an der Computertrickspezialisten, Animationsfilmer und Computerspielentwickler ausgebildet werden, mit vielen Firmen, die Bilder für großes fantastisches Kino bis nach Hollywood liefern, mit Kinderbuchverlagen wie Thienemann, die auch Fantastisches pflegen, und mit Autoren und Illustratoren wie Thomas Thiemeyer, die hier wohnen und arbeiten. Eigentlich hätte schon längst ein buntes Festival hergehört, um das gebührend zu feiern.