Wer hat eigentlich behauptet, Helden müssten breitschultrig und muskulös sein? Tyrion Lannister, der kleinwüchsige Sohn des skrupellosen Lord Tywin, ist zwar eher ein Ritter von der traurigen Gestalt. Trotzdem ist der gewitzte, herumhurende, saufende Gnom aus George R. R. Martins Fantasy-Epos „Game of Thrones“ (zu deutsch „Das Lied von Eis und Feuer“) der einzige aus seiner verkommenen Sippe, der so etwas wie Anstand besitzt – vielleicht, weil er als Kind selbst viel einstecken musste. Zehn Bände umfasst die Buchreihe mittlerweile, einige wurden bereits verfilmt. Die Handlung: mehrere Familie streiten sich um den Thron in Westeros – und bringen sich dabei genüsslich gegenseitig um. Tyrion unterstützt zwar seine ihm eigentlich verhasste Familie, bleibt dabei aber immer erstaunlich anständig. Außerdem haut er als einziger seinem psychopathischen Neffen Joffrey auf die Finger. Schon dafür muss man ihn einfach lieben. Kurzum: wer vor einer von Gewalt, Sex und Machtgier geprägten Welt nicht zurückschreckt, wird seine wahre Freude an diesem Zwerg und seinen Machenschaften haben. Rebecca Müller