Die Fantasy Filmfest Nights im Metropol bieten Freunden des bizarren Kinos zwei Tage lang Skurriles, Brutales und Makabres.

Stuttgart - Von November 1827 bis Oktober 1828 haben die Herren Burke und Hare in Edinburgh 17 Menschen ermordet. Sie haben als skrupellose Opportunisten auf das Gesetz von Angebot und Nachfrage reagiert. Medizindozenten brauchten Leichen frisch Verstorbener, um ihren Studenten den menschlichen Körper und chirurgische Techniken vorführen zu können.

 

John Landis folgt in "Burke & Hare", der bei den Fantasy Filmfest Nights im Metropol zu sehen ist, trotz einiger Ausschmückungen den historischen Fakten. Aber er hat eine schwarze Komödie gedreht, die von der Kritik fast einhellig verrissen wurde, als unkomisch, geschmacklos, dröge, makaber und eklig. Die Ablehnung von "Burke & Hare" (Sonntag, 15 Uhr) ist verblüffend, übersehen doch fast alle Kritiker, dass Landis ("Blues Brothers") keine dreisten Witze in ein realistisches Umfeld hineinzwingt.

Gallige Variante von Historienfilmbildern

Die ganze Welt hier, die solche Angebot-Nachfrage-Monstrositäten hervorbringt, ist ein böser Witz. Jede Kameraeinstellung zeigt uns eine gallige Variante von Historienfilmbildern, und die erstklassige Besetzung - Andy Serkie, Simon Pegg, Tom Wilkinson, Tim Curry - trifft den Ton der Infragestellung von Ehrbarkeit und Liederlichkeit.

Die Fantasy Filmfest Nights, die Freunden des etwas bizarreren Kinos Appetit aufs Fantasy Filmfest im Juni machen sollen, haben mit dem norwegischen Mockumentary "The Troll Hunter" (Samstag, 18.30 Uhr)zwar eine weitere gelungene Komödie im Programm. Aber sie zeigen auch Filme vom anderen Ende des Sepktrums, Werke, deren Härte auch nicht von Genreroutinen ins Spielerische aufgelöst wird.

Die Schaulust wird doppelt bedient

Steven R. Monroes Remake von Meir Zarchis Schmuddelklassiker "I spit on your Grave" (Samstag, 20.30 Uhr) ist ein Musterbeispiel verstörenden Kinos. Eine junge Frau wird beim Urlaub im finsteren Hillbilly-Hinterland der USA von einer Bande Kerle vergewaltigt. Sie überlebt und nimmt Rache. Alles scheint beieinander für einen Exploitation-Film, und die Schaulust scheint doppelt bedient zu werden, mit sexueller Gewalt und dem Vergeltungsexzess. Aber mit Sarah Butler in der Hauptrolle wird dies kein Film, der von außen zuschauen lässt, es wird einer, der auch hineinschauen lässt ins Opfer, der die sonst pizzabelagartig herumgestreute Genregrausamkeit wieder zu etwas Realem, Ungeheuerlichem macht.

Irgendwo in der Mitte zwischen Komik und Grimmigkeit findet sich der Popcornhorror. Joe Dante ("Gremlins") erzählt in "The Hole 3-D" (Samstag, 22.30 Uhr) von einem tiefen Loch im Keller eines amerikanischen Vorstadthäuschens, aus dem die greifbar gewordenen Ängste einer Gruppe Kids aufsteigen. Von Stephen King Geborgtes wird mit ein wenig Japanhorror - Geister, die wie Insekten krabbeln - gemixt, und das Drumherum dafür bildet jene sterile heile Vorstadtwelt, die Dante und Co. schon in den siebziger und achtziger Jahren als Kulisse aufbauten. Das wirkt unfreiwillig gruslig, als sei da ein totes Filmkonzept einfach noch mal zurück ins Studio marschiert.

Das Programm: www.fantasyfilmfest.com