An diesem Samstag ist es so weit –die beiden Superstars Franck Ribéry und Arjen Robben bestreiten nach zehn gemeinsamen Jahren ihr letztes Bundesligaspiel für den FC Bayern München. Eine Würdigung zum Abschied.

Sport: Marco Seliger (sem)

München/Stuttgart - Einmal noch, wenn sie denn dürfen. Einmal noch, und am besten so: Manege frei für Arjen Robben (35) und Franck Ribéry (36). Zirkusdirektor Robben hat schon einen Plan: „75 000 Fans, die Arena ist voll. Ein letztes Mal nach zehn Jahren, bei Franck nach zwölf Jahren. Wir beide spielen von Anfang an: Angreifen und nochmal deutscher Meister werden. Es gibt’s nichts Schöneres. Ich bekomme schon Gänsehaut, wenn ich nur darüber spreche.“

 

An diesem Samstag, im letzten Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr), bekommt die Gänsehaut womöglich noch eine Gänsehaut obendrauf.

Arjen Robben und Franck Ribéry, zum letzten Mal in Münchens Arena für den FC Bayern (das gemeinsame Abschiedsspiel am selben Ort steigt dann 2020). Rib und Rob, Robbery, längst eine der Weltmarken des Fußballs, die Exzentriker, etwas ganz Großes, die Flügelzange schlechthin also verlässt die Bundesliga.

Womöglich fließen Tränen, in jedem Fall aber wird es Emotionen satt geben. Vor dem Spiel, hinterher, und vielleicht auch während der 90 Minuten – falls der Trainer Niko Kovac die beiden nochmal ranlässt.

Der legendäre Robben-Move

Dann, wenn Ribéry nochmal über links zum Tempodribbling ansetzt. Oder wenn Robben nochmal seinen berühmten, seinen legendären, ja, seinen so einfachen wie sensationellen Move macht. Mit dem Ball am Fuß von der rechten Seite nach innen ziehen, immer schneller, die Schritte im Staccato-Takt, am besten mehrere Gegner ausspielen – und dann der Schuss mit links ins lange Eck, vorzugsweise in den Giebel. Sieht so einfach aus, kann aber nur einer genau so – das ist die große Kunst des Fußballs.

Herrschaftszeiten, was für zwei Typen. Und was für zwei Kicker, die jetzt Servus sagen.

Ribéry kommt 2007 zum FC Bayern, Robben zwei Jahre später, sie sind die Gesichter einer erfolgreiche Dekade des Rekordmeisters – weil sie nicht nur Höhen lieferten, sondern auch Tiefen. Weil man mit ihnen leiden konnte, weil man sie manchmal auch verteufeln durfte ob ihrer bisweilen egomanischen Züge. Schwierige Charaktere, schwierige Wege. Stars, die menscheln, die Fehler machen. Die auf dem Platz und daneben gerne auch mal deftig übers Ziel hinausschießen, aber immer alles geben. Deshalb haben sie in München längst Heldenstatus erlangt. Aalglatt und stromlinienförmig sind andere. Ribery und Robben gehen den kantigen, den steinigen Weg nach oben.

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„Oh Franck Riberyyyyyy“, singen die Bayern-Fans längst zur Melodie von „Aux Champse-Elysees“. Auch Robben, dem Champions-League-Siegtorschützen von 2013, widmen sie eigenes Liedgut. Nach der Melodie von Matthias Reim („Ich hab geträumt von dir“) handelt es von der „Wembley-Nacht“ und schließt rhythmisch: „Der Arjen hat‘s gemacht.“

Jetzt kommt es zum Schlussakkord. Die beiden haben ausgespielt bei den Bayern, in einer Woche noch steigt das DFB-Pokalfinale in Berlin gegen RB Leipzig, dann ist Schluss. Der Zirkus wird aus der Stadt sein – nach zahllosen großen Vorführungen. Der Franzose und der Niederländer, der Siebener und der Zehner, sie waren große Nummern in Münchens Manege. Ribéry wird acht mal deutscher Meister. Robben schafft es sieben Mal.

Und beim größten Triumph, dem Champions-League-Sieg 2013, legt Ribéry seinem Kumpel kurz vor Schluss das Siegtor zum 2:1 gegen den BVB in Wembley auf. Großer Sport. Und das Ende einer, nun ja, wunderbar kitschigen Geschichte.

Denn ein Jahr vorher noch gibt es das große Drama. Das berühmte Finale dahoam, Königsklasse gegen Chelsea, Robben verschießt einen Elfmeter in der Verlängerung. Die Bayern verlieren, sind am Boden. Tränen bei Ribery, Tränen bei Robben. Und ein paar paar Wochen vorher schon ist es zum Eklat gekommen.

Ribéry knallt Robben zur Pause eine in der Kabine. Weil Robben ihn nicht hat schießen lassen bei einem Freistoß im Halbfinale gegen Real Madrid. Es ist ein reinigendes Gewitter, die beiden Diven raufen sich fortan zusammen. Ribéry drückt es später so aus: „Es ist egal, wer das Tor macht. Hier ist nicht der FC Ribéry oder der FC Robben.“ Ein Jahr später macht tatsächlich der FC Bayern im Finale das Tor zum 2:1 gegen BVB. Torschütze: Robben. Vorlagengeber: Ribéry.

Längst sind die beiden nun dicke Kumpels, und wer weiß, vielleicht verlassen sie die Arena im Münchner Norden an diesem Samstag gemeinsam, Arm in Arm. Wohin die Reise der beiden dann geht, ist noch offen. Klar ist eins: Die Bundesliga wird ärmer sein ohne Arjen Robben und Franck Ribéry.

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