Die Frauen der Spvgg Weil der Stadt starten an diesem Wochenende in die Zweite Bundesliga. Damit kommt wieder mehr sportliches Leben in den Verein, der über 20 Jahre bei den Männern in der deutschen Spitze mitmischte.

Weil der Stadt - Lange Jahre ist die Sportvereinigung Weil der Stadt eine Faustball-Hochburg gewesen. Die Männer spielten von 1986 an über 20 Jahre in der ersten Bundesliga, holten bis ins Jahr 2006 insgesamt sechsmal eine Bronzemedaille bei deutschen Meisterschaften. In diese Euphorie hinein bauten sie sogar ihr eigenes Faustballstadion. Dann hörten die Leistungsträger altersbedingt nach und nach auf, von unten rückten keine Talente nach. Die Begeisterung nahm rapide ab, es wurde still um den Faustballsport in Weil der Stadt. Aktuell gibt es noch eine aktive Herrenmannschaft in der untersten Klasse – der Gauliga. Das Aushängeschild der Weiler der Städter waren in den vergangenen Jahren die Herren 45.

 

Parallel zu dieser Entwicklung im aktiven Herrenbereich tat sich hingegen einiges bei den Frauen der Spvgg Weil der Stadt. Sie sind in der vergangenen Hallen-Saison in die Zweite Bundesliga aufgestiegen und bestreiten jetzt am Wochenende in Böblingen ihr erstes Saisonspiel. Die lange Tradition Bundesliga lebt also wieder auf bei der Sportvereinigung.

Das Gros der aktuellen Frauenmannschaft hat in Weil der Stadt schon in der Jugend zusammen Faustball gespielt. Dann trennten sich ihre Wege, weil es für sie im Verein keine Perspektive gab, Beruf und Familie Vorrang hatten. Sie blieben in Kontakt und vor gut zwei Jahren beschlossen sie, es noch einmal miteinander zu probieren. Trainer war zu diesem Zeitpunkt Dirk Bößmann, der mit den Frauen in der vergangenen Hallenrunde die Meisterschaft in der Schwabenliga feierte. Allerdings mussten sie trotz ihres Spitzenplatzes noch die Aufstiegsspiele bestreiten, bis sie endlich auf den Sprung in die Zweite Bundesliga anstoßen durften.

In der Feldrunde 2016 hat Constantin Reutter das Amt von Bößmann übernommen. Der 33-Jährige ist selbst aktiver Faustballer, der als Weil der Städter in seinem Heimatverein mit diesem Mannschaftssport begonnen hat. Die Bundesliga-Zeit hat er als Spieler noch in der Endphase miterlebt, dann wechselte er zum Erstligisten nach Unterhaugstett. Damit der Vater einer Tochter seine Familie, Beruf, die eigene Faustball-Leidenschaft und die Trainertätigkeit unter einen Hut bekommen kann, wechselte er zum Zweitligisten nach Grafenau. „Ganz aufhören kann ich noch nicht, und in der zweiten Liga der Männer passt es, weil sich unsere Ligaspiele nicht überschneiden.“

Bundesliga-Erfahrung bringen zwei Frauen mit. Zuspielerin Simone Vetter – die Tochter von Abteilungsleiter Roland Buhl – und Abwehrspezialistin Sarah Heider waren in Böblingen aktiv und zusammen in der Nationalmannschaft im Einsatz. Heider bringt sich zwischenzeitlich auch hinter den Kulissen als stellvertretende Abteilungsleiterin ein. Im Angriff ist die 1,84 Meter große Pia Kilian die Nummer eins. Die 23-Jährige studiert in Worms und sammelte in der Feldrunde beim TV Käfertal Bundesliga-Erfahrung. Jetzt geht sie wieder in Weil der Stadt an die Leine. Kilian wird im Angriff von Sandra Frank und Tanja Klaissle unterstützt – letztere ist die einzige, die ihre Faustball-Wurzeln nicht in Weil der Stadt hat, sondern aus Frankfurt kommt und früher Handball spielte. Quereinsteigerin ist auch die Ehefrau des Trainers. Bianca Reutter kommt vom Rhönrad-Turnen und spielt seit eineinhalb Jahren Faustball. Nebenbei ist sie als Jugendtrainerin eingestiegen und betreut schon mehr als zehn Nachwuchstalente.

Gegner in der Zweiten Bundesliga sind der TV Stammheim, TV Böblingen, TSV Gärtringen II, TSV Schwieberdingen, TV Schwabbach sowie die Aufsteiger FV Glauchau-Rothenbach, TSV Staffelstein und die TSG Mantel-Weiherhammer. „Das weiteste Auswärtsspiel ist beim FV Glauchau, wir müssen mehr als 500 Kilometer nach Sachsen anreisen“, sagt Constantin Reutter. Da wird die Mannschaft dann eine Übernachtung mit einplanen. Der Weg zum ersten Ligaspiel an diesem Sonntag (11 Uhr) beim TV Böblingen ist überschaubar. Dort spielt Weil der Stadt gegen den Gastgeber sowie gegen den TV Stammheim.

Erster Heimspieltag der Weil der Städter Frauen ist am Sonntag, 27. November (10 Uhr, Sporthalle des Johannes-Kepler-Gymnasiums). Gegner sind der TSV Gärtringen II und der TV Schwabbach. „Wir werden mit Sicherheit um die Punkte kämpfen müssen“, sagt Trainer Constantin Reutter, der mit seinem Team den Klassenehralt anstrebt. Und in der kommenden Feldrunde, in der Weil der Stadt noch in der Schwabenliga unterwegs ist? „Da wollen wir auch in die Bundesliga“, so der Coach.