Isolde Pfeffer kennt man in Cannstatt als Bütteline des Kübelesmarkts. Auch ihre 20-jährige Enkelin Fabienne Theurer ist dem Fastnachsvirus erlegen. Was macht für die beiden den Reiz der Fasnet aus?

Stuttgart - Isolde Pfeffer muss nicht lange überlegen, wenn sie an die ersten gemeinsamen Fastnachsterlebnisse mit ihrer Enkelin denkt. Fabienne war schon dabei, da konnte sie noch gar nicht laufen. Doch im Kinderwagen wollte das kleine Mädchen auch nicht sitzen bleiben, und so hat Oma Isolde die Kleine auf den Schultern durch den Umzug getragen. „Und ich hab an so mancher Haustür geklingelt, damit ich sie im Flur wickeln konnte“, erzählt Isolde Pfeffer. Und damit es der Kleinen mollig warm war, hatte ihr die Oma ein Plüschfell ins Felbenhäs genäht.

 

Bei den Pfeffers ist jeder aus der Familie vom Fastnachtsvirus infiziert. Schon die Großmutter von Isolde Pfeffer wagte sich in einer Zeit verkleidet auf die Straße, als Fastnacht noch ein Fremdkörper in Stuttgart war und wurde von den Passanten stets sehr skeptisch beäugt. Der Enkelin aber hat es gefallen. „Sie hat mich quasi für die Fasnet inspiriert“, erzählt Isolde Pfeffer. Über die Tanzgarde ist sie dann beim Cannstatter Kübelesmarkt gelandet, der sich auch auf dem Cannstatter Wasen engagiert. Da kam es am 27. September 1970 zu einer denkwürdigen Begegnung, denn Isolde lernte ihren heutigen Mann Wolfgang kennen und lieben. „Sonst wären wir ja alle jetzt nicht hier“, sagt Enkelin Fabienne Theurer.

Wolfgang Pfeffer hatte mit Widerständen zu kämpfen

Für ihren Opa Wolfgang war es übrigens nicht so leicht, ein Narr zu werden. Er stammt aus einem protestantisch geprägten Elternhaus. Sein Vater hat ihm verboten, sich zu maskieren und argumentierte: „Der Herrgott hat dir nicht ein schönes Gesicht gegeben, damit du es unter einer Maske versteckst.“ Aber letztlich setzte sich der Narr in Wolfgang Pfeffer durch. Seit 55 Jahren ist er ein Kübler und verschafft sich als Büttel von Cannstatt in der Nachbildung der Orginal-Bütteluniform Respekt.

Seit 1999 unterstützt Wolfgang Pfeffer dabei seine Bütteline. Die zwei gehören inzwischen zu Cannstatt wie der Wein und das Wasser. Isolde Pfeffer trägt ein neckisches Hütchen und ist stolz auf die Orden auf ihrem Fasnetsblazer. Über einen freut sie sich besonders: Die 73-Jährige ist nämlich auch noch Mitglied beim Karnevalsverein Zigeunerinsel und erhielt als bislang einziges Mitglied der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet das Verdienstkreuz der Karnevalisten. Fast wäre sie nämlich bei der Zigeunerinsel gelandet. „Die hatten mich für die Tanzgarde angefragt, aber da hatte ich bei den Küblern schon zugesagt“, sagt die engagierte Seniorin.

Die Narrenzunft ist wie eine große Familie

Wie die Oma, so die Enkelin. Auch Fabienne war, bis sie 14 Jahre alt war, bei der Tanzgarde. Inzwischen ist sie beim Spielmannszug und bei den Felben. Bei unserem Gespräch trägt sie das farbenfrohe Häs, das aus bis zu 2000 Filzbättern besteht und von ihr an zwei Wochenenden aufgenäht wurden. Daneben liegt die Lindenholzmaske, die den Kopf der Weide darstellt. Beim Umzug trägt sie dann noch die Weinbergrätsche. Dort liebt sie es, Schabernack zu treiben. „Ich falle da sehr gerne aus der Rolle“, sagt Fabienne Theurer. Fasnet ist für sie aber weit mehr als das. „Mir gefällt das Traditionsbewusstsein, das möchte ich auch den Kindern weitergeben“, sagt die gelernte medizinische Fachangestellte. Deshalb besucht sie immer wieder Schulen und Kindergärten, um den Nachwuchs für ihre Leidenschaft zu begeistern und aufzuklären, was es mit der Fastnacht eigentlich auf sich hat. Die Narrenzunft ist für sie auch eine große Familie. „Hier passt jeder auf jeden auf“, sagt sie.

Ein wunderschöner Weidenbaum am Neckarufer

Während der närrischen Tage trifft die 20-Jährige auch immer wieder ihre Oma, in den Fasnetskneipen in Bad Cannstatt, oder sie laufen gemeinsam bei den Umzügen mit. Jetzt geht es also wieder los für die beiden. Vor allem Isolde Pfeffer hat mit der Organisation vom närrischen Kübelesmarkt alle Hände voll zu tun – aber sie macht es gerne.

Jahr für Jahr das gleiche Szenario, ohne dass die Fasnet für sie je an Faszination verloren hat. „Fasnacht verbindet seit jeher Generationen“, sagt Isolde Pfeffer. Fabienne trägt nicht nur ein Felbenkostüm: Als sie ein Jahr alt war, haben ihre Großeltern einen Weidenbaum gepflanzt – es soll der schönste am Cannstatter Neckarufer sein.