Die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 stellt auch die Narren im Landkreis Esslingen vor Probleme. Deizisau musste seinen Umzug absagen, Kirchheim konnte die Veranstaltung hingegen retten.

„Schlegler - hau, Schlegler - hau, Schlegler - hau, hau, hau und dreimal Schend - märra“: Der Schlachtruf der Narrenzunft Deizisau wird in diesem Jahr zumindest beim Umzug in Deizisau nicht ertönen. Die Großveranstaltung, bei der rund 1700 Hästräger aus etwa 70 Zünften durch die Straßen ziehen wollten, musste abgesagt werden.

 

Der eigentliche Umzug hätte direkt an den Wahllokalen vorbeigeführt. Nach den Vorgaben der Gemeinde dürfen die Straßen und der Marktplatz in diesen Bereichen jedoch am Wahltag nicht genutzt werden. Einen ungehinderten Zugang zu den Wahllokalen im Rathaus, in der Zehntscheuer und in der Gemeinschaftsschule konnten die Veranstalter nicht garantieren. Zusammen mit der Gemeinde Deizisau habe man verschiedene Alternativstrecken erarbeitet – keine war überzeugend. „Das Ambiente und die Möglichkeiten, die Zuschauer mit Essen und Getränken zu versorgen, wären extrem eingeschränkt gewesen“, führt der Zunftmeister Roland Widmann aus. Mit Ausnahme der Corona-Jahre sei dies der erste Umzug, der nicht stattfinden kann, stellt Vorstand Widmann fest.

Wenigstens der Rathaussturm findet in Deizisau statt

Die Absage fiel der Narrenzunft Deizisau nicht leicht, sagt Widmann. Auch viele Narrenfreunde drückten ihr Bedauern in den sozialen Netzwerken mit weinenden Emojis und Kommentaren aus. Besonders bei Familien ist das Deizisauer Narrentreiben beliebt, da hier weniger Gedränge als bei anderen Umzügen herrscht. Doch es gibt auch närrische Lichtblicke. Als kleinen Trost können sich die Schlegler und Schendmärra der Narrenzunft und alle anderen Fasnetsfans bereits den Termin für das nächste Jahr vormerken: den 7. und 8. Februar 2026. Wer nicht so lange warten möchte, kann beim Rathaussturm am 27. Februar 2025 um 18 Uhr dabei sein, bei dem der Bürgermeister samt Gemeinderäten abgeführt werden soll.

Aufatmen kann dagegen die Narrenzunft Kloster-Deifel Kirchheim unter Teck, obwohl ihr vierter Fasnetsumzug durch Kirchheim ebenfalls am Wahltag stattfindet. In Absprache mit der Stadt verlegten sie geringfügig ihre Strecke. Die Wahllokale in den Schulen liegen außerhalb der Route und die Zufahrtswege seien frei zugänglich. Start ist um 14.14 Uhr in der Schlierbacher Straße. Von dort bahnen sich die Narren aus nah und fern ihren Weg über die Alleenstraße, die Marktstraße und den Schlossplatz. Auf dem Marktplatz wird weitergefeiert. Eine Art Narrendorf mit Foodtrucks, Verpflegungsständen und Bar-Zelt sorgt dafür, dass es an nichts mangelt. Anders ist in diesem Jahr nur der Zugang.

In Kirchheim werden knapp 3000 Hästräger die Stadt unsicher machen

Gemeinsam mit den furchteinflößenden Kirchheimer „Kloster-Deifeln“ und den dagegen lieblich aussehenden „Deifels-Nonn‘“ machen knapp 80 Gruppen mit etwa 3000 Hästrägern die Stadt unsicher. „Nachdem Deizisau abgesagt hat, hätten wir wahrscheinlich noch einmal 50 Gruppen mehr nehmen können“, sagt Holger Böhm, erster Vorsitzender der Kloster-Deifel. Sie waren allerdings schon letztes Jahr im August „übervoll“. Er spricht ein großes Lob an die Stadt Kirchheim aus, die der ganzen Veranstaltung früher zwar etwas skeptisch gegenüberstand, von der man aber mittlerweile viel Unterstützung erfährt. Auch am „schmotzigen Donnerstag“, der dieses Jahr auf den 27. Februar fällt, sind in Kirchheim die Narren los: Um 17.17 Uhr findet der Rathaussturm statt.