Die Mittelstürmer haben es angesichts der hohen Ansprüche beim FC Bayern München traditionell sehr schwer – was auch der aktuelle Fall belegt.

München - Noch Fragen? Der ARD-Reporter hebt erwartungsvoll die Stimme. Da muss doch gleich eine Lobeshymne folgen, denkt er vermutlich. Dann streckt er Pep Guardiola das Mikro entgegen und stellt dem Bayern-Trainer die Frage, wie er an diesem Abend die Leistung von Mario Mandzukic gesehen hat. Aber Guardiola antwortet nicht mit einer Lobeshymne, sondern nur kurz. „Mario war gut“, sagt er – sonst nichts. Keine Fragen mehr?

 

Doch, denn Guardiola hätte im Fernsehen ja schöne Sätze sagen können – wie: „Mario hat eine tolle Reaktion gezeigt.“ Oder: „Er ist heute an seine Schmerzgrenze gegangen.“ Oder: „Er hat bewiesen, wie wertvoll er für das Team ist.“ All das wäre richtig gewesen – und eigentlich lobt Guardiola auch gerne seine Spieler. Über Mandzukic sagt er aber nur, dass er gut war.

Das stimmt jedoch nicht einmal, denn er war sogar überragend. Der Kroate erzielte beim 5:0 gegen Frankfurt einen Treffer und bereitete noch zwei weitere vor – mit einer blutenden Kopfwunde, die er sich schon in der Anfangsphase bei einem Zusammenprall mit dem Torwart Kevin Trapp zugezogen hatte und die später erneut aufplatzte. Aber Mandzukic (27) hat sich durchgebissen. Das war sein Signal, da er in München eine harte Zeit hinter sich hat – und auch noch vor sich.

Vor dem Auftakt der Rückrunde in Gladbach ist er aus dem Kader geflogen, weil ihm Guardiola mangelndes Engagement im Training unterstellte – eine Demütigung für einen, der unter Experten als einer der einsatzfreudigsten Angreifer in ganz Europa gilt. Vorgezogen wurde ihm beispielsweise ein 19-jähriger Amateur namens Ylli Sallahi. Es könne jede Woche passieren, dass zwei oder drei erstklassige Spieler auf der Tribüne sitzen, sagt Guardiola. Bis jetzt ist das jedoch nur einem widerfahren: Mandzukic.

Er passt nicht zu Guardiola und nicht in dieses Pep-System. Da helfen ihm auch die elf Tore wenig, die er in dieser Saison bereits erzielt hat – nur der Berliner Adrian Ramos hat eines mehr auf dem Konto. Und bald kommt auch noch Robert Lewandowski (25) aus Dortmund, der erklärte Wunschspieler von Guardiola, auf dessen Betreiben hin der Wechsel vor einem Jahr eingefädelt wurde. Mandzukic könnte das als Mobbing verstehen. Aber reden will er darüber nicht.

Das wollten seine vielen Vorgänger meistens auch nicht. Sie haben stumm gelitten wie er, da sich sein Fall nahtlos in die lange Liste von Stürmern einreiht, die bei den Bayern zuerst hoch gestiegen und dann tief gefallen sind. Volle Rückendeckung spürte keiner – weder Giovane Elber noch Roy Makaay oder Luca Toni oder Miroslav Klose oder Mario Gomez. Immer lief es wie bei Mandzukic – nach dem Motto: Der Nächste, bitte!

Jetzt ist Lewandowski der Nächste. Mandzukic war der Nächste nach Gomez – und so weiter. Nein, nein, versichern die Bayern in Person ihres Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge pflichtschuldig, die Verpflichtung von Lewandowski bedeute keineswegs, dass man nicht mehr mit Mandzukic plane. So klang das einst jedoch auch in den Fällen von Elber bis Gomez – das Ende ist bekannt. Sprachdiplomatie, aus der höchstens Franz Beckenbauer ausschert: Angesichts des Lewandowski-Transfers erwarte er bei Mandzukic, „dass man sich gegenseitig die Hand gibt und sich trennt“, sagt der Ehrenpräsident.

Jetzt im Winter war das allerdings noch kein Thema, obwohl prominente Vereine wie Juventus Turin, Manchester United und der FC Arsenal vorstellig geworden sind. Aber die Bayern wissen, dass sie die kämpferischen Qualitäten von Mandzukic vielleicht noch brauchen – speziell in der Champions League, wenn es allein mit spielerischen Mitteln nicht funktioniert.

Also geht er im Sommer. Ivan Cvjetkovic ist der Berater von Mandzukic. Die schriftlich vorgetragene Bitte der StZ, sich zur Situation seines Schützlings zu äußern, beantwortet er auch schriftlich so: „Nein danke. Liebe Grüße, Ivan.“ Noch Fragen? Nein danke. Guardiola hat ja gesagt, dass Mandzukic gut gewesen ist. Liebe Grüße, Pep!