Es geht los. Die EM 2024 beginnt am Freitagabend mit dem Eröffnungsspiel in München. In Stuttgart öffnet die Fanzone um 12 Uhr, am Sonntag findet das erste Spiel in Stuttgart statt. Was muss man wissen?
Die ersten Kundschafter sind schon da. Reporter vom Schweizer Fernsehen sind in der Stadt und senden Bilder vom Hauptquartier der Schweizer Fußballer in die Heimat. Einige Dänen schauen sich um, und der schottische Internetstar Andrew Henderson jongliert zu Werbezwecken vor der Grabkapelle um die Wette. Mit dem Konzert am Donnerstag ist die Fanzone eingeweiht. Von Freitag an gehört die Bühne dem Fußball. Was erwartet die Stuttgarter?
Welche Spiele sind in Stuttgart?
Fünf Partien werden in Stuttgart ausgetragen. Den Anfang machen am Sonntag um 18 Uhr Dänemark und Slowenien. Am Mittwoch, 19. Juni, schaut dann die deutsche Mannschaft vorbei, sie spielt gegen Ungarn um 18 Uhr in der Stuttgart-Arena. Am Sonntag, 23. Juni, spielt um 21 Uhr Schottland gegen Ungarn. Und am Mittwoch, 26. Juni, kickt Belgien gegen die Ukraine um 18 Uhr. Beim Viertelfinale am Freitag, 5. Juli, könnte Deutschland nochmals nach Stuttgart kommen. Möglich wäre eine Partie gegen Spanien.
Wie kann man die EM erleben ohne Tickets?
Die Fanzone in der City erstreckt sich über die vier zentralen Plätze. Auf den Schlossplatz passen 35 000 Menschen. Das sind weniger als bei der WM 2006, da die Vorschriften zu Rettungswegen deutlich verschärft wurden. Dort werden alle Spiele gezeigt – und Konzerte gegeben. Der Eintritt ist frei. Geöffnet ist der Schlossplatz von 12 Uhr an. Schluss ist an Spieltagen um 0 Uhr, sonst um 23 Uhr.
Welche Sicherheitsvorschriften gelten in der Fanzone?
Seit Mittwoch stehen in der Stadt Säulen mit Regeln. Verboten ist vieles in der Fanzone: natürlich Waffen jeder Art und Pyrotechnik, aber auch „sperrige Gegenstände“ wie Regenschirme. Stattdessen ein Cape in den Rucksack packen? Ja, aber nur, wenn dessen Größe das Format DIN A4 nicht überschreitet.
Wie fahren die Öffentlichen?
Die SSB haben ihren Fahrplan angepasst: An fast allen Tagen wird der Zehn-Minuten-Takt der Stadtbahnlinien, die durch die City führen, bis gegen 0.30 Uhr verlängert – Ausnahmen sind der 17. und 18. Juni und spielfreie Tage. Außerdem wird an jenen Tagen der Fahrplan dieser Linien um eine weitere Stunde im 15-Minuten-Takt verlängert.
Was geschieht auf dem Marktplatz?
Auf dem Marktplatz darf man selbst kicken. Hier wird ein Fußballfeld aufgebaut. Der Württembergische Fußballverband (WfV) und das Sportamt werden Turniere austragen. Am 6. Juli findet ein Inklusionsturnier gemeinsam mit der Diakonie Stetten statt. Es gibt Tischkicker, eine Teqball-Platte, eine elektronische Torwand, Spielkonsolen für E-Sports, eine Fotowand und Fanschminken.
Was geschieht auf dem Karlsplatz?
Auf dem Karlsplatz spielt der Fußball eine Nebenrolle. Es gibt zwar ein Beach-Soccer-Feld. Zentraler Anlaufpunkt ist aber eine Kulturbühne, auf der Musik gemacht, Theater gespielt und getanzt wird. Vor allem von und mit lokalen Akteuren. Verschiedene gemeinnützige Organisationen präsentieren sich, man kann sitzen, es gibt kostenlos Eis.
Was geschieht auf dem Schillerplatz?
Auf dem Schillerplatz wird vor allem gegessen und getrunken. Es gibt in sechs Lauben Speisen und Getränke aus der Region.
Wie werden die Fans geschützt?
Die Polizei und die Bundespolizei haben mehrere Tausend Kräfte im Einsatz – bis zu 2500 zusätzlich werden es in den Spitzenzeiten an den Spieltagen sein. Nicht alle wird man sehen, da sie in Uniform und in Zivil unterwegs sein werden. Innenminister Thomas Strobl (CDU) spricht von einer extrem hohen, aber doch abstrakten Terrorgefahr. Zudem werden in Stuttgart zwei Hochrisikospiele, nämlich die mit ungarischer Beteiligung, ausgetragen. Die Polizei bekommt zusätzliche Kameras, die Veranstaltungsbereiche werden mit Pollern abgesichert. Es gilt ein Drohnenflugverbot. Die Polizei ist auf die Abwehr von Gefahren aus der Luft eingestellt, sollte dies nicht beachtet werden.
Wer schützt vor Übergriffen und Diskriminierung?
Auf dem Karlsplatz ist ein „Safer Space“ eingerichtet, ein Bürocontainer als Anlaufstelle für Personen, die sich durch Sexismus, Anmache und Diskriminierung bedroht fühlen. Diese „Fan-Boje“ – analog zur Wasenboje auf dem Frühlingsfest – steht an der Seite des Alten Schlosses auf dem Karlsplatz. An die Polizei kann man sich sowieso wenden.
Wie viele Besucher werden erwartet?
Wie das so ist bei Vorhersagen, genau weiß man es nicht. Thomas Pollak, der Verantwortliche für die Fanfeste, rechnet damit, dass an den Spieltagen bis zu 200 000 Menschen nach Stuttgart strömen. Manche sind schon da, wie eine große Gruppe Schweizer Jugendlicher, die die Nähe zum Base Camp der Schweizer im Waldhotel sucht und am Samstag um 15 Uhr das Spiel ihres Teams gegen Ungarn auf dem Schlossplatz sehen will. Einige Zehntausend Dänen werden erwartet, 34 davon hatten das Glück mittels der Zeitung „Politiken“ nach Stuttgart fahren zu dürfen. Begleitet werden sie einen Teil der Strecke von Kim Vilfort, den sie in Dänemark verehren. Nicht nur als Fußballer, weil er 1992 im EM-Finale gegen Deutschland das Tor zum 2:0-Endstand schoss. Eigentlich wollte er bei seiner krebskranken kleinen Tochter bleiben, doch sie hatte ihn gebeten, wieder zur Mannschaft zu reisen und zu spielen. Wenige Tage nach dem EM-Triumph starb sie. „United by Football“, vereint durch Fußball, manchmal hat das eine ganz andere Bedeutung.