Oberkübler Steffen Kauderer freut sich über 40 Täuflinge, die nun in der neuen Saison ihr Häs tragen dürfen und vollwertige Mitglieder geworden sind.

Es ist schon ein paar Tage her, dass Emrah Güyüldar Felbe zum offiziellen Kübler wurde: Am 6. Januar ist der Cannstatter mit türkischen Wurzeln in der Narrengilde der Felben des Kübelesmarkts zum vollwertigen Mitglied geworden – mit der Taufe. Seine Frau Christina Rottenecker hat diese Zeremonie ebenfalls absolviert. Die 42-Jährige kommt aus dem Schwarzwald und kennt die Fasnet. Für Güyüldar, dessen Eltern aus dem Osten der Türkei stammen, ist das alles neu. Mitglied will er auch deshalb werden, sagt er, um sich noch mehr in Bad Cannstatt zu integrieren. Der 48-jährige Ladeninhaber aus der Küblergasse zeigt sich offen für das Neue. Er trug, wie vorgeschrieben, ein Jahr lang das Leihhäs eines Felben.

 

Beim Eintrag ins Narrenbuch mit den Tränen gekämpft

Auch Antje Heck wurde kürzlich getauft. Bei ihr ist es Familientradition, erzählt sie, die viele Jahre zum Schmotzigen Donnerstag auf den Wochenmarkt gegangen ist. Dann erfuhr sie, dass schon Mutter, Vater und Tante Felben bei den Küblern und der Großvater im Musikverein Kübelesmarkt aktiv war. Deshalb sagte sie sich, dass es schade wäre, wenn die Tradition verloren geht. „In der Gemeinschaft und im Häs habe ich mich gleich sehr wohl gefühlt.“ Die Taufe sei der Höhepunkt gewesen. „Es war würdevoll. Ich war stolz, dass ich da gestanden bin“, sagt Heck.

Als sie die Urkunde bekommen und sich ins Narrenbuch eingetragen habe, habe sie mit den Tränen kämpfen müssen. „Hier kommen Menschen zusammen, die nie außerhalb der Fasnet miteinander sprechen würden. Doch da ist der Verein, der verbindet“, sagt die 51-jährige Altersvorsorgespezialistin. Da bekomme sie Gänsehaut.

Jeder Neuling muss sein Häs selber nähen

Oberkübler Steffen Kauderer freute sich über 40 Täuflinge, die als neue Hästräger aufgenommen wurden. Die hohe Zahl ergibt sich aus der Pause durch die Pandemie. Die Kübler feiern in zwei Jahren ihr 100-jähriges Bestehen. Wer in dem Verein und etwa bei den Felben Mitglied werden will, muss sein eigenes Häs nähen. Außerdem braucht der zukünftige Narr zwei Bürgen. Ist die Entscheidung gefallen, ist am 6. Januar Tauftag. Kaum sind die Masken abgestaubt, geht es zum Jakobsbrunnen. Dort wird der Brunnengeist erweckt. Der Täufling darf Sauerwasser trinken und einen Spruch dazu sagen: „Ich trinke aus dem Henkeltopf, damit ich werd’ ein rechter Narrentropf.“ So geschehen, taufte Maskenmeister Axel Rahm die Neulinge mit Wasser, bevor die anderen Felben ihr neues Mitglied mit Wasser bespritzten. Nach einem Schnaps gab es den Stempel auf die Stirn: „Eigentum der Kübler“.

Emrah Güyüldar will Mutmacher für andere Kulturen sein

Danach durfte der Getaufte sein Häs anziehen und erhielt die Urkunde und die für ihn geschnitzte Maske. Emrah Güyüldar hat es geschafft. Der Staplerfahrer will „Mutmacher“ sein auch für andere Kulturen, mitzumachen. Steffen Kauderer unterstreicht: „Wir sind da offen. Nicht umsonst gab es das Europäische Narrentreffen hier 2009 mit über 20 Gruppen aus anderen Ländern, die zeigten, dass sie eine ähnliche Tradition haben wie wir.“ Kauderer stammt aus einer Fasnetsfamilie. Er ist quasi seit der Geburt Mitglied bei den Küblern. Er wurde 2002 getauft und sagt: „Es ist eine tolle Gemeinschaft über viele Generationen hinweg.“