Das Fantasy-Filmfest macht von diesem Donnerstag an Station im Stuttgarter Metropol. Die Schau bietet Thriller, Horrorfilme, schwarze Komödien und auch eine Exorzismus-Persiflage.

Stuttgart - Alles ist vergänglich und das Leben nur ein kurzes Intermezzo. Voll von Gefahren und Ängsten, aber auch von Herausforderungen und fantastischen Möglichkeiten! Also rafft und giert Steven Stelfox (Nicholas Hoult), gerade einmal sechsundzwanzig Jahre alt, und schon fast an der Spitze eines angesagten Musiklabels, was er nur kann. Willkürlich entscheidet der Jungmanager über Tops und Flops. Demo-CDs von Leuten, die er nicht mag, pfeffert er ungehört in die Tonne. Drogen und Huren gehören bei ihm zum guten Ton. Und wenn es seiner Karriere förderlich ist, geht er über Leichen.

 

Mit „Kill your Friends“, Owen Harris’ fieser Satire über das knallharte Musikbusiness in den Neunzigern, eröffnet an diesem Donnerstag das diesjährige Fantasy-Filmfest (20. August, 20 Uhr). Es macht zum 29. Mal in sieben deutschen Großstädten Halt. Wer meint, das Wort Fantasy verweise auf das gleichnamige Genre, in dem sich vor allem Zauberlehrlinge, Fabelwesen und Hexen tummeln, bemerkt spätestens im Kinosaal den Irrtum. Denn auf der zehntägigen Schau, die vom 20. bis zum 30. August im Stuttgarter Metropol Filmtheater gastiert, sind vor allem außergewöhnliche Thriller, Science Fiction-, und Horrorfilme, Schwarze Komödien und Trickfilme für Erwachsene vertreten, wie zum Beispiel die animierte Exorzismus-Persiflage „Possessed“ aus Spanien (30. August, 15 Uhr). Manches, wie zum Beispiel Matteo Garrones bildgewaltiges „Märchen der Märchen“ (23. August, 19.45 Uhr), erscheint kurze Zeit später regulär im Kino. Kleinere Produktionen kommen jedoch nur auf dem DVD-Markt heraus. An mangelnder Qualität liegt das weniger, sondern vielmehr an den finanziellen Risiken, die mit der Vermarktung eines Nischenfilms einhergehen.

Arnold Schwarzenegger spielt erstaunlich sensibel

Ob etwa Harris’ gelungene Hochglanz-Verfilmung des gleichnamigen Romans von John Niven auch außerhalb des Festivals auf deutschen Leinwänden eingesetzt wird, steht derzeit noch nicht fest. Henry Hobsons interessantes Regiedebüt „Maggie“ (21. August, 20.30 Uhr) läuft in deutschen Lichtspielhäusern jedenfalls ausschließlich beim Festival. Was schade ist, denn hier mimt Arnold Schwarzenegger, der zuletzt in „Genisys“, dem fünften Teil des „Terminator“-Franchises routiniert um sich ballerte, erstaunlich sensibel den Vater eines Mädchens, das sich allmählich in einen lebenden Leichnam verwandelt.

Obwohl in Hobsons ernstem Drama nicht ein einziges Mal das Wort „Zombie“ fällt, ist sofort klar, unter welcher rätselhaften Krankheit der Teenager Maggie (Abigail Breslin) leidet. Ein tückischer Virus hat normale Bürger befallen, die nach einer kurzen Inkubationszeit zu entmenschlichten Kannibalen mutieren. Doch Hobson inszeniert auf dieser Grundlage kein ekliges, bluttriefendes Schlachtfest, sondern findet einen vollkommen eigenständigen Zugang zu einem reichlich überstrapazierten Thema, das von Zuschauern und Kritikern zudem oft als infantil belächelt wird. Der Film besticht durch die atmosphärischen Bilder eines verfallenden, ländlichen Amerika sowie durch die Konstruktion der Geschichte, in der das Dilemma des Vaters – entweder die Tochter auf einer Quarantänestation durch Euthanasie von ihrem Leiden erlösen zu lassen, oder ihr selbst den Gnadenschuss zu geben – nachvollziehbar wird.

Beispiele wie „Maggie“ oder der stimmungsvolle Monsterfilm „The Hallow“ (25. August, 20.30 Uhr) von Corin Hardy belegen den Reichtum des Genrekinos, das sich längst nicht nur an eingefleischte Fans richtet. Neben Produktionen aus den USA, Frankreich und Japan – wie Takashi Miikes neues Gangsterepos „Yakuza Apokalypse“ (26. August, 20.15 Uhr) – gibt es auch Witziges, Obskures und Intelligentes aus Deutschland, jenseits schwerer Dramen oder Kassenknüllern wie „Fack ju Göthe“.

Die Familie wirkt wie von Gestern

In seinem skurrilen Debüt „Der Bunker“ (28. August, 18.30 Uhr) verbindet der deutsch-griechische Regisseur Nikias Chryssos das verstörende Porträt einer Familie mit Motiven der deutschen Ideengeschichte und grellen Genreversatzstücken zu einem Projekt, dessen Wagemut Seltenheitswert besitzen dürfte. Im titelgebenden Bauwerk mietet sich ein junger Student (Pit Bukowski) ein. Die Familie, bei der er unterkriecht, wirkt wie von Gestern. Klaus, der achtjährige Sohn (Daniel Fripan), sieht viel älter aus, im Kopf tickt er aber langsamer als seine Altersgenossen. Die Eltern ernennen den Studenten zum Hauslehrer, der dem Sprössling mithilfe schwarzpädagogischer Methoden die Hauptstädte sämtlicher Nationen einbimsen soll, damit der Junge später Präsident der USA werden kann. Doch eine außerirdische Macht namens Heinrich, die in einer offenen Wunde im Bein der Mutter wohnt, hat auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Wie „Maggie“ läuft auch „Der Bunker“ neben sieben weiteren Filmen im Wettbewerb des Festivals. Der „Fresh Blood“-Award wird an herausragende Erst- oder Zweitprojekte von noch unbekannten Regisseuren vergeben. Die Zuschauer küren den Gewinner per Abstimmung.