Thomas Müller ist in der Startelf zurück und spricht über sein Herz. Der FC Bayern feiert auf dem Weg zum Titel den höchsten Sieg unter Trainer Tuchel.

Dass sich etwas verändert hat beim FC Bayern, war auch an den vielen launigen Momenten nach dem Abpfiff zu erkennen. Präsident Herbert Hainer stellte dem FC Augsburg für einen Sieg gegen den Verfolger Borussia Dortmund am kommenden Sonntag einen „Bierzug“ in Aussicht.

 

Thomas Müller scherzt schon wieder

Dass sich etwas verändert hat beim FC Bayern, war nach dem 6:0 (2:0) gegen den FC Schalke 04 vor allem auch daran zu erkennen, dass sich Thomas Müller nach ein paar Wochen Redepause äußerte und dabei scherzte. „Ich muss schon sagen, aus dem Stand einen 90er“, hob Müller wegen seines Einsatzes über die gesamte Spieldauer an, nachdem er gegen Hertha und Bremen jeweils für eine knappe halbe Stunde eingewechselt worden war.

Nun ist der 33-Jährige im Stile einer Führungskraft aufgetreten und hatte bedacht mit links zum 1:0 eingeschoben (21.). Später übte er selbstironisch Selbstkritik. „Ich muss ja noch zwei Tore mindestens mehr machen“, sagte der Offensivspieler, „gerade bei der letzen Chance, da hatte ich das Gefühl, ich wurde massiv gehalten im Strafraum, aber es war kein Gegner da. Also da war die Luft dann hintenraus schon knapp.“

Wie ein Chamäleon

Es hat noch weitere heitere Momente gegeben nach dem durchweg überzeugenden Sieg, der wie der Farbwechsel eines Chamäleons daherkam. Statt irgendwie grau, leuchteten die Münchner nun strahlend rot-weiß. Maßgeblich dazu beigetragen hatte Serge Gnabry mit seinen Toren zum 3:0 (50.) und 4:0 (65.). Auch der mit 13 Treffern beste Ligatorschütze der Bayern wirkt nach seinem Zwischentief wie verwandelt. In den vergangenen drei Spielen gelangen ihm vier Tore. Hinzu kamen noch die Treffer durch Joshua Kimmichs Foulelfmeter (29.), den eingewechselten Mathys Tel (80.) und Noussair Mazraoui (90.+2).

Zurück blieb der Eindruck, dass der FC Bayern pünktlich zum Meisterschaftsfinale wieder als FC Bayern zu erkennen ist. In den holprigen ersten Wochen mit Tuchel seit der Trennung von seinem Vorgänger Julian Nagelsmann Ende März hatte es so gewirkt, als schwebe über dem Verein die Frage, wie man zurückkommt zum traditionellen Selbstbild. Nun scheint sich diese Frage in eine „Mia san’s wieder“-Antwort verwandelt zu haben.

Trainer Tuchel lobt sein Team

„Gut begonnen, schneller gespielt als zuletzt, flüssiger kombiniert, nie die Grundordnung verloren“, zählte Tuchel lobend auf. Er verwies auf eine „gute Ausstrahlung“ über 90 Minuten, man habe „Vertrauen gewonnen“, das verschüttete Selbstverständnis komme zurück. Zwei Prüfungen stehen noch aus gegen Leipzig und in Köln. Schon am kommenden Wochenende könnte die Titelentscheidung fallen. Gewinnt der FC Bayern gegen RB und der BVB tags darauf in Augsburg nicht, stünden die Münchner zum elften Male in Serie als Meister fest.

Auf dieses Ziel soll sich die ganze Konzentration richten. Salihamidzic möchte deshalb nicht über die Zukunft der Mannschaft samt Mittelstürmersuche sprechen. Bei den Vorstellungen, was der Kader benötige, liege er mit Tuchel und den anderen Entscheidern im Verein „voll auf einer Linie, immer“, behauptete er. Das sollte übrigens kein Scherz sein. Auch Müller möchte nicht über seine Zukunft sprechen. „Egal, was ich jetzt sagen würde, das würde uns überhaupt nicht weiterbringen“, sagte er. Grundsätzlich gelte, sein Herz sei nach 23 Jahren beim FC Bayern „roter als rot“.

Aussagen über Abschied ins „Phantasialand“ schicken

Einen Bericht der „Sport-Bild“, er denke an einen Abschied, müsse er „ins Phantasialand schieben“. Und was sagt Tuchel zu Hainers Aussage, Müller sei „unverzichtbar“? Der Trainer lachte und scherzte, diesmal allerdings latent sarkastisch. „Wenn der Präsident das sagt, dann widerspricht der Trainer nicht.“ Auf Gnabrys Torquote angesprochen, scherzte er wieder, ähnlich süffisant wie zunächst bei Müller. Tuchel sagte über Gnabry: „Unverzichtbar, der Nächste.“