Der FC Bayern erlebt in der nächsten Corona-Hochphase eine ungewöhnliche Jahreshauptversammlung. Katar ist ein Streitthema. Die Pandemie trifft den Bundesliga-Krösus sportlich und wirtschaftlich.

München - Das Gedenken an die verstorbene Torjäger-Legende Gerd Müller stand ganz am Anfang der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München, bei der die Bosse um Oliver Kahn und Herbert Hainer auch das Streitthema Katar ansprachen und aushalten mussten. Im Audi Dome gab es dabei vereinzelte Pfiffe, als sich Vereinspräsident Hainer über die teilweise „niederträchtige“ Tonlage im öffentlichen Diskurs um die Geschäftsbeziehungen mit dem Wüstenstaat beklagte. Im Laufe des Donnerstagabends sollte das Thema noch eingehender erörtert werden.

 

„Stehen für gesellschaftliche Werte“

Hainer stimmte in Anwesenheit des Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß und den mit freundlichem Beifall bedachten Trainer Julian Nagelsmann erstmal eine Hymne auf seinen Verein an. „Der FC Bayern wird niemals ein kickender Konzern werden“, sagte er. Der FC Bayern setze in der Fußballwelt „Maßstäbe“. Ein spezieller Dank galt auch Hansi Flick, dem Sieben-Titel-Coach und Vorgänger des 34-jährigen Nagelsmann.

Beim ersten Mitgliederkonvent in der Corona-Pandemie wurden die zahlreichen Titel-Trophäen nicht nur der Fußballer einzeln auf die Bühne getragen, etwa die Meisterschale durch Nationalspieler Leroy Sané. „Wir stehen für gesellschaftliche Werte“, versicherte Hainer. Präsidiumswahlen standen in diesem Jahr nicht auf der Tagesordnung.

Hainer wirbt für das Impfen

Corona beeinflusste auch den Ablauf des ersten Mitgliederkonvents seit Ausbruch der Pandemie Anfang 2020. Maximal 1700 Mitglieder waren unter der 2G-plus-Regel zugelassen. Der Serienmeister wird in der vierten Welle nicht nur sportlich durch infizierte und in Quarantäne gezwungene Profis hart getroffen. Hainer warb darum nochmals fürs Impfen als „besten Weg“ aus der Pandemie. Man rede auch ständig mit den eigenen Profis. Zugleich stellte sich Hainer schützend auch vor ungeimpfte Spieler wie Joshua Kimmich, der gerade positiv auf das Virus getestet worden ist: „Es ist nicht in Ordnung, unsere Spieler und vor allem unseren Joshua Kimmich an den Pranger zu stellen!“

Der Bundesliga-Krösus muss durch Corona auch große finanzielle Einbußen verkraften. Der Konzern-Gesamtumsatz schrumpfte in der Saison 2020/21 auf 643,9 Millionen Euro. Das sind über 100 Millionen Euro weniger als im Rekordjahr 2018/19. Immerhin gab es noch einen minimalen Gewinn von 1,9 Millionen Euro nach Steuern. Kahn bewertete das Finanzergebnis angesichts der außergewöhnlichen Umstände als „gut“. Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen sieht Deutschlands Topclub auch in Pandemiezeiten „auf einem soliden Fundament“.

Fans kritisieren Partnerschaft mit Qatar Airways

Größter Ausgabeposten waren wieder die Personalkosten inklusive der Spitzengehälter für die Stars wie Robert Lewandowski von annähernd 350 Millionen Euro. Die wichtigsten Einnahmeposten sind Sponsoring und Vermarktung (206,7 Mio Euro) sowie der Spielbetrieb (147,9 Mio).

Zum Sponsorenergebnis trägt auch die lukrative Partnerschaft mit Qatar Airways bei, die einem Teil der Mitglieder und Fans massiv missfällt. Der Versuch des Mitglieds Michael Ott, die Versammlung über das Katar-Sponsoring abstimmen zu lassen, war wenige Stunden vor der Versammlung vom Landgericht München I zurückgewiesen worden.

Ott will mit Gleichgesinnten erreichen, dass der Verein Druck auf die FC Bayern AG ausübt, damit der bis 2023 laufende Millionenvertrag mit der staatlichen Fluglinie Katars beendet und nicht verlängert wird. Das WM-Gastgeberland 2022 steht in Menschenrechtsfragen und den Arbeitsverhältnissen etwa auf den WM-Baustellen stark in der Kritik.