Das Duell zwischen Bayern und Dortmund verspricht Hochspannung, Dramatik, guten Fußball – und eine mögliche Vorentscheidung im Titelrennen. Unsere Redakteure schlagen sich auf je eine Seite der beiden Kontrahenten.

München - Es könnte das vorentscheidende Spiel im Meisterschaftrennen in dieser Saison sein. An diesem Samstag (18.30 Uhr) treffen der FC Bayern und Borussia Dortmund aufeinander. Doch wie geht das Knallerspiel aus? Siegen die ewigen Bayern oder schaffen es die Dortmunder, sich vielleicht entscheidend abzusetzen? Unsere Redakteure Carlos Ubina und Philipp Maisel treten zu einem Pro und Contra an.

 

Carlos Ubina – Die Altstars wollen es noch einmal wissen

Wenn es nach Uli Hoeneß geht, dann bricht an diesem Samstag in der Allianz-Arena kurz nach Halbsieben am Abend die Hölle los – für Borussia Dortmund. Und der Bayern-Präsident selbst will sich 90 Minuten später wie ein Münchner im Himmel fühlen – als großer Sieger des Bundesligaknallers. Trotz aller Probleme, die der deutsche Rekormeister durch diese Fußballsaison schleppt. Alterndes Personal, Defensivschwächen, Angriffsmisere. Der Trainer Niko Kovac hatte einiges zu tun, um die Mannschaft in der Erfolgsspur zu halten. Jetzt haben sie gemeinsam die Chance, das Ganze zu einem guten Ende zu führen. Diese Möglichkeit werden sich weder der kroatische Coach noch das Starensemble von der Isar entgehen lassen.

Die Meisterschaft ist Pflicht und darauf richten sie bei den Münchnern alle Kräfte aus, auch die Künstler Thiago und James, die gegen vermeintlich schwächere Gegner – wie den Zweitligisten 1. FC Heidenheim beim jetzt schon legendären 5:4 im Pokal – gerne mal die Defensivarbeit vernachlässigen. Auf großer Bühne grätschen sie aber auch.

75 000 Zuschauer im ausverkauften Stadion, zig Millionen TV-Zuschauer vor den Bildschirmen in 205 Ländern – das 100. deutsche Clásico ist wie geschaffen für den alten FC Bayern. Noch einmal wollen die in Ehren ergrauten Dribbelkönige Ribéry und Robben die Meisterschale in Händen halten, und noch einmal wollen die schwächelnden Weltmeister Mats Hummels und Co. beweisen, dass mit ihnen zu rechnen ist.

In diesem einem Spiel ist das möglich, und bis zum Saisonende auch durchzuhalten. Zukunftsweisend ist diese Bayern-Mannschaft jedoch nicht mehr – sie tritt ab und genau deshalb wird sie dem BVB ein letztes Mal in dieser Konstellation die Hölle bereiten, um mit der siebten Meisterschaft in Folge im siebten Fußballhimmel zu landen.

Philipp Maisel – Vollgas-Fußballer wecken die Fußball-Romantik

Wenn am 28. Spieltag der FC Bayern München und Borussia Dortmund aufeinandertreffen, dann kann es doch nur einen Sieger geben: Die Schwarz-Gelben. Zumindest für diejenigen, in denen noch ein Restkontingent von Fußball-Romantik schlummert.

Denn auch wenn Bajuwaren wie auch die Pott-Pöhler längst in einer eigenen Liga spielen, den nationalen Konkurrenten entwachsen sind, so bleibt es doch ein Duell mit klarer Rollenverteilung. Hier die ihre Nase stets weit oben tragenden Bayern, dort der Club aus der Arbeiterregion, wo ein offen ausgesprochenes Wort noch etwas zählt. Hier das blasierte „Mia-san-Mia“-Credo, dort das Hashtag #EchteLiebe, dem man genau das auch abnimmt. Hier der kühle Karrierist Niko Kovac, der oftmals aalglatt und berechnend wirkt.

Dort der liebenswerte Franko-Schweizer Lucien Favre, dem man jederzeit seine Ersparnisse anvertrauen würde. Hier ehemalige Klasse-Kicker wie Jerome Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels – dort aufstrebende Vollgas-Fußballer wie Jadon Sancho, Christian Pulisic und Manuel Akanji.

Doch auch abseits aller Fußball-Romantik, die danach giert, dass der Underdog dem Serienmeister ein Schnippchen schlägt, gibt es gute Gründe für einen BVB-Erfolg: Während in München Woche für Woche der Baum brennt und mittlerweile selbst der Zweitligasechste an den einst unerschütterlichen Grundfesten der Bayern-(Selbst-)Herrlichkeit rütteln kann, hat man in Dortmund die Delle schon durchschritten. Ist ruhig geblieben. Hat auf kontinuierliches Arbeiten gesetzt. Dem Trainer das Vertrauen ausgesprochen. Vertrauen und Kontinuität – zwei Komponenten, aus denen Erfolg erwächst.