Die Abteilung der Spvgg Weil der Stadt feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Das Geburtstagskind kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.

Weil der Stadt - In 50 Jahren kann viel passieren. Das weiß auch Roland Buhl. Der Faustball-Abteilungsleiter der SpVgg Weil der Stadt ist seit 48 Jahren im Verein aktiv und hat damit fast das ganze Abteilungsbestehen miterlebt. Er blickt auf eine ereignisreiche Zeit zurück: „Es gab Höhen und Tiefen und unglaublich viele unvergessliche Erinnerungen. Zum Beispiel die sportlichen Erfolge, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die familiäre Atmosphäre und die freundlichen Kollegen im Club sowie der Bau des Vereinsheims.“

 

Diese Erinnerungen rief Buhl in seinem Rückblick anlässlich des 50-jährigen Abteilungsbestehens wieder hervor. In lockerer Atmosphäre feierten 90 geladene Gäste, darunter der gesamte Spvgg-Vorstand, den runden Geburtstag. Am kommenden Wochenende werden die Feierlichkeiten mit zwei Faustball-Turnieren abgeschlossen. Zunächst findet am Samstag von 12 Uhr an ein Jedermann-Turnier mit 15 Mannschaften auf drei Feldern statt. Beim Mini Jubiläums-Cup am Tag darauf duellieren sich jeweils zwölf Teams der Altersklasse U 12 von 10 Uhr an und der U 10 von 14 Uhr an.

Kooperation mit dem VfB Stuttgart

Diese Kinder sollen die Zukunft des Vereins bilden. Seit der gerade abgelaufenen Feldsaison hat die Spvgg Weil der Stadt in Kooperation mit dem VfB Stuttgart wieder eine U 10 und eine U 12 gemeldet. In Bernhard Rössle und Wolfgang Erhardt werben zwei VfB-Verantwortliche an den Schulen im Weil der Städter Umkreis um Nachwuchs – und das ziemlich erfolgreich. Bis zu 25 Kinder, die im Jugendbereich noch nicht in Frauen- und Männerteams aufgeteilt werden, besuchen die Trainingseinheiten. Die U 10 wurde in ihrem ersten Jahr direkt ungeschlagen Bezirksmeister, die U 12 Dritter.

Faustball findet also Anklang, auch in Form einer Schul-AG. „Aufgrund der Ganztagesschulen lässt das Interesse der Kinder an einem Vereinssport abends nach. Deshalb sind wir Clubs gezwungen, in die Schulen zu gehen. Das ist für Berufstätige tagsüber zwar schwierig, aber es klappt ganz gut“, lobt Buhl den Einsatz und ergänzt: „Es gefällt den Kindern natürlich auch, wenn sie in VfB-Trikots gekleidet werden und ab und zu ins Fußballstadion dürfen.“

Aufschwung bei den Frauen

Auch bei den Frauen erfreut sich Faustball immer größerer Beliebtheit. Die Frauenmannschaft stieg 2015 in die zweite Bundesliga auf, musste im darauffolgenden Jahr aber wieder zurück in die Schwabenliga. Der Anteil der Faustballerinnen und weiblichen Mitglieder ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. „Vielleicht liegt es daran, dass der übermächtige Fußball bei den Frauen nicht so beliebt ist wie bei den Männern“, so Buhl.

In naher Zukunft erhofft er sich auch weitere Erfolge der Männer 45. Derzeit spielt das Team in der Verbandsliga und ist regelmäßig in den bundesweiten Endrunden vertreten. In zwei Jahren erfolgt der Übergang in die Altersklasse 55, wodurch die Titelchancen wieder steigen. Neben diesen Mannschaften sind derzeit auch noch eine Frauenmannschaft in der Bezirksliga sowie ein Männerteam aus zahlreichen ehemaligen Jugendspielern in der Gauliga gemeldet. Dazu sollen sich in den kommenden Jahren noch weitere Jugendmannschaften gesellen. „Unsere Priorität liegt nicht darauf in der höchsten Liga zu spielen, sondern den Mitgliedern viele Partien zu ermöglichen. Um hoch zu spielen, müssten wir Spieler von anderen Vereinen holen. Wir setzen aber bewusst auf Eigengewächse“, so Buhl.

Dritte Plätze bei Deutschen Meisterschaften

Dennoch erinnert er sich gerne an die sportliche Hochphase in den 1990er Jahren zurück. 1991 übernahm der bis dahin faustballfremde Dietmar Lauser als Manager die Geschicke der Abteilung. Über Sponsoren und Veranstaltungen kam Geld zusammen, über das er verfügen konnte. So kamen einige Spieler aus anderen Vereinen nach Weil der Stadt. Auch wenn es nie zum Titel sondern zu vier Mal Bronze reichte, war das Team regelmäßig in den Endrunden um die Deutsche Meisterschaft vertreten.

„Das ‚Modell Weil der Stadt‘ war in Faustballdeutschland in aller Munde, wir waren die Nummer eins in Sachen Marketing und Außendarstellung. Wir haben einem Spieler aus Nürnberg für die Fahrten ins Training ein Auto zur Verfügung gestellt, an einem Turnier in Brasilien teilgenommen und uns mit Ausgehanzügen eingekleidet. Wir waren quasi Amateure unter Profibedingungen. Wahnsinn“, gerät Buhl regelrecht ins Schwärmen. Mit dem Rücktritt Lausers 2000 ging es wieder zurück in Richtung Normalität, 2009 wurde die Mannschaft sogar abgemeldet.

Ein Überbleibsel aus dieser Zeit erfüllt Buhl heute noch mit Stolz: das in Eigenarbeit gebaute Vereinsheim. Mit Hilfe von Zuschüssen der Stadt und des Vereins sowie einiger Kontakte entstand es innerhalb von zwei Jahren und wird bis heute genutzt. Darüber hinaus bleiben zahlreiche Erinnerungen aus den vergangenen 50 Jahren.