Seit dem Jahreswechsel ist im Spittl richtig viel los: Hier werden jedes Jahr 15 neue Wagen für den großen Weiler Fasnetumzug gebaut.

Für sie ist die Weiler Fasnet bekannt: Rund 20 große Wagen rollen jedes Jahr zum großen Umzug am Fasnetssonntag durch die Gassen der Keplerstadt, nehmen oft mit Augenzwinkern Bezug auf Stadtpolitik oder die großen Momente der Popkultur. Einen Großteil von ihnen baut die Narrenzunft AHA jedes Jahr neu. Im Spittl beginnen die Ehrenamtlichen dafür schon zwischen Weihnachten und Neujahr mit Sägen, Hämmern, Schweißen und Bohren.

 

Rund fünf der Wagen gehören inzwischen zum Standardrepertoire der Narren, etwa der Hexenwagen mit dem ikonischen „Dreher“, auf dem einige Hexen durch die Luft gewirbelt werden – oder der klassische Zunftmeisterwagen. 15 Gefährte werden aber eigens für den großen Umzug jedes Jahr neu gebaut. Ideen dafür dürfen die Mitglieder der Wagenbautruppe im November einbringen und vorstellen. Thematisch sind eigentlich keine Grenzen gesetzt, aber arg politisch wird es auch nicht. „Da halten wir uns eigentlich raus“, erklärt Martin Gairhos. Er ist seit 2006 Chef der Wagenbauer. Große Events würden aber meistens automatisch mitgedacht, sagt er – vergangene Saison etwa mit einem Barbie-Wagen. Oder das Jahr davor mit einem, der die Fußball-WM in Katar aufs Korn nahm.

Beim Bauen ist Teamwork gefragt

Im Team der Wagenbauer sind hauptsächlich gelernte Fachhandwerker, Mechatroniker, Schreiner oder Maler. In der Hochsaison werkeln im Spittl jeden Abend 15 bis 20 Narren. „Und man hilft sich gegenseitig aus“, sagt Gairhos. Für die 15 neuen Wagen bestellt sein Trupp jährlich Material für rund 20 000 Euro. Besonders für Farbe und Holz, etwa Pressspanplatten, geht dabei ein großer Batzen drauf. „Inzwischen machen wir aber auch viel mit Gips oder Pappmaché“, erklärt der Wagenbau-Chef. Und auch Recyceln ist angesagt: Haben die Wagen ihren großen Auftritt beim Umzug hinter sich, werden sie entweder verkauft oder wieder rückgebaut und das Material, so gut es geht, wiederverwendet – für Paletten zum Beispiel.

Ob es den Wagenbauer im Herzen schmerzt, wenn die großen Kunstwerke wieder in ihre Einzelteile zerlegt werden? „Manchmal schon“, sagt Gairhos. „Aber es ist halt so und fertig.“ Im nächsten Jahr würde es eben neue Themen geben. So manch spektakuläre Kreation hat der Chef der Wagenbauer schon erlebt – einen fliegenden Teppich auf dem Radlader etwa, oder eine kleine Titanic. Lässt sich ein Teil des Wagens mit Hydraulik auch noch bewegen, umso besser. So viel sei schon mal verraten: Auf einem der Wagen wird in diesem Jahr ein überdimensionaler Yoda wackeln.

Thema Nummer eins beim Wagenbau bleibt trotz allem Spaß bei der Gestaltung: Die Sicherheit. Gründlich kontrolliert wird jeder Wagen, bevor er zum Umzug aus der Halle rollt. „Bisher ist noch nie etwas passiert“, sagt Gairhos – und klopft dreimal auf Holz.