Sieben Wochen lang auf Pessimismus verzichten – das hat sich unsere Redakteurin einfacher vorgestellt. Die Fastenaktion der evangelischen Kirche hat es auch aufgrund der Corona-Krise in diesem Jahr in sich. In Woche fünf ging es um Zuversicht – die kann man gerade wirklich brauchen.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Waiblingen - Als ich am Aschermittwoch mit dem Pessimismus-Fasten begonnen habe, hätte ich nicht gedacht, dass es so herausfordernd wird – aber damals war auch noch nicht abzusehen, wie massiv sich unser Leben binnen weniger Wochen verändern würde. „Meine Zuversicht ist bei Gott“, lautete das Motto der fünften Fastenwoche. Doch wenn man die Berichte zur Corona-Pandemie verfolgt, dann kann es manchmal schon schwierig sein, zuversichtlich zu bleiben.

 

Fragen, die keiner beantworten kann

Werden die Maßnahmen fruchten? Wie wird unser Gesundheitssystem mit der Pandemie zurechtkommen? Was passiert mit denjenigen, die wegen des Coronavirus’ über Wochen ihre Waren oder Dienstleistungen nicht mehr anbieten können? Wie lange dauert das alles noch? Was macht das mit unserer Gesellschaft? Und vor allem: Werden Familienangehörige und Freunde eine Infektion mit dem Coronavirus gut überstehen?

Manchmal habe ich mich in der vergangenen Woche ein Stück weit verloren in solchen Fragen, Grübeleien und Befürchtungen. Doch so viele Informationen man auch sammelt, so viel man auch liest in der Hoffnung, auf etwas Beruhigendes zu stoßen – es gibt keine Antworten auf all diese Fragen. Niemand weiß, was in den kommenden Tagen und Wochen geschehen wird. Trotz aller Ungewissheit zuversichtlich zu bleiben, das ist wohl eine der Herausforderungen des Glaubens.

„Meine Zuversicht ist bei Gott.“ Diese Worte aus Psalm 62 haben etwas Tröstliches für mich. In allen Unsicherheiten kann ich immer noch auf Gott vertrauen. Das beruhigt heute noch wie es vor mehr als 2000 Jahren Menschen beruhigte: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft“, schreibt der Psalmist. Um das Stillwerden ging es in der fünften Fastenwoche auch im Begleitbuch: „Es ist heilsamer, in Ruhe über Nöte nachzudenken, als nervös zu werden wegen all dem, was mir schwierig erscheint“, schreibt Susanne Breit-Keßler, die Kuratoriumsvorsitzende der Fastenaktion „Zuversicht! 7 Wochen ohne Pessimismus“. „In der Ruhe und Besinnung liegt unser Heil. In Stillhalten und Zuversicht gewinnen wir neue Kraft.“

Ruhe finden im Gebet

Wenn mich etwas beunruhigt, versuche ich zunächst, mir so viele seriöse Informationen wie möglich zum entsprechenden Sachverhalt zu beschaffen. Wissen gegen Angst – auf der rationalen Ebene des Verstandes funktioniert das wunderbar. Aber meine Seele kommt im Strudel der Informationen nicht zur Ruhe. Dafür braucht es dann doch das Innehalten, wie im Begleitbuch beschrieben: „Ruhepausen sind ein Geschenk Gottes. Sie sind ein Angebot, sich wieder einmal auf ein Gespräch mit Gott einzulassen“, schreibt Breit-Keßler. Im Alltagstrubel vergesse ich dieses Angebot hin und wieder. Aber wenn ich es wahrnehme, kehrt ein Stück Zuversicht zurück, wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit. Doch das Angebot steht – heute und an jedem neuen Tag.