Monica Menez hat zwei preisgekrönte Fashionfilme produziert und sich in der Modewelt einen Namen gemacht. Trotzdem will sie Stuttgart treu bleiben.

Stuttgart - Die kurzen Haare sind wasserstoffblond gefärbt, die Lippen kirschrot passend zu den Fingernägeln. Monica Menez trägt einen schwarzen Hosenanzug und ein weißes Shirt. Sie wirkt tough und cool, wie sie da sitzt im Hinterzimmer des Ladens von Goldknopf Couture. Umso mehr überrascht es, als sie Sätze sagt wie „Ich denke in rosafarbenen Tönen“ und „Ich liebe alles bonbonhafte, pastellfarbige und pudrige“. Das passt irgendwie nicht zusammen, denkt man. Tut es aber doch, wie sich beim Anschauen ihres zweiten Fashion-Films „Hors d’ oeuvre“ zeigt.

 

Die drei Episoden, in deren Mittelpunkt ein Model mit Marilyn-Monroe-Frisur steht, spielt in einer in sanften türkis und roséfarben gehaltenen Kulisse. Das Model trägt Kleider aus feinen Plissee- und Seidenstoffen von Goldknopf. Eine scheinbar heile Welt in Retromanier. Bis sich das Model das Gesicht mit Nagellack beschmiert, der Schlüpfer unter dem engen Stiftrock runterrutscht und sie sich vermeintlich erhängt. Diese Szenen überraschen, schocken und durchbrechen die zu beginn spießig anmutende Szenerie. „Ich wollte etwas surreales und seltsames machen“, sagt Menez, „aber nichts zu negatives.“ Morbide wirkende Momente werden humoristisch aufgelöst.

Menez hat sich gegen Größen der Modebranche durchgesetzt

Für ihren Film hat Monica Menez im November auf dem Film-Festival A Shaded View On Fashion, ausgerichtet von der Mode-Bloggerin Diane Pernet, in Paris den Best-Director-Award erhalten. Und sich nebenbei gegen Branchengrößen wie H&M und Louis Vuitton durchgesetzt. Schon ihr erster Fashion-Film „Precious“ war 2011 in San Diego beim La Jolla Fashion Film Festival, dem wohl größten seiner Art, mit dem Preis für das „Most Creative Concept“ ausgezeichnet worden. Von einem Glückstreffer kann bei der Fotografin keine Rede sein.

Ein Glücksfall ist es aber, dass Monica Menez bei einer Fotostrecke damals merkte, dass sich ihre Idee als Film besser umsetzen ließ. So war das Erstlingswerk „Precious“ entstanden. Seither schwimmt sie auf der Trendwelle mit. Auf den Homepages der meisten Modelabels gibt es heute neben den Fotostrecken auch kurze Filme über die aktuellen Kollektionen. Denn Filme sind anschaulicher und emotionaler als Standbilder und in der Umsetzung bei weitem nicht mehr so teuer wie früher.

Die Entwicklung ist aber noch jung. „Es ist toll, von Anfang an dabei zu sein“, sagt Menez. Ihr „Hors d’ oeuvre“ wird gerade rund um den Erdball auf Fashion-Film-Festivals gezeigt, die nur so aus dem Boden sprießen. Nach Paris war er in Tokio zu sehen, danach St. Petersburg. Das Fashion Film Festival in São Paulo hat angefragt.

Angefangen hat sie als Hausfotografin bei Prinz

Angefangen hat Monica Menez nach ihrer Foto-Lehre in der Werbebranche als Hausfotografin beim Stadtmagazin Prinz. Eine Zeit, an die sich gerne zurückdenkt. „Es war das Gegenteil von dem, was ich heute mache“, sagt sie, „damals musste man mit den Gegebenheiten arbeiten, die man bei einem Termin vorfindet, heute inszeniere ich.“

Überhaupt spricht Monica Menez lieber von inszenierter Fotografie. Als Modefotografin würde sie sich nicht ausschließlich bezeichnen. Obwohl die Liste der namhaften Auftraggeber, die durchaus in der Modebranche anzusiedeln sind, lang ist.

Für Blutsgeschwister hat sie lange Zeit die Kollektionen abgelichtet, aber auch für Trumpf, Breuninger und Hugo Boss. Auch für Zeitschriften wie „Madame“ und „Brigitte“ hat sie Models ins rechte Licht gerückt. „Modefotografie ist toll“, fügt sie deshalb hinzu, „aber ich dachte, von Stuttgart aus ist das schwer, das ist eben nicht Paris.“

Stuttgart will sie treu bleiben

Aber es geht, wie sie als Jungregisseurin jetzt erfahren hat. Sie will Stuttgart treu bleiben – nicht zuletzt wegen der Zusammenarbeit mit Thomas Lempertz von Goldknopf Couture. „Wir rollen das Feld jetzt von Stuttgart aus auf“, sagt die 41-Jährige. Von der Fotografie will sie auch künftig nicht abrücken. Mit dem Filmemachen sei etwas Neues hinzugekommen. „Es gibt Ideen, die sich besser fotografisch umsetzen lassen und andere sind als Film besser“, sagt sie. Was sie nicht will, sind Fotostrecken eins zu eins in einem Film zu übertragen oder rein kommerzielle Mode-Filme zu machen. „Zumindest bei meinen freien Arbeiten zählt die Idee, die ich künstlerisch entfalten möchte“, so Menez.

An die Situation, nicht immer selbst hinter der Kamera zu stehen, hat sich Menez mittlerweile gewöhnt. „Anfangs war es komisch, aber als Regisseur hat man den Gesamtblick und ist nicht so sehr in technischen Details gefangen wie hinter der Kamera.“ Das biete einen gewissen Freiraum zur künstlerischen Entfaltung. Andererseits ist die Filmproduktion immer noch teurer und langwieriger als eine Fotostrecke. Die Sets sind aufwendiger, das Filmen dauert mehrere Tage, es muss danach geschnitten werden, Musik muss ausgewählt und Musikrechte müssen abgeklärt werden. „Hors d’ oeuvre“ hat rund 10 000 Euro gekostet. „Andere kaufen sich ein Auto, ich mach’ solche Projekte.“ Für Monica Menez war dies eine kluge Investition in die Zukunft des kreativen Fashion Films. Ihr dritter Film ist bereits in Planung.