Die SWSG übernimmt das Gebäude am Laubeweg. Ziel ist es, von 2017 an schwarze Zahlen zu schreiben.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Stuttgart-Möhringen - Eberhard Bügner ist froh, dass die Wohnanlage Fasanenhof „nun wieder eine klare Perspektive“ hat. „In den vergangenen beiden Jahren waren wir bei unseren Zukunftsplanungen schon ein wenig gehemmt“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer. Denn niemand konnte sicher sein, wie es mit der Einrichtung am Laubeweg 1 weitergehen würde.

 

Lediglich das Ziel stand fest: Die Wohnanlage, die seit ihrer Gründung 1977 rote Zahlen schreibt, sollte wirtschaftlich werden. Mit diesem Auftrag war das Behindertenzentrum (BHZ) Stuttgart zum 1. Januar 2011 als Gesellschafter bei der Wohnanlage eingestiegen. „Wir wollten ein neues Modell entwickeln, waren uns aber von Anfang an nicht sicher, ob uns das gelingt“, sagt Bügner. Darum habe sich das BHZ, dessen kaufmännischer Leiter Bügner ist, eine „Notfallklausel“ offengelassen. Nämlich die Option, bis Ende 2012 entweder die Anteile der Stadt mitzuübernehmen oder aber sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Diese Klausel musste in den Vertrag eingefügt werden, weil das BHZ nicht dauerhaft einen Betrieb subventionieren darf.

„Wir wollen das Haus in die Hände eines Profis legen“

Obgleich es diesen Notausstieg von Anfang an gegeben habe, „war uns damals, als wir bei der Wohnanlage als Gesellschafter eingestiegen sind, nicht klar, dass die Immobilie so schwierig für uns sein würde“, sagt Bügner. Es sei ein „schmerzhafter Erkenntnisprozess mit vielen verschiedenen Überlegungen gewesen“. Doch letztlich sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass die Stärken des BHZ nicht in der Bewirtschaftung von Immobilien liegen, sondern in der Betreuung und Pflege von Menschen mit Behinderung. Als positiv bewertet Bügner, dass im Laufe dieses Prozesses alle, insbesondere auch die verschiedenen Ämter bei der Stadt, an einem Strang gezogen hätten, um zu einer guten Lösung zu kommen.

Nun ist diese gefunden. Die Stadt wird sich zum 1. Juli dieses Jahres als Miteigentümer der Wohnanlage zurückziehen. Das BHZ hält dann einen Gesellschaftsanteil von rund 94 Prozent. Der Körperbehinderten-Verein Stuttgart ist mit rund sechs Prozent beteiligt. Das Gebäude am Laubeweg 1 wird von der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) übernommen. „Wir wollen das Haus in die Hände eines Profis legen“, sagt Bügner. Hintergrund sei auch, dass das Gebäude mittlerweile mehr als 35 Jahre alt sei und damit einen deutlichen Sanierungsbedarf aufweise. „Das können wir nicht leisten. Dazu fehlt uns sowohl das Geld als auch das fachliche Wissen“, sagt Bügner.

Die Bewohner wurden noch nicht informiert

Der Gemeinderat hat der Übernahme des Gebäudes durch die SWSG vor Kurzem zugestimmt. Die Mitarbeiter wurden bereits informiert, die Bewohner aber noch nicht. Denn noch sind die Verträge nicht unterschrieben. Bügner geht davon aus, dass das nur ein formeller Akt ist. Er betont, dass sich für die Mieter abgesehen von dem Ansprechpartner und dem Konto, auf das sie die Miete überweisen, nichts ändert.

Doch der Verkauf des Gebäudes an die SWSG ist nur ein Schritt auf dem Weg, die Wohnanlage bis 2017 zu einer wirtschaftlichen Einrichtung zu machen. Zudem ist geplant, das Angebot auszubauen. So soll die Zahl der Plätze in der Tagesstätte für Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderung von sechs auf zwölf verdoppelt werden. Die Wohngruppe für Kinder und Jugendliche soll von fünf auf acht Plätze erweitert werden. Darüber hinaus ist geplant, in den Bereichen Leitung, Verwaltung und hauswirtschaftliche Dienstleistungen Personal abzubauen. „Wir wollen aber niemanden entlassen, sondern lediglich die natürliche Fluktuation ausnutzen“, sagt Bügner. Er betont auch, dass es keine Qualitätsverluste geben werde. Statt dessen sollen Synergieeffekte zwischen Wohnanlage und BHZ genutzt werden.