In Leinfelden muss der Oberbürgermeister das Rathaus aufgeben, in Filderstadt-Plattenhardt und Waldenbuch feiern Faschingsfans die fünfte Jahreszeit.

Filder - Widerstand zwecklos: Oberbürgermeister Roland Klenk hat am sich Samstagnachmittag besonders gut vor den Narren und Hexen versteckt. Doch es half nichts. Auch in diesem Jahr musste das Stadtoberhaupt sein geliebtes Rathaus in Leinfelden der Hexenübermacht aus dem Siebenmühlental übergeben. Und dazu haben die Narren kräftig gefeiert.

 

Der Platz vor dem Rathaus ist gut gefüllt: Einzig es streiken die Mikrofone. „Die hat die Stadt gestellt“, ruft die Oberhexe der Siebenmühlentalhexen vom Balkon aus hinunter – und erntet damit kräftigen Applaus und Gelächter. Die Stimmung lassen sich die Feiernden von der Technik aber nicht verderben.

Die Siebenmühlentalhexen haben einen Plan

Im Gegenteil: Musik dröhnt durch die Lautsprecher und über den Vorplatz. Dann übernimmt der Spielmannszug der Filderer. „Ja, mir san mim Radl da“ und „Ruckizucki“ bringt die Feiernden in Schwung. Die Gardemädchen in schickem Weiß schunkeln dazu auf der Treppe vor dem Rathaus. Und los geht die Polonaise durch die Menge. Zu dem Zeitpunkt ist der OB noch Fest im Sattel – und gibt sein Rathaus nicht gleich preis.

Doch die Hexen haben einen Plan: Tatkräftig schnappen sie sich eine Leiter und steigen durch ein Fenster im ersten Stock ins Rathaus. Und schließlich tritt Klenk doch mit weißer Fahne und erhobenen Händen aus dem Rathaus. Lange, so dichtet der OB, wird er auf sein Amt nicht verzichten müssen: „Das ist gewiss, vor harter Arbeit habt ihr Schiss.“

Und trotzdem: Filderbauer Marc I. vom Siebenmühlental übernimmt mit dem närrischen Gemeinderat unerbittlich die Regentschaft und verliest – mehr schlecht als recht wegen der Technikaussetzer – seine Proklamation. Damit es auch weithin sichtbar ist, dass die Narren das Zepter in der Hand haben, stellen die Hexen mit vereinten Kräften und langen Stäben den Narrenbaum vor dem Rathaus auf.

Viel Applaus für die Jugendgarde in Waldenbuch

In Waldenbuch sammeln sich am Abend die Faschingsfreunde in der Stadionhalle zum 12. Krabbaball des TSV Waldenbuch. Noch vor dem offiziellen Programm dreht der DJ die Musik auf. Hoch gehen schon da die Hände und schwingen die Fußspitzen im Takt – während die Biertische vibrieren. Immer mehr Gäste trudeln ein: mal geschminkt wie ein Clown, mal mit Perücke à la Tina Turner oder als Einhorn verkleidet.

Als die Kindergarde der Fasnetsabteilung Waldenbuch fetzig tanzt, gehen alle Augen – und Kameras – Richtung Bühne. Die Kleinen haben ordentlich etwas einstudiert und ernten viel Applaus. Noch akrobatischer ist die Jugendgarde des Vereins. Hoch gehen die Knie und die Röcke. In akkurater Formation drehen, springen, hüpfen und tanzen die Mädchen zur Musik und bringen Stimmung in die Bude.

Richtig laut wird es mit den Nausstragger Guggen aus Wäschenbeuren. Mit mehr als 40 Musikern – beeindruckend verkleidet unter dem Motto „Kannibale trifft Voodoo“ – ziehen sie in die Stadionhalle und auf deren Bühne. Zwei Schlagzeuge auf Rädern, zwei Riesentrommeln, zahlreiche – im Übrigen beleuchtete – Trompeten, Schellen und andere Instrumente füllen den Raum. Da wackelt die ganze Halle.

Plattenhardt feiert wilde Party

Derweil in Plattenhardt wird Fasching wieder ganz anders gefeiert: nämlich mit einer klassischen Party mit Partyband. In Filderstadt ist Red Fox gut bekannt. In Sträflingskostümen stehen die drei Musiker auf der Bühne und der Sänger singt „Give Me Hope, Joanna“. Die Weilerhauhalle ist mit 500 Tickets komplett ausverkauft, wie Angelika Tetz, die Vorsitzende des veranstaltenden TSV Plattenhardt, freudig berichtet. Die Faschingsparty gibt es schon so lange, dass selbst Tetz, die seit 25 Jahren die Sause organisiert, gar nicht genau weiß, wann das große verkleidete Feiern in Plattenhardt seinen Anfang nahm. Sei’s drum. An diesem Samstagabend sind so gut wie alle Partygänger verkleidet und in Feierlaune. Da steht eine Kuh, dort zwei Formel-Eins-Rennfahrer. Ein Pirat tanzt neben einem Affen. Und auch ein Flugkapitän, eine Teufelin und eine Micky Maus haben sich zur Party eingefunden. Da klingt „Country Roads, Take Me Home“ durch die Halle – und an den Tischen wird kräftig geschunkelt.