Er steigt von seiner Wolke und schimpft. Bruder Christophorus alias Christoph Sonntag hat die Landespolitik zum Schwitzen gebracht.

Fellbach - Schwarzwald satt am Sonntagabend: im ersten Programm der „Tatort“ aus Freiburg, im Dritten das „Jüngste Gerücht“ mit Christoph Sonntag, dieses Mal umrahmt von Baumstamm und Bollenhut. Das sei das Ergebnis einer „sehr intelligenten Programmplanung“, frotzelte der Comedian am Samstag bei der Aufzeichnung seines „Jüngsten Gerüchts“. Bereits zum siebten Mal schlüpfte er in der Alten Kelter in Fellbach in die Kutte des 1717 gestorbenen Mönchs namens Bruder Christophorus, der alljährlich vom Himmel steigt und den Politikern im Ländle die Leviten liest.

 

Die hochrangigen Vertreter der Landesregierung wie der Opposition waren am grauen Samstagvormittag fast alle gekommen, bis auf die AfD – die war erst gar nicht eingeladen worden. Zur Fastenpredigt gehört das Starkbier, zu diesem der Fassanstich, für den Ministerpräsident Winfried Kretschmann dieses Mal neun Schläge benötigte.

Die kabarettistische Rahmenhandlung spielte in einer „Schwarzwaldklinik“ genannten Rehaeinrichtung für Politiker. Mit dabei das Duo Dui do ond de sell, Thomas Schreckenberger und Sonntags Sohn Samuel, außerdem erstmals Bärbel Stolz alias die Prenzlschwäbin und – herausragend am Piano – Horst Maria Merz. Dazu Erpfenbrass als Blech blasende Stimmungsmacher und das Wanke-Ensemble.

Gaisburger Marsch als Stärkung

Und schließlich Sonntags Solo, nach dem manch einer der Adressaten in den ersten Bankreihen den Gaisburger Marsch brauchte, um wieder zu Kräften zu kommen. Winfried Kretschmann kam als „Rübezahl“ unter lauter Zwergen am besten weg. Innenminister Thomas Strobl hielt Bruder Christophorus vor, dass es die CDU im Land bei der jüngsten Umfrage nur auf 23 Prozent gebracht habe: „Diesen Wert hatte früher Gerhard Mayer-Vorfelder im Blut – als Restalkohol in der Fastenzeit.“ Noch schlimmer stehe es freilich um die SPD. An Leni Breymaier gerichtet meinte er: „Bei Ihnen reicht der Stoff von Klasse eins, Rechnen im Zahlenraum von eins bis zehn.“ Ohnehin frage man sich bei der SPD: „Ist das Politik, oder kann das weg?“ Auch Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer musste einstecken: Manche Städte hätten so wenig Sicherheitskräfte, dass der OB nachts Streife laufen müsse. Palmer sitze bei den „älteren Leuten“, damit es keine Schlägerei gebe.

Großes Thema auch beim Jüngsten Gerücht: der Feinstaub. Der himmlische Bruder konnte dem vollen Saal erklären, warum der Expressbus X 1 häufig kaum Passagiere hat. Das sei eine Strategie der Stadt, um doch noch Luftkurort zu werden. „Der soll die gute Luft von den Cannstatter Weinbergen ans belastete Neckartor bringen. Dazu muss der Bus leer sein.“ Gerüchtehalber halte es sich ohnehin nicht um eine Bus-, sondern um eine Fluchtspur für Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der durch Abwesenheit glänzte. „Er traut sich wieder einmal nicht her“, konstatierte Sonntag. Das sei ein Phänomen, das man aus der Schule kenne: Durchfall am Tag der Zeugnisausgabe.