Nigel Farage hat Großbritannien den Weg aus der EU geebnet – und die Stimmung auf der Insel vergiftet. Sein Abgang ist konsequent, kommentiert Politik-Redakteur Peter Nonnenmacher. Nun muss sich aber auch seine Ukip-Partei überlegen, wie es weiter geht.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Ein Paukenschlag folgt dem anderen auf der Bühne Westminsters. Kaum kommt man bei diesem Tempo noch nach. Erst geht David Cameron, der Premierminister, dann findet sich, sichtlich schockiert, Schatzkanzler George Osborne auf dem Weg zur Tür. Boris Johnson stürzt polternd über die Bühnenrand, Jeremy Corby, der Labour-Vorsitzende, kämpft gegen den eigenen Exit. Und nun nimmt also Nigel Farage Abschied. Der Chef der Anti-EU-Partei Ukip will nicht mehr.

 

Gewinner des Brexit

Farage geht aus eigenen Stücken. Er ist kein Opfer des Brexit, sondern ist einer der Gewinner bei diesem Drama. Er hat erreicht, wofür er sein Leben lang gearbeitet hat. Im Europa-Parlament hat er sich mit bitterer Häme daran erinnert, wie ihn viele in Brüssel vor Jahren noch verlachten. „Jetzt lacht ihr nicht mehr“, hat er triumphiert. Lange bevor sich die Austrittsbefürworter der Toryies aus dem Dunkel ihrer Verwirrung an die Öffentlichkeit wagten, hat Farage „die Morgendämmerung unseres Unabhängigkeitstags“ proklamiert.

In der Tat war der Ukip-Chef als erster mit der Idee eines Austritts-Referendums gekommen. Er hatte die Konservativen damit unter Druck gesetzt. Nicht zuletzt aus Angst vor Ukip hatte Cameron klein beigegeben. Ukips Fußtruppen hatten en masse Flugblätter ausgetragen und an Türen geklopft, als es zur Abstimmung kam. Zum Großteil verantwortlich war Farage dabei für die gefährlich angeheizte Rhetorik der Kampagne, die sich jetzt vielerorts in Fremdenhass und rassistischen Übergriffen niederschlägt. Seine Warnung vor „Kölner Zuständen“ in England, sein Plakat mit den Migrantenströmen trugen zur Vergiftung der Atmosphäre – aber auch zum Sieg des Brexit-Lagers – bei.

Festhalten am Parlamentssitz

Da Ukip nun seinen im Parteinamen enthaltenen Zweck erfüllt hat und dem Vereinigten Königreich die „Unabhängigkeit“ von der EU beschert zu haben glaubt, ist für Farage die Arbeit getan. Um sicher zu stellen, dass auch alles umgesetzt wird, will er seinen Sitz im Europa-Parlament behalten. Ansonsten aber scheint er es diesmal ernst zu meinen mit seinem Abgang als Parteichef. Ukip aber wird sich demnächst überlegen müssen, wofür es künftig stehen soll, ob es in der bisherigen Form weiter eine Zukunft hat – und wenn ja, welche.