Die Hexe sind die beliebteste Narrengruppe, wie die jüngste Gründung der Grumpa-Hexa in Rutesheim zeigt. Dabei ist die Figur noch gar nicht so alt, sagt Volker Gegg von der Vereinigung der Narrenzünfte.

Leonberg - Natürlich gibt es auch für die Fasnet einen Verband, der die Tradition verwaltet: Das ist die altehrwürdige „Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte“. Vorstandsmitglied Volker Gegg, selbst Nachtwächter bei der Althistorischen Narrenzunft Offenburg, weiß viel über die Hexe.

 
Herr Gegg, seit wann gibt es die Hexe als Figur in der Fasnet?
Anfang der 30er Jahre kommen die ersten Hexen in der organisierten schwäbisch-alemannischen Fasnet auf. Die allererste Hexenzunft waren die Offenburger Hexen, die sich am Dreikönigstag 1936 offiziell gegründet haben.
Das heißt, Hexen sind noch gar nicht so alt.
Nein, vorher waren das eher alte, hutzlige Frauen oder Kräuterweible in der unorganisierten, bäuerlichen Fasnet. Die Offenburger haben dann aus den Grimmschen Märchen und mittelalterlichen Sagen heraus eine Hexenfigur entwickelt. Seitdem hat sich die Hexe zu einer der populärsten Fasnetsfiguren entwickelt.
Warum ist die Hexe so beliebt?
Anders als zum Beispiel der eher bedächtige Weißnarr ist die Hexe eine Figur, mit der man viel machen kann. Hexen sind frei, sie können klettern, können Radau machen, Pyramiden bauen und die Zuschauer ärgern. Das merkt man auch bei den neueren Zünften: Wenn die eine Hexengruppe gründen, dann kommen die Menschen scharenweise.
Wie reagieren Sie da?
Wir haben die Zahl der Hexen beschränkt. Sonst verdrängen die Hexen die anderen Maskengruppen – und das wäre schade.
Wie finden Sie es, dass sich noch immer allüberall neue Hexenzünfte gründen?
Wenn Menschen zusammen Fasnet feiern, warum sollen sie das nicht tun? Gut fänden wir es, wenn sich die neueren Zünfte auch an die Fasnetskultur halten. Das Häs sollte authentisch und einwandfrei sein – also keine Turnschuh-Hex, das passt zum Beispiel nicht. Und die neuen Zünfte sollten die Fasnet am eigenen Ort etablieren und hier feiern. Wir unterstützen keine Reisezünfte, die nur von Umzug zu Umzug fahren.
Hexen haben immer Masken. Was macht die Maske aus?
Mit der Maske zieht man ein zweites Gesicht auf – und wird zu jemand anderem. Man kann also Leute ansprechen, die man kennt, die einen aber dann nicht wiedererkennen. Eine Maske, zum Beispiel aus Lindenholz geschnitzt, verändert ja auch die Stimme.
Feiern kann man die Fasnet aber auch ohne Maske?
Na klar! Die organisierte Fastnacht gehört dazu, aber auch die freie Fasnet ist ganz toll! Ziehen Sie sich einfach ein paar bunte Fetzen an und feiern Sie mit lustigen Menschen in einer Wirtschaft in Ihrer Stadt oder in Ihrem Dorf!
Wie geht’s der Fasnet zur Zeit?
Wir haben über keinen Rückgang zu klagen. Aber durch die Zunahme der Zünfte besteht ein wenig die Gefahr, dass wir uns verzetteln. Denn es gibt eine immer größere Vielfalt, jeder macht seine eigenen Feste. Die Zahl der Menschen, die Fasnet feiern, steigt aber deswegen nicht. Die Höhepunkte sind aber nach wie vor gut besucht.